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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Berlent endlich ihren Blick und bestellen zwei Cocktails. Ally sagt zu Tim, er solle sich besser ein bisschen beeilen. Sie haben keine Zeit zum Flirten. Ally bringt Caine sein Getränk und Aidan und Jane ihre Alabama Slammer. Der Alkohol gibt Jane den Rest. Sie ist betrunken. Anstatt nach Hause zu gehen, beschließen Aidan und sie, noch ein bisschen um die Häuser zu ziehen. Ist schließlich ihr Geburtstag. Sie ist 25.
    Sie trinkt weiter, während   … Tim Shamus sich ganz gemütlich um zwei ins Bett legt; er wacht rechtzeitig auf, und Marlin Kramer kriegt seinen Flug   … Jane hält auf dem Heimweg bei dem koreanischen Laden an und kauft eine Packung Marlboro Light. Es ist ihre erste Zigarette seit   … sie 21 ist und zwei Enchiladas und ein Hähnchen-Taco erbricht. Der Rauch mischt sich mit dem Geruch ihres unverdauten Abendessens. Sie schwört, nie wieder eine Zigarette zu rauchen. Sie tut es auch nie wieder. Sie wird 97   Jahre alt. Seth Greenberg, der ihr von ihren sechs Urenkeln am nächsten steht, weint bei ihrer Beerdigung.
    … aber jetzt, mit 25, raucht sie. Es schmeckt toll in der kalten Nachtluft. Sie fragt sich, warum sie überhaupt aufgehört hat. Sie hört nie wieder auf. Aidan kann den Rauch nicht ertragen. Es kommt zum Streit. Er hat eine Affäre mit Tammy Monroe, seiner Sekretärin. Er trennt sich von Jane. Sie geht zu einem Psychiater. Er verschreibt ihr Zoloft. Es hilft, aber nicht genug. Am Abend ihres dreißigsten Geburtstags beschließt sie, ihn damit zu begehen, dass sie zwanzig Tabletten mit einem Glas Tequila hinunterspült.
Ihre Leiche wird zwei Wochen später gefunden, als Nachbarn den Geruch melden.
    …
    «Warten Sie!» Caine bekam kaum Luft. Er riss die Augen auf und starrte die Bedienung –
Ally, sie heißt Ally
– an, als hätte er ein Gespenst gesehen.
    «Möchten Sie noch etwas?», fragte sie.
    Über ihrer Schulter konnte Caine einen blonden Mann
(Aidan)
sehen, der versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Caine war wie gelähmt, er wusste nicht, was er tun sollte. Ihm war klar, dass er etwas verändert hatte. Wenn er wieder abtauchte, würde er wissen, was aus Ally, Tim, Marlin, Matt, Lenore, Aidan, Jane und Tammy geworden war/​wurde/​werden würde. Und aus den Leuten, deren Leben sich mit dem dieser acht Menschen kreuzte. Und aus ihrem möglichen/​wahrscheinlichen/​unmöglichen Nachwuchs. Und aus ihren Freunden. Und –
    «Alles in Ordnung mit Ihnen?», fragte die Bedienung erneut.
    «Ich   … ich   … äh   …» Caine konnte nicht sprechen. Und auf einmal hüllte er Caine wieder ein – dieser widerwärtige Gestank von menschlichen Fäkalien, die mit verfaultem Fleisch und verdorbenem Obst durchmischt waren, bedeckt von Schimmel, mit Galle durchtränkt, wimmelnd von Maden. Während seine Augäpfel sich nach oben drehten, spürte er, wie er vorwärts fiel. Er wusste, dass er mit entsetzlichen Schmerzen aufwachen würde, weil sein Kopf der Tischkante entgegenschnellte, aber es war ihm egal; die gnädige Bewusstlosigkeit raste auf ihn zu wie ein Güterzug.
    Er hörte das besorgte Aufschreien seiner Freunde. Jasper. Nava. Doc. Ihre Stimmen hallten in seinem Kopf. Und dann, obwohl bereits jedes Neuron in seinem Gehirnprotestierend kreischte, begann er wieder zu sehen. Seine Augen waren geschlossen, aber die Szenen spulten sich vor ihm ab wie in einem Horrorfilm.
    …
    Sie leben. Sie leiden. Sie sterben.
    Immer wieder bleibt Caine nichts anderes übrig, als es mit anzusehen.
    Alles geschieht, auf jede nur erdenkliche Weise. Er ist sich vage bewusst, dass er im
Jetzt
gerade neun Sekunden lang laut schreit, was einem wie eine Ewigkeit vorkommen kann, wenn man sich im
Jetzt
befindet.
    Aber er lernt noch etwas.
    Er lernt, was das wirklich bedeutet: eine Ewigkeit.
    …
    Als Caine erwachte, war er nicht überrascht, pochende Kopfschmerzen zu haben.
    «David, alles in Ordnung?» Das war Nava.
    «Ja», sagte er und rieb sich vorsichtig den Schädel.
    «Was ist passiert?», fragte Doc.
    Caine öffnete den Mund, um zu antworten, aber es kamen keine Wörter raus. Er konnte kaum begreifen, was er gesehen hatte. Als Erstes waren die Bilder klar und deutlich gewesen, aber als sie sich in derselben Raumzeit überlagerten, verschmolzen sie plötzlich miteinander. Es war, als hätte er sich eine Diashow angesehen, bei der jedes neue Bild für den Bruchteil einer Sekunde auf einem leeren weißen Bildschirm sichtbar war und dann auf die Bilder projiziert wurde, die er

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