Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
Schwerstarbeit. Zwar hatte er schon ein nettes Sümmchen beisammen, aber nicht genug, um sich zu beschaffen, was er zu Jaspers Befreiung benötigte. Es wurde Zeit, die Einsätze zu erhöhen.
    Bei dem Gedanken überkam ihn ein vertrautes Gefühl. Er kannte das schon – auf dem Höhenflug einer Glückssträhne zu sein, zuversichtlich, dass ihn nichts zum Absturz bringen konnte. In solchen Momenten setzte er alles auf einen River Flush und stand am Ende ohne einen Cent da.
    Aber nicht diesmal. Diesmal war alles anders. Diesmal wusste er, dass er es draufhatte. Er musste sich nur konzentrieren – und seinen Magen im Griff haben   –, dann würde es klappen.
    «Wie wär’s, wenn wir mal ein bisschen Spannung in die Sache bringen?», sagte Caine und schob seinen großen Stapel nach vorn. «Ich habe siebenfünf und ein paar Zerquetschte. Wie wär’s mit einem kleinen Zweikampf? Jeder fünf Karten, Sie mischen, ich hebe ab, der Gewinner kriegt alles. Wie sieht’s aus, Walter?»
    Walter hob die Augenbrauen. Caine konnte beinahe hören, wie er das Für und Wider abwog. Er wusste, dass Walter in der vergangenen Woche mehrere tausend Dollar gewonnen hatte, also war er flüssig. Aber selbst wenn nicht, Walter war ein leidenschaftlicher Zocker. Er konnte der Herausforderung unmöglich widerstehen. Dennoch beschloss Caine, seinem Erzrivalen noch einen kleinen Schubser zu verpassen.
    «Wenn Sie nicht wollen, sagen Sie’s einfach – in Ihrem Alter muss man ja nicht mehr alles mitmachen.»
    Walter machte ein finsteres Gesicht. Caine wusste, wie pubertär es war, sich über Walters Alter lustig zu machen, aber er wusste auch, dass es funktionierte. Eine Sekunde später zählte Walter einen Riesenhaufen Chips ab und rief Nikolaev herüber. Nach einer kurzen Unterredung nickte Nikolaev zustimmend. Der Geber ergänzte Walters Stapel um drei lila Chips.
    Er schob sie nach vorn. «Fangen wir an.»
    Walter hielt seine Hand hin, und der Geber teilte ihm ein neues Blatt aus. Walter begann zu mischen. Hinter geschlossenen Augenlidern sah Caine gebannt zu, wie die Karten ineinander verschwammen.
    …
    Die Karovier liegt über dem Herzbuben. Mischen. Die Vier ist zwischen zwei Damen. Mischen. Sie liegt unter dem Kreuzass. Mischen. Auf der Pikvier. Mischen.
    …
    «Aufwachen und abheben», sagte Walter und knallte die Karten vor Caine auf den Tisch. Caine ließ die Augen zu. Stattdessen streckte er die Hand aus und legte sie auf den Stapel. Er befand sich nach wie vor im
Immer
.
    …
    Seine Finger streichen über die Ränder der Karten, während er versucht, die richtige Stelle zum Abheben zu finden. Wenn er hier abhebt, kriegt er zwei Fünfen, aber Walter hat drei Achten. Hier hat er einen König und einen niedrigeren Wert, aber Walter hat ein Paar Zweien. Hier hat er –
    …
    «Aufhören mit dem Scheiß und abheben», sagte Walter und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Caine machte vor Schreck die Augen auf und wurdeaus dem
Immer
gerissen; seine Finger zuckten, hoben gegen seinen Willen ab. Eine Sekunde lang hielt er die Karten nur in der Luft, während sich in seinem Magen eine schreckliche Beklommenheit breit machte.
    «Na, nun legen Sie sie schon hin.»
    Caine ließ die Karten sinken und hatte Angst, die Augen zu schließen. Hatte Angst, zu sehen. Als Walter zu geben begann, lächelte er, spürte Caines Nervosität.
    «Was ist los? Haben Sie auf einmal Angst?»
    «Mund halten, Walter.» Das war Schwester Straight.
    Caine war erleichtert, dass sie da war, aber er verbarg das Gefühl. Er gab sich entspannt, obwohl ihm der Schweiß übers Gesicht lief. Was, zum Teufel, machte er da eigentlich? Jasper war an einen O P-Tisch gefesselt, und er saß hier und zockte, um genug Geld für seine Rettung zusammenzubekommen. Als er diesen Pfad zum ersten Mal im
Immer
gesehen hatte, war ihm die Idee völlig abstrus vorgekommen, aber er hatte seine Zweifel beiseite geschoben und beschlossen, zu glauben. Und nun schau sich das einer an – er war wieder genau da, wo er immer war, und riskierte seine Zukunft beim Kartenspiel.
    Ein toller Dämon, wirklich.
    «Nun?» Walter deutete auf die fünf Karten, die umgekehrt vor Caine lagen. Langsam nahm Caine sie hoch und fächerte sie auf, eine nach der anderen. Mit jeder Karte, die er sah, sank seine Hoffnung.
    Pikfünf.
    Kreuzsieben.
    Pikbube.
    Herzzwei.
    Karoneun.
    Völliger Mist.
    Er schloss die Augen und versuchte zu wiederholen, wasgeschehen war, als er Leary in der Gasse niedergeschossen hatte,

Weitere Kostenlose Bücher