Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
befand sich bereits am Flughafen, den die Franzosen oft ›Roissy‹ nennen, weil er in der Nähe des Dorfs Roissy-en-France liegt. Jubal hatte die fünfundzwanzig Kilometer von Paris zum Flughafen im eigenen Wagen zurückgelegt. Auf der Autobahn A1, über die die Autokolonne des Präsidenten später fahren würde, hatte man Jubal dreimal angehalten und kontrolliert.
     »Diese gottverdammten Sicherheitsmaßnahmen«, sagte er schimpfend zu seinem Kopiloten Lefort, als er aus seinem Alfa Romeo ausstieg. 
    »Das ist doch alles heller Wahnsinn. Glauben die wirklich, jemand will ihn aus dem Hinterhalt abknallen?«
     Lefort zuckte die Achseln. 
    »Ich hörte gestern abend in einem Lokal, wie jemand sagte, Florian werde Roissy nicht lebend erreichen.«
     Seit Mitternacht war der Flughafen für den gesamten zivilen Flugverkehr gesperrt worden. Das war eine Maßnahme ohne Beispiel; zum Schutz eines Staatsoberhaupts war man noch nirgends so weit gegangen. »Das ist dieser Polizeipräfekt, dieser Grelle«, sagte Jubal zornig, als er zu der wartenden Maschine ging. »Der ist machtlüstern. Sehen Sie sich das mal an …«
     Er machte eine ausholende Bewegung und zeigte auf das riesige kreisrunde Gebäude, das Herzstück des modernsten Flughafens der Welt. In dem heller werdenden Morgenlicht zeigten sich patrouillierende uniformierte Männer der Flughafengendarmerie als Silhouetten auf dem Dach. Alle waren mit automatischen Waffen ausgerüstet. Die beiden Piloten passierten einen Panzerspähwagen mit schußbereitem Maschinengewehr. Um das kreisrunde Gebäude herum sind die sieben Satellitengebäude angeordnet, die selbständigen, hypermodernen Abflughallen, von denen aus die Fluggäste die Maschinen besteigen, nachdem sie auf langen unterirdischen Transportbändern zu den jeweiligen Abflughallen gelangt sind. Jubal zeigte auf eines der Satellitengebäude, auf dessen Dach ebenfalls uniformierte und bewaffnete Gestalten patrouillierten. »Der Mann ist wahnsinnig geworden«, grollte er.
     »Es hat aber schon einen Anschlag auf Präsident Florian gegeben«, erinnerte Lefort seinen Vorgesetzten. »Und, wie ich Ihnen schon sagte, gestern abend in diesem Lokal, da wurde das Gerücht verbreitet …«
     »Sie hätten sich gestern abend lieber nicht in Lokalen rumtreiben sollen«, fuhr Jubal ihn an. »Sie hätten wie ich im Bett liegen und pennen sollen …«
     »Mit Jacqueline?« Als das fahle Morgenlicht sich über die Ebene ausbreitete, in der der Flughafen Charles de Gaulle liegt, war die Concorde noch deutlicher zu sehen. Mehr als je zuvor sah sie wie ein raubgieriger Vogel aus, der zum Abheben ansetzt. In drei Stunden würde die Maschine unterwegs sein, in die Stratosphäre aufsteigen und den Staatspräsidenten der Französischen Republik zu seinem historischen Besuch in die Sowjetunion fliegen.
     Kurz vor 9.30 Uhr am Morgen des 23. Dezember wirkte Paris wie von einem riesigen Theatervorhang zugedeckt, der sich bald heben würde, um den Blick auf große Dinge freizugeben. Jede Auffahrt und jede Kreuzung zu der Route, der die Autokolonne des Präsidenten folgen würde, war auf Grelles Anweisung gesperrt worden. An jeder Kreuzung standen Mannschaftswagen mit laufenden Motoren; viele Hundertschaften der CRS hielten sich bereit. Die Zufahrtsstraßen waren mit Straßensperren versehen worden; kein Fahrzeug konnte aus dem Hinterhalt auf den Präsidentenwagen zurasen.
     Überall an der Strecke hatten sich Menschenmengen versammelt. Sie wurden durch Sperrgitter auf Abstand gehalten, welche die Polizei nachts im Licht von Scheinwerfern hingestellt hatte. Die Massen waren seltsam still, als erwarteten sie, daß etwas Dramatisches oder Tragisches geschehen würde. Einige der Menschen hatten Transistorradios bei sich, die sie auf Radio Europa Nummer Eins eingestellt hatten; Oberst Lasalle würde in Kürze wieder eine seiner Rundfunkansprachen halten. Als sie an diesem kühlen und klaren Dezembermorgen - zwei Tage vor Weihnachten - warteten, blickten sie gelegentlich nach hinten auf die Hausdächer, auf denen uniformierte Polizisten wie Wärter eines Straflagers patrouillierten.
     Mitunter sahen die Menschen zum Himmel, der gleichfalls bewacht wurde. Entlang der Route flogen zahlreiche Hubschrauber in einer Höhe von etwa dreißig Metern mit knatternden Motoren; wenn sie außer Hörweite waren, kehrten sie nach kurzer Zeit wieder zurück. Und alle Bestandteile dieses gewaltigen Sicherheitskordons - auf dem Boden, auf den Hausdächern

Weitere Kostenlose Bücher