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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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exakte Dosierung für eine dauerhafte Neurolepsie des Zwillings. So schwierig Tversky auch war, in diesem Punkt hatte er Recht: Am besten erprobte man das Verfahren erst einmal an dem Bruder, nur für den Fall, dass etwas schief ging.
    Forsythe drückte ein paar Tasten an seinem Terminal und klickte «Ausführen», als der Computer ihn fragte, ob er dem Zwilling die gewählten Medikamente ganz sicher verabreichen wollte. Während die Drogen durch die Infusionskanüle in den Arm des Zwillings strömten, ließ sich auf dem Bildschirm bereits beobachten, wie dessen Augen glasig wurden, wie sein Blick sich leerte. In weniger als drei Stunden würde es keinen Jasper Caine mehr geben, nur noch eine leibliche Hülle, die um einiges zugänglicher und respektvoller sein würde. Und die über keinen freien Willen mehr verfügte.
    Forsythe wandte seine Aufmerksamkeit von dem Zwilling ab und fügte dem aktuellen Medikamentenmix vonTestperson Beta ein Narkotikum hinzu. Es war nicht sinnvoll, gewalttätige Aktionen zu riskieren. Als er fertig war, seufzte Forsythe. Ohne Drogen wären die Experimente so viel eindeutiger. Er war jedoch zuversichtlich, dass die Zwillinge auch in diesem Zustand noch genug Leistung bringen würden. Und wenn nicht, dann sollte sein Team in der Lage sein, ein Pharmazeutikum zu entwickeln, mit dem sich die Hirnchemie der Zwillinge replizieren ließ; ähnlich, wie es Tversky bei Testperson Alpha gelungen war.
    Dann waren die Zwillinge ohnehin entbehrlich.
     
    Der Lieferwagen setzte Nava 150   Meter von dem Gebäude entfernt ab. Es sah genauso aus wie die anderen sechsstöckigen Betonklötze in dieser Straße, aber Nava wusste, dass die nichtssagende Fassade zur Tarnung gehörte. Sie zog den Schirm ihrer Basecap tiefer ins Gesicht, nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette und trat sie mit dem Stiefel aus.
    Als sie den am Straßenrand geparkten schwarzen Geländewagen erreichte, bückte sie sich und schaute hinter das rechte Vorderrad. Ihr Material lag dort, wie versprochen. Sie steckte den Ausweis ein, streifte das Armband über und ging zum Eingang.
    Sie holte tief Luft und schob sich durch die schwere Drehtür. Die Eingangshalle war vollständig mit Marmorimitat ausgelegt. Ihre Schritte hallten, als sie zum Empfangstresen ging. Der übergewichtige Wachmann legte langsam sein
People- Heft
beiseite, als er sie kommen sah. Nach einem kurzen Blick auf ihren gefälschten Betriebsausweis verbrachte er ganze fünf Sekunden damit, ihre Reisetasche zu kontrollieren.
    Wie erwartet, durchsuchte er nur das Fach, dessen Reißverschluss Nava für ihn öffnete. Das größere Fach, das eineBetäubungspistole, zwei halbautomatische Pistolen vom Typ Glock 9mm, dreihundert Schuss Munition, eine Dose Freon und genug Plastiksprengstoff enthielt, um das Gebäude dem Erdboden gleichzumachen, ignorierte er. Zufrieden, dass sie keine Terroristin war, forderte er sie auf, sich einzutragen, und wandte sich wieder seiner Lektüre zu.
    Mit einem kurzen Lächeln und einem Dankeschön ging Nava energisch zu den Fahrstühlen. Genau in dem Moment, als sie den Knopf drückte, gingen die Türen auf. Sie wollte gerade eintreten, da bemerkte sie, dass schon jemand in der Kabine stand. Er war so in Gedanken, dass er an Nava vorbeihuschte, ohne auch nur aufzusehen. Er hatte ihr Gesicht unter dem Schirm der Basecap nicht sehen können, aber Nava hatte ihn erkannt.
    Es war Doc.
    Einen Moment lang stellte sie sich vor, ihm mit ihrem Dolch die Kehle aufzuschlitzen und ihn in der Eingangshalle verbluten zu lassen. Sie wollte ihn für das töten, was er David angetan hatte. Für das, was er Julia angetan hatte. Aber Nava wusste, wenn sie dieser Verlockung nachgab, würde der Wachmann den Alarm auslösen, und dann würde sie David nicht retten können.
    Und so sah Nava trotz ihrer brüllenden Wut zu, wie Doc an ihr vorbeiging, und sagte kein Wort. Mit mahlenden Kiefern fuhr sie zum fünften Stockwerk hinauf und versuchte, Doc aus ihren Gedanken zu verbannen. Für Rache war später noch Zeit. Als die Türen aufgingen, setzte sie ihre Mission fort.
    Sie trat in einen kleinen Vorraum, der zu zwei gläsernen Doppeltüren führte. Sie öffnete den Rucksack und holte ein elektromagnetisches Gerät von der Größe eines Kartenspiels heraus. Sie hielt es vor den magnetischen Schalteran der Wand und wartete, bis es alle möglichen Frequenzen durchlaufen hatte und ein leises Klicken zu hören war, als die elektronischen Sperrriegel gelöst wurden. Der

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