Nullpunkt
hinzog. Gonzalez versuchte den Schweiß wegzublinzeln, der ihm über die Stirn in die Augen troff. Das dunkle Geräusch, das er zuvor bereits bemerkt hatte, war nun lauter, erfüllte seine Ohren und seinen Kopf mit einem dumpfen Schmerz, der …
Kopfschmerz. Marcelin hatte den Kopfschmerz ebenfalls erwähnt …
Gonzalez versteifte sich. In der Dunkelheit des Durchgangs bewegte sich etwas.
Er blinzelte erneut und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Es war eine optische Täuschung, es hatte etwas mit der schlechten Beleuchtung zu tun. Doch nein – da war tatsächlich Bewegung in den Schatten. Grau in grau. Für einen Moment verharrte es … dann bewegte es sich erneut. Langsam, ganz, ganz langsam schob es den Kopf heraus. Es war schwierig, im schwachen Licht Einzelheiten zu erkennen – nichtsdestotrotz entwich Creels Kehle ein leises Gurgeln, das an einen ertrinkenden Mann erinnerte. Gonzalez starrte zur Tür, paralysiert wie die anderen. Gütiger Himmel, es schob sich immer weiter, dunkel und groß mit einem massiven Knochenkamm, der in gewaltige, hochsitzende Schultern mündete. Es ähnelte nichts, das Gonzalez jemals zuvor gesehen hatte. Es war grandios. Es war furchteinflößend.
Der Kopf war jetzt durch die Tür; es starrte in Richtung von Phillips und Marcelin. Dann bewegte sich der Kopf erneut und wandte sich mit einer qualvollen, unendlich anmaßenden Bewegung zu ihm. Die gelben Augen schienen Gonzalez’ Augen zu fesseln. Dann öffnete es die Kiefer, und Gonzalez’ Blick ging hinunter zum Maul und …
Gütiger Himmel, was zur Hölle ist denn das?
Seine Welt geriet aus den Fugen. Seine Finger schlossen sich spastisch zuckend um den Abzugsbügel.
Das Gurgeln aus Creels Mund wich einem hohen Wimmern, dann verwandelte es sich in einen schrillen Schrei.
Und dann sprang das Ding auf sie zu.
Alles passierte gleichzeitig. Creel schrie zusammenhangloses Zeug, während er instinktiv zurückwich und seine Waffe hochriss. Phillips und Marcelin eröffneten aus der anderenEcke das Feuer. Ihre Kugeln prallten als Querschläger von der Wand und surrten zischend über Gonzalez’ Kopf hinweg. Gonzalez wurde brutal zur Seite gestoßen, als sich das Ding auf Creel stürzte. Es gab ein leises Knirschen, ähnlich dem Geräusch eines ausgerissenen Hähnchenschenkels, und der Vorarbeiter stieß einen grauenvollen Schrei aus, diesmal vor Schmerz. Gonzalez sprang auf die Beine, und der Raum drehte sich vor seinen Augen. Er packte sein Gewehr, hob es und zielte … er sah sofort, dass es längst zu spät war, um Creel zu retten. Die Kreatur zerriss ihn wie eine Stoffpuppe. Blut und Eingeweide spritzten durch die Luft. Die anderen hatten aufgehört zu schießen. Plötzlich hob die Kreatur den Kopf und starrte Gonzalez an, das Gesicht eine blutig rote Maske. Im schwachen Licht glaubte der Sergeant zu erkennen, wie es die Mundwinkel zu etwas hob, das nur ein Grinsen sein konnte. Und dann wandte er sich ab und rannte, rannte, rannte vorbei an den Lagerregalen und durch die Tür, Phillips und Marcelin hinterher, durch den ersten Raum und in den Gang und weiter und weiter und immer weiter …
41
Die Luft im Labor für Biowissenschaften schien zu gefrieren. Einen langen Augenblick starrten alle nur schweigend Usuguk an. Der Tuniq stand reglos in der Nähe der Tür. Seine Stiefel aus Robbenfell und sein Parka aus Karibuhaut und Deckengewebe bildeten einen grellen Kontrast zu den langweilig grauen Metallwänden und der nüchternen Einrichtung.
«Du …?», fragte Marshall, nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte. «Du warst der achte Wissenschaftler?»
«So nannten sie mich jedenfalls», antwortete Usuguk.
Auf der anderen Seite des Labors runzelte Logan die Stirn. «Was hat das zu bedeuten?»
Usuguk schwieg erneut lange Sekunden, bevor er antwortete. Er blickte jeden der Reihe nach aus dunklen Augen an, dann starrte er auf eine Stelle hinter ihnen, die weit, weit entfernt zu sein schien. «Ich bin ein alter Mann», sagte er schließlich. «Darf ich mich setzen?»
«Selbstverständlich.» Marshall brachte ihm rasch einen Stuhl. Der Schamane ließ sich darauf nieder und legte seinen Medizinbeutel auf den Schoß.
«Ich war ein Spezialist», sagte er. «Army-Spezialist. Ich wuchs keine zweihundert Kilometer von hier auf. In den alten Tagen lebte mein Volk in einer Siedlung in der Nähe von Kaktovik. Ich wohnte bei der Familie meines Cousins, denn meine Mutter starb bei meiner Geburt, und als ich sechs Jahre alt war,
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