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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Marigny einbiegen und dann auf die Champs-Elysées hinausfahren. Von da an lagen nur noch breite Boulevards vor ihr sowie die Autobahn A 1, die direkt zum Flughafen führte.
     »Er hat soeben den Elysée-Palast verlassen …« 
    In der Leitstelle konnte André, das Eichhörnchen, auf dem Fernsehmonitor erkennen, wo sich die Autokolonne etwa befand. An verschiedenen ausgewählten Punkten waren Fernsehkameras installiert worden, damit beobachtet werden konnte, ob die Menge zu irgendwelchen Feindseligkeiten neigte. Über das Mikrofon, das Boisseau jetzt in der Hand hielt, konnte er jede Kontrollstation entlang der Strecke erreichen; er konnte die Streckenposten sogar warnen, falls ihm auf dem Fernsehschirm etwas auffallen sollte. Auf dem Monitor verfolgte er, wie die Kolonne die Avenue Marigny entlangfuhr; der Mannschaftswagen der CRS vornweg, dann der Wagen des Präsidenten, dann dreiundzwanzig schwarze Limousinen mit Kabinettsmitgliedern und deren Ehefrauen. Jetzt herrschte strahlender Sonnenschein - am Vortag hatte es einen Wetterumschwung gegeben -, aber während Boisseau die Reihe schwarzer Limousinen beobachtete, hatte er das makabre Gefühl, einem Trauerzug zuzusehen.
     Boisseau verscheuchte den Gedanken. Er war Profi bis in die Fingerspitzen und hatte sich jetzt nur um eines zu kümmern - er mußte den Präsidenten sicher nach Roissy bringen. Die Ermittlungen in Sachen Leopard hatte er vorübergehend verdrängt; in den letzten wenigen Stunden hatte auch der Präfekt nicht einmal davon gesprochen. Mit gespanntem Gesichtsausdruck verfolgte Boisseau das Geschehen auf dem Monitor. Er wartete auf den Augenblick, in dem die Kolonne auf die Autobahn fahren würde, die bald über offenes Land führte, und dort konnte sich kein Attentäter verbergen.
     »Komm erst mal zur Porte Maillot«, flüsterte Boisseau. »Dann bist du sicher …«
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er das Mikro so fest in der Hand hielt, daß seine Knöchel weiß wurden. In seinem Wagen bemerkte auch Alain Blanc, daß er die Hand zur Faust geballt hatte. Wie Boisseau war auch ihm klar, daß der Präsident in Sicherheit war, wenn er erst einmal die Autobahn erreicht hatte. Blanc ertappte sich dabei, daß er aus dem Fenster sah und zu den Fenstern hoher Wohnblocks hinaufblickte, daß er nach etwas Verdächtigem Ausschau hielt, nach etwas, was nicht so war, wie es sein sollte. Wie zum Teufel sollte Grelle es schaffen? Die Autokolonne schien die Champs-Elysées im Kriechtempo zu bewältigen.
    Boisseau kam es ebenfalls so vor, als würden die Wagen kriechen, als sie das Ende des großen Boulevards erreichten und um den Triumphbogen herumfuhren, der die Siege Napoleons für alle Zeiten zu verewigen scheint, und dann in die Avenue de la Grande Armée einbogen, die ebenfalls auf beiden Seiten von hohen Wohnhäusern gesäumt ist. »Komm erst mal zur Porte Maillot«, flüsterte Boisseau wieder vor sich hin. Er war froh, allein im Büro zu sein. Alles, was in den letzten paar Wochen geschehen war, war wie ausgelöscht: Boisseau war für die Sicherheit des Präsidenten verantwortlich. Die Verantwortung lastete schwer auf ihm.... Alain Blanc gab allmählich die Hoffnung auf, daß etwas geschehen würde. Grelle hatte es offensichtlich nicht geschafft, aber das war nicht verwunderlich. Vielleicht hatten seine Nerven versagt, und darüber würde Blanc sich noch weniger wundern. Er blickte immer noch zu den Fenstern der Wohnhäuser hinauf, holte ein Taschentuch hervor und wischte sich die schweißbedeckte Stirn ab. Er stand - wenn auch aus anderen Gründen - unter einer ebenso starken Anspannung wie Boisseau. Blanc runzelte die Stirn, als er das Knattern eines herannahenden Hubschraubers hörte, der sehr niedrig flog, und preßte dann die Wange an die Seitenscheibe, um die Maschine zu entdecken. Die Menge, die noch immer seltsam still blieb, als hätten die Menschen ebenfalls das Gefühl, einer Trauerprozession beizuwohnen, reckte die Köpfe, um dem Hubschrauber nachzustarren, der sich der Autokolonne von hinten näherte und geradewegs über die Champs-Elysée hinwegflog. Er überflog den Triumphbogen und nahm dann Kurs auf die Avenue de la Grande Armée, wo er mit dem lauten Geknatter seines Motors die Tauben von den Dächern verscheuchte. Dann überflog er die Autokolonne und verschwand. Blanc sank in die Polster zurück. »Wirklich, wir hätten gar nichts machen können …« Er hatte unwillkürlich laut gesprochen. Seine Frau sah ihn überrascht an. Dann

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