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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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niedrig.» Nava stand auf, so als wollte sie aussteigen. Der Speznaz-Agent hielt sie am Arm zurück. Sie drehte sich um, sah ihm zum ersten Mal ins Gesicht und genoss ihre überlegene Position.
    «Ich wusste nicht, dass hier eine Versteigerung stattfindet.»
    «Trotz meiner gegenwärtigen Lage haben Sie doch wohl nicht geglaubt, dass ich eine so einmalige Ware nur Ihnen allein anbiete?»
    «Wer sind denn die anderen Bieter?»
    «Das tut nichts zur Sache.»
    Chang-Sun nickte. «Wollen Sie vielleicht an Mütterchen Russland verkaufen?», fragte er. Das verblüffte Nava, aber sie ließ sich nichts anmerken. Dennoch wusste er, dass sie nun ganz Ohr war. «Ihre ehemaligen Genossen vom SVR fänden es bestimmt höchst interessant zu erfahren,dass Sie so voll und ganz dem Kapitalismus erlegen sind.»
    Nava konzentrierte sich auf ihre Atmung. Sie fragte sich, wie die RDEI von ihrer wahren Identität erfahren hatte, von der ihr eigenes Land nichts wusste. Sie starrte auf Chang-Sun herab, als wäre er ein Insekt.
    «Ich weiß nicht, worüber Sie reden, und es ändert auch nichts am Preis.»
    «Wirklich nicht?» Chang-Sun strahlte sie an und entblößte dabei seine makellosen Jacketkronen, eindeutig ein Produkt westlicher Zahnmedizin. Nun hatte er sie da, wo er sie haben wollte, und das wusste er. Was auch immer die RDEI tun würde – selbst, sie zu töten   –, war bedeutungslos verglichen damit, was passieren würde, wenn der SVR von ihrer Existenz erfuhr.
    «Fünfhunderttausend. Falls Sie immer noch nicht interessiert sind – die RK ist es auf alle Fälle.»
    Der Hals des Speznaz-Agenten lief rot an, als sie die Republik Korea erwähnte. Es war ein Bluff, denn Nava verfügte über keine zuverlässige Kontaktperson zur südkoreanischen Regierung. Dennoch zeigten ihre Worte die gewünschte Wirkung. Chang-Sun nickte hastig.
    «Ich muss mir den höheren Preis von meinen Vorgesetzten noch genehmigen lassen, aber prinzipiell sind wir im Geschäft.»
    «Ich melde mich bei Ihnen, sobald sich die Testperson in meiner Obhut befindet.»
    «Wann wird das sein?»
    «Binnen einer Woche.»
    «Zwei Tage.»
    «So schnell geht das n–»
    Chang-Sun vergrub seine Finger in ihrem Arm und zog sie an sich. Mit leiser, drohender Stimme sagte er: «Wirrichten uns nicht mehr nach Ihren Terminvorstellungen. In zwei Tagen werden Sie uns die Testperson Alpha liefern und dazu die restlichen Forschungsunterlagen des Wissenschaftlers. Sollten Sie nicht pünktlich liefern, werden zwei Dinge geschehen. Erstens werde ich meinen Vorgesetzten sagen, dass Sie diese wissenschaftlichen Dokumente gefälscht haben. Und zweitens werde ich persönlich Pavel Kuznetsov vom SVR anrufen und ihm erzählen, was Sie in den vergangenen zehn Jahren so gemacht haben. Sie haben bereits zwei Fristen verstreichen lassen. Tun Sie das kein drittes Mal.»
    Chang-Sun ließ sie los, und der Zug kam ruckartig zum Stillstand. Die Wagentüren öffneten sich mit einem pneumatischen Zischen. Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er aus und ließ sie mit dem Mann mit der verspiegelten Sonnenbrille allein. Als die U-Bahn aus der Station ausfuhr, fragte sich Nava, wie sie Dr.   Tverskys Testperson Alpha entführen sollte, ohne dass die NSA davon Wind bekam. Sie ging in Gedanken unterschiedliche Szenarien durch, sah aber keine Möglichkeit, das durchzuziehen, ohne dabei jemanden zu töten.
    Es war bedauerlich, aber wenn es nötig war, damit sie aussteigen konnte, würde sie es tun. Sie hatte keine andere Wahl.

Kapitel // 7 //
    Tommy leckte das Innere der öligen Mündung, als das Telefon klingelte. Das Läuten jagte ihm einen solchen Schreck ein, dass er sich um ein Haar das Hirn rausgepustet hätte.
    Zwar hatte er vorgehabt, sich umzubringen, aber etwas vorzuhaben war nicht das Gleiche, wie es zu beschließen. Wenn er erst einmal abgedrückt hatte, gab es kein Zurück mehr, und deshalb wollte er sich hundertprozentig sicher sein. Das schrille Läuten hätte Tommy diese Entscheidung fast abgenommen. Er nahm die .45er aus dem Mund und legte sie auf den Tisch.
    Beim nächsten Mal lege ich den Hörer daneben.
    «Hallo?»
    «Tommy! Hast du schon gesehen?»
    Es war Gina, seine Exfreundin. Sie war der letzte Mensch, mit dem Tommy an diesem Abend gerechnet hätte. «Was gesehen?»
    «Die Nachrichten! Die Zahlen!»
    «Ich weiß nicht, wovon du redest, und ich bin gerade ziemlich beschäftigt. Kann ich dich vielleicht später zurückrufen?»
    «Du weißt noch nicht davon, nicht wahr?», fragte Gina

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