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Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mack
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haben Sie sie ohne Maske gesehen«
, erkannte er.
»Welcher Spezies gehören sie an?«
    Nar antwortete nicht, obwohl sie wusste, dass das die Neugier des Inquisitors nur noch steigern würde. Dann sah er zur Seite, und Nar vermutete, dass er in seinem Helm oder über einen Ohrhörer privat angefunkt wurde. Als er sie wieder ansah, wedelte er mit dem gefährlichen Ende des Knüppels vor ihrem Gesicht herum. »
Sie haben mich wegen des Codes angelogen. Sie haben als Ingenieurin eine Stufe-6-Freigabe, und die dürfte kaum ausreichen, um einen perfekten Nullfilter zu erstellen. Was haben Sie für Rhun und Sann tatsächlich getan? Haben Sie ihnen neue Identitäten gegeben?«
Er beugte sich zu ihr vor.
»Ich interpretiere Ihr Schweigen als Bestätigung. Unter welchem Namen sind sie jetzt unterwegs?«
    »Bosh und Saar«, antwortete Nar und würzte ihre Lüge mit einigen Körnchen Wahrheit, Teilen der echten Namen der Menschen. »Ich habe ihnen Reichtum und einen beneidenswert hohen Rang gegeben.«
    »Zweifellos«
, erwiderte der Inquisitor.
»Sagen Sie mir, welcher Spezies sie angehören.«
    Er tolerierte ihr wütendes Schweigen einige Sekunden lang, um ihr den Knüppel dann in den Bauch zu stoßen. Unglaubliche Schmerzen löschten seine Frage aus Nars Kopf, zusammen mit allen Erinnerungen und Gefühlen, die sie je gekannt hatte.
    Als sie wieder zu sich kam, hatte sie ein seltsames Gefühl, als würde sie sich langsam von ihrer sterblichen Hülle lösen. Distanziert von den körperlichen Schmerzen kam es ihr vor, als würde sie ihre letzten Augenblicke als Zuschauer mit ansehen und hätte ein leeres Gefäß vor sich, dem die Brutalität des Inquisitors nicht länger schaden konnte.
    Er legte eine handschuhbewehrte Hand um Nars Kehle.
»Welcher Spezies gehören sie an?«
    »Sie sind Menschen«, sagte sie und erkannte zu spät, dass ihr Körper Fragen beantwortete, als besäße er einen eigenen Willen. Sie versuchte ihren Verstand wieder unter Kontrolle zu bringen, als der Inquisitor seinen Knüppel zur Seite schleuderte und Nar mit beiden Händen packte.
    »Was haben Menschen, die sich als Breen verkleiden, auf Salavat zu suchen?«
    »Sie sind Spione«, sagte Nars Körper gegen ihren Willen. »Sie haben behauptet, kulturelle Beobachter zu sein, doch ihre Ausrüstung stammte von der Sternenflotte.«
Ich muss die Kontrolle zurückerlangen
, sagte sie sich.
    »Wo wollten sie hin? Sind Bosh und Saar ihre echten Decknamen?«
    Nar widerstand dem Drang, das Bewusstsein zu verlieren. »Das sind ihre neuen Identitäten: Thot Bosh und Thot Saar.« Sie hustete. »Ihr Ziel kenne ich nicht.«
    Der Inquisitor ließ Nar los und nahm ein Kommunikationsgerät vom Gürtel seiner Uniform.
»Geben Sie in allen Stationen auf Salavat Alarm: Zwei menschliche Spione befinden sich auf der Planetenoberfläche. Sichern Sie alle Orte und Informationsnetzwerke und suchen Sie nach Thot Bosh und Thot Saar. Durchsuchen Sie alle Transitaufzeichnungen nach ihren Bewegungen in Rasiuk und gehen Sie auch die Transitlogbücher für andere Städte durch.«
Er steckte das Gerät wieder weg und kehrte an Nars Seite zurück.
»Vielen Dank, Deshinar. Sie haben sich als sehr hilfreich erwiesen.«
    Nar sagte nichts. Als der Inquisitor den Raum verließ, war sie bereits in ihren letzten Schlaf gesunken. Sie fand Trost in dem Wissen, dass ihre letzte Lüge in Bezug auf Bashirs und Sarinas Decknamen zwar nur winzig gewesen war, es ihr aber ermöglichte, mit einem letzten Fünkchen Würde in die Dunkelheit einzugehen.

33
    Das Erklimmen der unteren Hälfte des sanduhrförmigen Felsens war relativ einfach gewesen. Trotz des steilen Winkels bot das Äußere des Turms genug Risse und Vorsprünge, an denen Bashir und Sarina Halt finden konnten.
    Der Aufstieg stellte sich bei der oberen Hälfte allerdings als deutlich schwieriger heraus. Bashir baumelte an den Fingerspitzen von dem umgekehrten Hang und war davon überzeugt, dass dies die anstrengendste körperliche Übung war, der er sich je unterzogen hatte. Selbst mit der Hilfe der myoelektrischen Verbesserungen seines Anzugs, die seine Finger fester zufassen ließen und seine Gliedmaßen kräftiger machten, schmerzte Bashirs Körper aufgrund des anstrengenden Kletterns.
    Aufgeben war keine Option, ebenso wenig wie wieder nach unten zu klettern. Es wäre genauso schwierig – wenn nicht sogar schwieriger –, den Weg über den Abhang zurück zu nehmen, anstatt nach oben bis zur nächsten Öffnung zu gelangen. An der unteren

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