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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sendete weiter, was Grelle zuvor in seiner Wohnung mit verstellter Stimme aufs Band gesprochen hatte.
     »Kaninchen ist gesehen worden … Ja, Kaninchen! Ist vor fünf Minuten die Rue de Clichy hinuntergegangen. Nehmen Sie Ihre Männer und durchkämmen Sie die Gegend um die Rue de Clichy. Keine Widerrede, Lesage, er ist Ihnen entwischt - los, ihm nach! Wenn Sie ihn finden, hängen Sie sich dran - keine Festnahme. Ich wiederhole, keine Festnahme. Er könnte Sie zum Rest der Bande führen …«
     Da er zu Beginn des Funkspruchs das Codewort genannt hatte, war Grelle zuversichtlich, daß Lesage seinem Befehl sofort Folge leisten würde. Grelle fuhr wieder an, passierte die nächste Kontrollstelle und bog dann in die Rue Réaumur ein, in der Abou Benefeika, der algerische Terrorist, noch immer darauf wartete, daß seine Freunde kommen und ihn abholen würden. Grelle stieg aus und näherte sich dem verfallenen Eingang des Hauses Nr. 17 mit äußerster Vorsicht. Als er den türlosen Eingang auf seinen Gummisohlen betrat, machte er kein Geräusch. In der Hand hielt er seinen Revolver. Ein abgestandener, muffiger Gestank von Feuchtigkeit schlug ihm entgegen. Er rümpfte die Nase, als er in dem dunklen Hausflur stand und lauschte. Als er die Kellertreppe betrat, bewegte er sich noch vorsichtiger.
     Unten wartete er, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Allmählich erkannte er jenseits der Tür zum Keller die Umrisse eines schlafenden Mannes. Der Mann schlief auf der Seite und hatte das Gesicht der Wand zugewandt. Der Präfekt schaltete seine Taschenlampe ein und entdeckte einen feinen Draht, der am unteren Ende der Kellertür quer über die Öffnung gespannt worden war; Grelle folgte dem Draht mit der Taschenlampe und sah, daß er an einer großen Blechdose befestigt war, die auf einem Haufen von Ziegelsteinen stand. Jeder, der einfach durch die Tür trat, würde die Dose herunterpurzeln lassen und den schlafenden Terroristen wecken. Grelle trat behutsam über den Draht. Mit Hilfe seiner Taschenlampe bahnte er sich den Weg durch überall herumliegende Ziegelsteine und näherte sich dem schlafenden Terroristen. Grelle bückte sich und hob die schwere Magnum-Pistole auf, die neben der reglosen Hand des Mannes lag. Dann weckte er ihn.
    Grelle fuhr über die Porte de Pantin aus Paris heraus und setzte seine Fahrt auf der Straße N 3 fort; dann, kurz vor ClayeSouilly, bog er nach Norden ab und fuhr durch offene Landschaft. Der algerische Terrorist, Abou Benefeika, duckte sich auf dem Fußboden vor dem Beifahrersitz, den Grelle zuvor weit zurückgeschoben hatte. Der Algerier war mit einem Reiseplaid zugedeckt, das wie zufällig hinuntergerutscht zu sein schien, und kehrte Grelle, der gelegentlich den Revolver vom Schoß nahm und ihn dem Algerier in den Nacken preßte, den Rücken zu. Er sollte nicht vergessen, daß die Waffe noch da war.
     Abou Benefeika war teils erleichtert, teils zutiefst verängstigt. Der Zivilist, der ihn geweckt und ihm eine Pistole vors Gesicht gehalten hatte, hatte ihm gesagt, er sei gekommen, um ihn außer Landes zu schaffen. »Ihre Freunde haben sich aus dem Staub gemacht«, sagte Grelle nur, »also hat man mich hiergelassen, damit ich aufpasse, daß man Sie nicht erwischt. Die Polizei ist dabei, sich diesen Bezirk vorzuknöpfen, das wissen Sie doch, nicht wahr?« Grelle hatte ihm gesagt, er solle den Kopf einziehen und unten lassen. »Dies ist ein gestohlener Polizeiwagen. Sie sollten also beten, daß wir an den Straßensperren durchkommen, die sie errichtet haben. Ich habe den Ausweis des Polizisten, den ich erschossen habe, deswegen darf ich diesen Wagen fahren. Wir müßten es eigentlich schaffen. Wenn ich Sie aber erschießen muß, um mich selbst zu retten, werde ich es tun …«
     Benefeika, der es tagelang mit den Ratten im Keller hatte aushalten müssen, war einigermaßen demoralisiert. Er traute dem Mann nicht, der ihn geweckt hatte, wurde aber zuversichtlicher, als Grelle mehrere Polizeikontrollen passierte, ohne ihn auszuliefern. Welche andere Erklärung konnte es da geben als die, die der Mann ihm genannt hatte? Jenseits der Porte de Pantin gab es eine Zeitlang keine Kontrollen mehr, aber das gelegentliche Antippen des Revolvers im Nacken überzeugte Benefeika, daß es besser sei, den Worten seines Retters zu folgen und den Kopf unten zu halten. Vor der hinteren Sitzbank des Wagens lag noch ein Reiseplaid, aber das, was sich darunter verbarg, war kein Mann.
     Der

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