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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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zum Laufen gebracht.
    Da klingelte sein Telefon. Obwohl Forsythe den Anruf dringend erwartet hatte, schrak er hoch. Er griff zum Hörer und unterbrach damit das schrille Klingeln. «Haben Sie ihn?»
    «Nein. Sie wussten, dass wir kommen. Die Tür war verbarrikadiert,und die Zielperson hatte sich bereits einen Fluchtweg zurechtgelegt.»
    Forsythe fuhr sich mit der Hand über das lichte Haar. Wenigstens versuchte Crowe nicht, es schönzureden.
    «Was ist mit dem Zwilling?», fragte Forsythe.
    «Den haben wir. Ich hab ihm fünfzig Milligramm Amobarbital verpasst. Das sollte für die nächsten drei Stunden reichen.»
    Forsythe seufzte erleichtert. «Er muss unter allen Umständen bewusstlos bleiben. Sobald er anfängt, zu sich zu kommen, verabreichen Sie ihm nochmal 25   Milligramm.»
    «Verstanden.»
    Nach einem unangenehmen Moment des Schweigens sagte Crowe: «Sir, David Caines Bodyguard ist tot, und wir haben seinen Bruder. Caine steht ohne Schutz da und ohne Freunde. Er dürfte bald wieder auf der Bildfläche erscheinen, und dann kommt er uns nicht mehr davon.»
    «Ihr Wort in Gottes Ohr», sagte Forsythe und legte auf. Er war enttäuscht, dass sie Testperson Beta noch nicht hatten, aber Crowe hatte Recht – es war nur eine Frage der Zeit. Bis dahin konnte er mit dem Zwillingsbruder einige Tests durchführen. Wenn Testperson Beta wirklich über die Gabe verfügte, die sie bei ihm vermuteten, dann bestand aller Grund zu der Annahme, dass sein Bruder sie ebenfalls besaß.
    Forsythe konnte seine Ankunft im Labor kaum erwarten, er wollte unverzüglich mit den Tests beginnen. Obwohl er bei dem Zwilling die Zwischenschritte am liebsten übersprungen und sofort einen Gewebeschnitt seines Temporallappens vorgenommen hätte, wusste er doch, dass sie noch monatelange chemische Analysen vor sich hatten, bis es so weit war. Bis dahin musste man den Zwillingvoraussichtlich in einem nahezu konstanten katatonischen Zustand belassen.
    Erst nachdem sie alles herausgefunden hatten, was es herauszufinden gab, würden sie seinen Schädel öffnen.
     
    Trotz der pochenden Schmerzen in seinem Knie ging Caine weiter. Als er die Explosion hörte, zog er sich in ein Starbucks zurück. Zuerst ging er auf die Toilette und wusch sich das Blut von den Händen. Sein Hemd war mit feinen roten Spritzern übersät, aber daran konnte er nichts ändern. Er müsste nur den langen schwarzen Mantel zugeknöpft lassen.
    Als Koffein und Zucker seines zweiten Espressos zu wirken begannen, öffnete Caine verstohlen Navas Rucksack. Obwohl er den Inhalt bereits kannte, war es beruhigend, ihn nochmal mit eigenen Augen zu sehen. Es handelte sich um zwei Pistolen – eine Sig-Sauer und eine Glock   –, zwanzig Ladeclips Munition, einen Störsender, einen GP S-Tracker , ein PDA und drei verschiedene Ausweise mit den entsprechenden Kreditkarten. Aber was ihn vorrangig interessierte, waren die drei Bündel 2 0-Dollar - Scheine , fünfzig Scheine in jedem Bündel.
    Dreitausend Dollar waren nicht genug für sein Vorhaben, aber immerhin ein Anfang. Er schloss einen Moment lang die Augen, dann verließ er das Café. Es dauerte gerade mal vierzig Sekunden, bis ein Taxi hielt.
    «Wohin?», fragte der Fahrer mit gelangweilter Stimme.
    «East Village», sagte Caine. «Ecke Seventh und Avenue D.»
     
    Vor Navas geistigem Auge tauchte das Bild ihres brennenden Körpers auf. Ihre Haut verfärbte sich rubinrot und begann, Blasen zu schlagen und sich in langen, blutigenStreifen zu schälen. Die Hitze kam ihr ganz und gar lebendig vor, wie ein Tier, das sie mit einer Flammenzunge begierig ableckte.
    Der Rauch umwogte ihr Gesicht, drang in ihre Lunge vor. Er versengte ihr die Lippen, das Zahnfleisch, den Rachen. Sie widerstand dem Drang, die Augen zu öffnen, weil sie wusste, dass sie ohnehin nichts erkennen würde. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf zu atmen.
    Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, wie Caine sich auf sie gerollt und sie bewusstlos geschlagen hatte. Nun waren ihre Arme eingeklemmt. Sie drehte die Handflächen nach oben und streckte die Fingerspitzen aus. Alter verschlissener Stoff   … das Sofa. Es musste über sie gekippt sein, schützte sie vor den Flammen. Sie stieß ihr Gesicht in das Sitzkissen, der alte Stoff diente ihr als Luftfilter. Sie musste hier bald raus. Viel länger hielt sie das nicht mehr aus.
    Sie hatte gerade noch genug Kraft, um einmal kräftig zuzustoßen. Jetzt oder nie. Sie drückte mit dem rechten Arm das Sofa hoch.

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