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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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ob sie ihn endgültig in den Wahnsinn treiben würde.
    «Ich darf erst gehen, wenn Sie Ihre Medikamente genommen haben, Mr.   Caine», sagte die Krankenschwester.
    «Ich weiß», sagte Caine leise.
    «Gibt es ein Problem?»
    «Noch nicht.» Die Schwester verstand den Scherz nicht. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte sich Caine den Pillenbecher an die Lippen, legte den Kopf in den Nacken und kippte sich die Kapsel in die Kehle. Dann hob er den mit Wasser gefüllten Plastikbecher und toastete der Krankenschwester damit zu. «Ich trinke darauf, dass es so bleibt!»
    Die Schwester reagierte mit einem verwirrten Blick auf Caines ängstliches Lächeln. Sie sah unter seiner Zunge nach, ob er die Tablette auch tatsächlich geschluckt hatte, und verließ dann den Raum, ließ Caine mit seinen Ängsten allein. Es würde zwanzig Minuten dauern, bis sein Magen die Hülle um Dr.   Kumars neues, experimentelles Medikament verdaut hatte. Was anschließend passieren würde, wusste niemand.
    Caine fragte sich, was er mit seinen (möglicherweise) letzten Momenten geistiger Gesundheit anstellen sollte. Er überlegte, sein Testament zu schreiben, aber er besaß nichts Wertvolles. Hätte Jasper ihn heute nicht besucht, dann hätte er ein paar Zeilen an seinen Zwillingsbruder gerichtet, aber das erschien ihm nun nicht mehr nötig.Letztlich schaltete er den Fernseher ein und schaute sich die zweite Hälfte einer
Jeopardy
-Sendung an.
    Ein pummeliger Mann namens Zeke ließ die anderen beiden Kandidaten ausgesprochen alt aussehen. Er gab beim
Double Jeopardy
alles und nestelte dabei ständig an seiner dicken Brille mit schwarzem Gestell herum. Doch beim
Daily Double
wurde Zeke dann zu gierig und verlor über die Hälfte dessen, was er schon eingestrichen hatte, wodurch er mit einem Abstand von einigen hundert Dollar auf den zweiten Platz zurückfiel. Jetzt kam es auf das
Final Jeopardy
an. Nach einem Schwall von Werbespots für Hundefutter, Minivans und Maklerfirmen kehrte Alex Trebek zurück, um die letzte Antwort zu geben.
    «Als Napoleon diesen Astronomen aus dem siebzehnten Jahrhundert fragte, warum in seinem Buch über das Sonnensystem Gott mit keinem Wort erwähnt wurde, sagte er: ‹Diese Hypothese, Sire, benötige ich nicht.›» Trebek sprach jedes Wort sorgfältig aus, und dann setzte die
Jeopardy -Titelmusik
ein.
    «Wer ist Pierre Simon de Laplace?», fragte Caine das leere Zimmer.
    Er war sich sicher, dass er Recht hatte, doch noch ehe er darüber Gewissheit erlangen konnte, schlief Caine ein und träumte von einer schizophrenen Zukunft.
     
    Forsythe beschrieb mit blumigen Worten, was sie im Science and Technology Research-Labor taten, konnte Nava damit aber keinen Moment lang zum Narren halten. Sie konnte mit einem Wort zusammenfassen, worin der Auftrag des ST R-Labors bestand – «Diebstahl»   –, und das war ein Wort, das Nava nur allzu vertraut war. Sie hoffte nur, dass das, was sie für Forsythe stehlen sollte, auch für die RDEI von Interesse war.
    Sobald man ihr eine Workstation zugewiesen hatte, begann Nava, sich durch die Namen der Dateien zu scrollen, welche die Hacker der STR von Tverskys Computer kopiert hatten. Neben jedem Dokument waren die Dateigröße angegeben, das Erstellungsdatum und die letzten drei Änderungsdaten, anhand deren man abschätzen konnte, ob die Dateien oft bearbeitet worden waren oder nicht. Dann sortierte Nava die Dateien und begann jene zu überfliegen, an denen am häufigsten gearbeitet worden war.
    Wie sie erwartet hatte, ging ein Großteil des Materials weit über ihren Verstand. Um aus Tverskys Journal schlau zu werden, hätte sie an die Uni zurückkehren und zwanzig Semester Biologie, Physik und Statistik studieren müssen. Aber den Versuch war es wert gewesen. Ihr Ziel war es immer, sich direkt mit der Quelle zu befassen, statt sich auf die Interpretationen anderer zu verlassen, in diesem Fall blieb ihr jedoch keine andere Wahl.
    Sie öffnete ein paar der Abstracts, die Forsythes Wissenschaftler verfasst hatten. Als Nava las, was dort stand, bekam sie große Augen. Zum ersten Mal seit zwölf Stunden schienen die Dinge eine günstige Wendung für sie zu nehmen. Was Tversky behauptete, entdeckt zu haben, war reine Science Fiction. Zwar lieferten seine Daten noch nicht den endgültigen Beweis, aber anscheinend war er ganz nah dran. Nava konnte ihr Glück kaum fassen. Der Schwarzmarktwert dieser Rohdaten war immens.
    Und selbst wenn die RDEI nicht daran interessiert wäre,

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