Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
Vom Netzwerk:
um«, sagte Bashir. »In dieser Stadt lässt sich keine Schiffswerft verstecken. Wir wissen, dass sie hier die Slipstream-Teile herstellen, aber sie müssen sie woanders hinbringen und dort zusammenbauen. Was wiederum bedeutet, dass wir herausfinden müssen, wo dieser andere Ort ist.«

32
    Nar war längst über den Punkt hinaus, an dem sie weinen oder aufschreien musste. Der Schmerz saß inzwischen zu tief, war zu allumfassend. Er war alles, was ihr noch geblieben war, da ihr der Inquisitor alles andere genommen hatte.
    »Sie haben uns viel erzählt, Deshinar«
, sagte der Inquisitor.
»Aber ich bin mir sicher, dass Sie noch etwas vor uns verbergen. Etwas Wichtiges.«
    Sie sagte nichts. Lügen brachte ihr nichts, und sie konnte nichts gewinnen, indem sie das Offensichtliche leugnete. Die Werkzeuge des Inquisitors maßen ihre Gehirnwellen, ihren Puls und die galvanischen Reaktionen ihrer Haut, sodass alle Täuschungsversuche bemerkt wurden. Ihre ersten Versuche, ihm falsche Informationen zu geben, hatten sie die Finger ihrer linken Hand gekostet, und nach ihrer ersten Weigerung, die Position des Labyrinths zu verraten, hatte sie auch die der rechten verloren. Eine symbolische Geste des Trotzes hatte ihr stundenlanges simuliertes Ertrinken eingebracht.
    Der Inquisitor schlug sie mit einem Neuralknüppel, der ihre Synapsen mit reiner Agonie überlud. Einige Sekunden, die sich wie Ewigkeiten anfühlten, kannte Nar nichts als Leid, das jegliches Maß überstieg, Schmerz, der ihre Existenz definierte. Dann ebbte er ab und ließ sie mit den banalen Nöten ihres Körpers zurück. Blutiger Schaum drang über ihre eingerissene Oberlippe. Dumpfe und stechende Schmerzen erfüllten ihren Torso.
    »Wer waren die beiden Personen, denen Sie geholfen haben? Sie haben ihre Spuren gut verwischt, aber wir wissen zumindest, dass Sie sie in Ihrer Wohnung versteckt haben. Sind es Dissidenten wie Ihr Freund Chon Min?«
Der Inquisitor umkreiste Nar, während er auf ihre Antwort wartete, aber sie schwieg. Das war die sicherste Taktik, denn es war weder die Wahrheit noch eine Lüge und der Inquisitor bekam nichts, was er bestätigen oder widerlegen konnte.
    Er stand jetzt hinter Nar und beugte sich über sie.
»Chon Min muss nicht sterben. Sagen Sie mir, wer diese beiden sind, und ich werde Mins Leben verschonen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Nar. Selbst in ihrem geschundenen Zustand war sie nicht so verzweifelt, dass sie das Wort eines Inquisitors für bare Münze nahm. Alles, was er ihr anbot, jedes Versprechen, das er machte, konnte ebenso leicht widerrufen werden. Nur die naivsten Gefangenen fielen auf solche offensichtlich falschen Versprechungen herein.
    Der Neuralknüppel traf Nar am Rücken. Ein alles verschlingendes Feuer raste ihre Wirbelsäule hinauf und brannte ihr Gefühl für ihren Körper fort, ebenso wie das für Zeit und Raum. Weiße Hitze schien sie von innen heraus zu verbrennen. Sie spürte, dass sie schrie, hörte aber nichts außer dem durchdringenden Kreischen, das sich ihrer Gehörnerven bemächtigt hatte.
    Nach der Folter folgte die Leere. Sie wollte nichts weiter, als sich der Schwerkraft hingeben, zu Boden fallen und den kalten Trost des Grabes spüren, aber sie war an den Stuhl gefesselt und dem Inquisitor hilflos ausgeliefert.
    »Ihre Namen«
, verlangte der Inquisitor.
»Sagen Sie sie mir.«
    Nar musste sich anstrengen, um überhaupt einen Ton herauszubringen. »Sie haben gesagt, sie würden Khet Rhun und Minh Sann heißen und von einer der äußeren Kolonien kommen.«
    Der Inquisitor trat vor Nar.
»Viel besser. Wer sind sie?«
    »Ihre Namen werden Ihnen gar nichts bringen. Sie wurden annulliert.«
    Im Grunde hatte sie die Wahrheit gesagt. Die Menschen hatten sich ihr mit diesen Decknamen vorgestellt und ihr diese Geschichte erzählt, und sie waren tatsächlich annulliert. Direkte Lügen konnte der Inquisitor leicht erkennen, daher hatte Nar beschlossen, herauszufinden, ob er ihr auch auf die Schliche kam, wenn sie log, indem sie Dinge einfach wegließ.
    »Annulliert? Haben sie die Nullwertfehler in der Überwachungsmatrix ausgelöst?«
    Nar wandte den Blick von der Maske des Inquisitors ab. »Ja. So habe ich sie überhaupt erst gefunden. Danach habe ich einen Code geschrieben, um die Fehler zu beheben.«
    Der Inquisitor ließ den Knüppel auf seine offene Handfläche fallen und fragte:
»War das bevor oder nachdem Sie ihnen in Ihrer Wohnung Unterschlupf gewährt haben?«
    »Danach«, gestand Nar.
    »Dann

Weitere Kostenlose Bücher