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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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gering   …
    Gering? War er denn von allen guten Geistern verlassen? So etwas wie Ereignisse von geringer Wahrscheinlichkeit gab es nicht mehr. Forsythe hob den Hörer auf, um noch einmal bei Grimes anzurufen, aber es ertönte kein Freizeichen. Er drückte die Gabel hinunter und ließ sie langsam wieder kommen, um das Telefon zum Funktionieren zu bringen.
    Die Leitung war immer noch tot.
    Er knallte den Hörer auf, immer und immer wieder. Kunststoffsplitter flogen in alle Richtungen, während sicheine weitere Schicht seiner geistigen Gesundheit verabschiedete.
     
    Nava lehnte sich an die Tür. Sie atmete schwer. Sie hatte während des kurzen Rückwegs den zweimal stehen bleiben und sich ausruhen müssen. Ihr linker Fuß schien Tonnen zu wiegen. Mit jedem Schritt war ein Übelkeit erregendes Schmatzen von Blut zu hören. Zum Glück hatte die Stahlkappe ihres Stiefels die Kugel daran gehindert, aus dem Fuß wieder auszutreten; so war wenigstens eine Seite des Wundkanals verschlossen.
    Sie fragte sich, wie lange sie noch bei Bewusstsein bleiben konnte, bevor der Blutverlust sie ohnmächtig werden ließ. Vielleicht noch fünfzehn Minuten, höchstens. Bald würde sie es wissen. Sie nahm einen letzten Atemzug, richtete sich so gerade auf, wie sie konnte, und probierte den Knauf. Er ließ sich nicht bewegen. Sie suchte den abgetrennten Daumen des Latinos aus ihrer Tasche und drückte ihn auf den Scanner. Nichts.
    Scheiße. Sämtliche elektronischen Schlösser waren ausgefallen. Sie machte zwei Schritte zurück, zog die 45er des Dunkelhaarigen aus dem Rucksack und schoss dreimal in das Schloss. Dann stieß sie die Tür auf und humpelte weiter den Flur hinunter. Er hatte so harmlos gewirkt, als er hell erleuchtet gewesen war, nun erschien er ihr bedrohlich und beengend. Sie wollte nicht hier sterben, zehn Meter unter der Erde.
    Sie musste sich konzentrieren. Auf Caine. Ihre Mission. Ihr Ziel.
    Endlich kam sie bei einem Schild an der Wand an, auf dem «Flügel D» stand – sie war bald da. Als sie zum ersten Mal das Sicherheitssystem der Einrichtung gesehenhatte, war es ihr merkwürdig vorgekommen, dass sie Jasper in D8 gefangen hielten, weit weg von seinem Bruder. Nun ergab alles einen Sinn   – David befand sich in D10, ganz nah bei Jasper.
    Sie lehnte sich schwer an die nächste Tür, um wieder zu Atem zu kommen. D6.   Sie war fast dort. Sie atmete tief aus und ging weiter. Trotz der stickigen Luft zitterte sie, und Kälte breitete sich in ihr aus. Das waren bereits die ersten Folgen des Blutverlusts.
    Sie zwang sich zu einem weiteren Schritt   … und zu noch einem. D8.   Nur noch ein paar Schritte. Gleich hatte sie es geschafft. Sie schleppte sich zur Tür am Ende des Gangs, und plötzlich erfüllten ihre letzten Adrenalinreserven sie wieder mit Energie. Anderthalb Meter von D10 entfernt hob sie die Waffe.
    Caine musste hinter dieser Tür sein; er musste einfach. Denn wenn nicht, kam keiner von beiden hier lebend heraus. Sie zielte auf das Türschloss und begann zu feuern.
     
    Caine wollte die Augen öffnen, aber sie waren bereits auf. Ein unglaublich grelles Licht blendete ihn, fraß sich bis in sein Gehirn. Er wollte seine Augen davor schützen, konnte aber die Arme nicht bewegen – er konnte nicht einmal blinzeln. O Gott, er war gelähmt. Moment   … wenn er gelähmt war, dann müsste er doch trotzdem noch blinzeln können, oder?
    Er hörte ein leises Ächzen und begriff, dass es aus seiner eigenen Kehle kam.
    «David, können Sie reden?», fragte eine Frauenstimme. Sie kam ihm bekannt vor. Er kannte sie, es war   …
    «Ich bin’s, Nava. Ich hol Sie hier raus.»
    Nava   … sie hatte ihn gerettet   … hatte ihn zu diesem Unterschlupf bei ihrem Freund gebracht   … und dann waretwas passiert   … etwas Wichtiges. Er war so durcheinander; er fühlte sich, als hätte er Kleister im Kopf.
    Noch mehr Licht   … Finger berührten sein Gesicht, seine Augenlider. Ein metallisches Klicken, ein Kneifen, und auf einmal war sein rechtes Lid frei. Dann sein linkes. Die Lider taten weh, fühlten sich wund gerieben und zu locker an, als ob sie ausgetrocknet und in die Länge gezogen waren. Aber trotz der Schmerzen war es ein wunderschönes Gefühl, die Augen schließen zu können.
    «Ah!», rief er, als ihm plötzlich der linke Arm grässlich wehtat.
    «Tut mir Leid, aber die Kanüle muss raus», entschuldigte sich Nava. «Bin gleich fertig.»
    Wieder dieser stechende Schmerz. Blut stieg auf, als die Nadel

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