Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
Vom Netzwerk:
hinein. Nachdem sie sich gesetzt hatten, drückte der Bootsmann das Boot vom Dock ab, nahm eine Stange zur Hand, die im Bug gelegen hatte, und stieß sich ab, um in die große Finsternis jenseits der Docks zu fahren.
    Rings um ihr Boot waren Dutzende kleiner Fahrzeuge ebenfalls dabei, den See zu überqueren. Auf den Luftkissenfähren brannte Licht, das sich im kräuselnden Wasser spiegelte. Leises Motorengeräusch war zu hören, und einige Boote fuhren so schnell, dass sich kleine Wellen bildeten, als sie sich vom Rest der Flotte entfernten.
    Sarina beugte sich zu Bashir herüber und sagte leise:
»Der Bootsmann hat gesagt, dass hier sonst nicht so viel los ist. Etwas Großes passiert gerade in Utyrak, und die Leute kommen aus ganz Salavat her, um sich hier Arbeit zu suchen.«
    Bashirs Neugier war geweckt. »Hat er gesagt, um was für Arbeit es sich handelt?«
    »Schiffsbau«
, erklärte Sarina.
»Ein Regierungsauftrag.«
    »Interessant«, stellte Bashir fest und ließ unausgesprochen, was sie ohnehin beide wussten.
    Das Boot machte ebenso wie alle anderen eine Steuerbordkehre. Als eine der Fähren vor ihnen den Bogen fuhr, konnte Bashir dank des Lichts, das vom größeren Schiff abgestrahlt wurde, den Rand einer gewaltigen, kahlen Klippe sehen, neben der sie herfuhren. Als das Boot die Kehre hinter sich hatte, bot sich Bashir und Sarina ein völlig neuer und beeindruckender Anblick.
    Vor ihnen erhob sich eine Stadt aus dem schwarzen Wasser und erstreckte sich Hunderte von Metern in die Höhe bis zur dunklen Granitdecke. Die größten Gebäude waren wie breite Sanduhren geformt und sahen aus, als wären sie direkt aus dem Stein geschlagen worden. Zierliche Brücken verbanden angrenzende Türme mit ihnen, und Dutzende von Metern über der Oberfläche des Sees wurden Wege mithilfe von Kabeln in der Luft gehalten und führten rings um die unteren Ebenen der gewaltigen Steinsäulen. Kleine Schiffe fuhren auf den Wasserwegen der sonnenlosen Stadt, in deren hohen Türmen Hunderte von Lichtern flackerten. Alles sah asketisch, aber wunderschön aus, und Bashir fiel es schwer, die seltsame unterirdische Stadt der Breen nicht mit Städten auf der Erde wie Venedig, Amsterdam oder Brügge zu vergleichen.
    Der Ruderer lenkte ihr Boot zu dem stundenglasförmigen Turm, der ihnen am nächsten lag. Erst als er direkt über ihnen aufragte, erkannte Bashir, wie hoch er tatsächlich war. Laut der HUD-Anzeige in seinem Helm erhob sich der Turm über dreihundert Meter, und seine Basis an der Wasserlinie sowie am höchsten Punkt, wo er an die Höhlendecke stieß, hatte einen Durchmesser von ebenfalls dreihundert Metern. In der Mitte war der Turm, der aus dieser geringen Entfernung eher wie eine Festung wirkte, gerade mal fünfzig Meter breit.
    Zwischen den Dutzenden von Türmen sausten winzige Luftkissenboote hin und her, deren dunkle Rümpfe in der ewig währenden Nacht verschwanden, aber dank der das Licht verstärkenden Filter in Bashirs Maske trotzdem erkennbar waren. In der Ferne konnte er die Wand der riesigen Höhle erkennen. Aus den Fundamenten einiger weiter entfernten Türme drangen Feuerwolken und Rauch, sodass die Luft hier dunstiger war als in Rasiuk.
    Das Boot landete an und der Bug kratzte laut über grob behauenen Stein. Bashir überließ es Sarina, dem Bootsmann für die Überfahrt zu danken, dann gingen sie an Land, wo sie sich in einer Menge von mehreren Hundert Breen-Bürgern wiederfanden, die wie sie gerade mit dem Boot eingetroffen waren.
    Sarina aktivierte ihren privaten Kanal. »
Ziemlich viele Arbeitskräfte. Das muss der richtige Ort sein
.« Sie zog Bashir durch die Menge zu einem Terminal, das denen ähnelte, die sie in Rasiuk bereits benutzt hatten. Während sie die Optionen studierte und das Interface mühelos bediente, murmelte Sarina: »
Komm schon, wo ist sie denn …?
«
    »Wo ist was?«, flüsterte Bashir.
    »
Die Schiffswerft
«, erklärte Sarina, die noch immer auf dem Bildschirm herumtippte.
    Bashir ließ den Blick durch die Höhle schweifen und überlegte, was für eine Infrastruktur vonnöten war, um eine Stadt in dieser Umgebung zu ermöglichen. Dann dachte er darüber nach, was für eine experimentelle Schiffswerft, die versuchte, ein Slipstream-Raumschiff zu bauen, gebraucht wurde und wo sich diese in Utyrak wohl befinden mochte.
    Er streckte den Arm aus und deaktivierte das Terminal. »Lass gut sein. Wir haben uns geirrt.«
    Sarina wirkte verärgert. »
Was redest du da?
«
    »Sieh dich doch mal

Weitere Kostenlose Bücher