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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Gegensatz zu David schien er aber bei Bewusstsein zu sein. Seine Stirn war in tiefe Falten gelegt, und ihm zitterten die Hände. Er tat ihr sehr Leid. Die Beschriftung des Monitors besagte, dass er sich in D8 befand. Aufgang D, also weit weg von David. Merkwürdig, dass sie die beiden Gefangenen so weit voneinander entfernt untergebracht hatten. Damit blieb ihr nicht genug Zeit, sie beide zu retten.
    Sie sah auf ihre Uhr. 22   :   48 – noch zwölf Minuten. Sie musste sich beeilen.
     
    Nava sah den langen Korridor hinab. Wie im Foyer war alles weiß, das harte Neonlicht an der Decke blendete einen förmlich. Der Gang erstreckte sich zwanzig Meter weit nach vorn, bevor er sich teilte. Als Nava sich der Abzweigung näherte, vernahm sie zwei tiefe Männerstimmen. Sie blieb stehen und erwog ihre Alternativen. Siewollte nicht gleich drauflosschießen – wenn sie nicht traf, riskierte sie unter Umständen, dass einer von ihnen den Alarm auslöste.
    Wenn sie beide rasch kampfunfähig machte, konnte sie sich in einem der Lagerräume verstecken, die von dem Flur abgingen. Aber wenn es einem der Männer gelang, einen Schuss abzufeuern, würde dies dem geheimen Charakter ihrer Rettungsaktion ein jähes Ende setzen. Sie musste sich rasch entscheiden.
    Sie beschloss, ohne Pistolen auszukommen. Sie verstaute sie und machte sich für den Nahkampf bereit. Sie war eine ausgezeichnete waffenlose Kämpferin, aber wenn die Sache haarig wurde, konnte sie immer noch ihren Dolch einsetzen.
    Als erstes musste sie die beiden trennen. Am einfachsten war es, den einen kampfunfähig zu machen, bevor der andere merkte, was los war, und sich dann um den zweiten zu kümmern. Sie wich einige Schritte zurück und drückte sich gegen eine der zurückgesetzten Türen des Flures. Dann nieste sie. Oder machte zumindest ein Geräusch, das wie ein Niesen klang. Einer der ältesten Tricks überhaupt, aber ihrer Erfahrung nach wurden überhaupt nur die besten Tricks alt.
    Die Männer stellten ihre Unterhaltung sofort ein. Nava konnte beinahe spüren, wie sie lauschten, wie sie die Ohren spitzten, um auch das leiseste Geräusch zu vernehmen. Sie hielt den Atem an.
    «Hast du das gehört?»
    «Klang wie ein Niesen.»
    «Ja. Bleib hier, ich seh mal nach.»
    Schwere Schritte stampften den Flur hinab. Nava wartete, bis er fast vor ihr war; erst dann zeigte sie sich. Sie sahen sich eine Sekunde lang in die Augen, dann griff siean. Er war vielleicht einsfünfundachtzig groß und wog gute hundert Kilo, hatte rotblonde Haare, eine wuchtige Stirn und einen noch wuchtigeren Schlagstock, den er sofort nach Navas Kopf schwang. Sie trat auf ihn zu und fing seinen Unterarm mit den behandschuhten Händen ab. Dann verdrehte sie sein Handgelenk und setzte all ihre Kraft ein, um ihn über ihre Schulter zu schleudern.
    Aber er war zu schnell – er riss seinen anderen Arm hoch und schlug sie hart mit dem Handballen vor die Brust, presste ihr die Luft aus der Lunge und brach ihren Griff. Ihr blieb nur ein kurzer Moment, bis der andere Wachmann begriff, dass etwas nicht stimmte. Für Eleganz war keine Zeit.
    Sie packte seine Schultern und rammte ihm mit aller Kraft ein Knie in den Schritt. Als sie den vernichtenden Aufwärtshaken anbrachte, der ihn k.   o. schlug, war die Farbe bereits aus seinem Gesicht gewichen. Er fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, sein Schlagstock polterte zu Boden.
    «McCoy, alles in Ordnung?», rief sein Kollege eine Sekunde später. Wenn er klug war, löste er den Alarm aus, bevor er nachgucken kam. Aber da die meisten Soldaten nicht gerade für überragende Intelligenz bekannt waren, ging Nava davon aus, dass ihr noch Gelegenheit zum Handeln blieb. Sie griff sich McCoys Schlagstock und raste um die Ecke.
    Dieser Wachmann war viel kleiner, hatte jedoch den Körperbau eines Gewichthebers. Sie schleuderte den Schlagstock ohne viel Schwung in Richtung seiner Knie. Instinktiv bückte er sich und fing ihn auf, vergaß dabei jede Deckung. Dieser Fehler sollte ihm kein zweites Mal unterlaufen.
    Nava wirbelte herum und knallte ihm den Absatz ihresStiefels mit einem brutalen Tritt seitlich gegen den Kopf. Er ging nicht zu Boden, war aber einige Sekunden lang desorientiert, und mehr brauchte Nava nicht. Sie ließ ihren Ellbogen auf seinen Nacken hinunterkrachen und brach ihm dann mit einem harten Knietritt zum Kinn den Unterkiefer.
    Er fiel um und blieb liegen.
    Eine Minute später, nachdem sie die beiden Wachen betäubt und in einen der Lagerräume

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