Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
Tandem nicht angeschlossen haben. Die werden wahrscheinlich nur sagen, dass wir selber schuld sind, dass man es uns gestohlen
hat.«
Auch Fiede nickte. »Eine schlechte Erfahrung mit der Polizei am Tag reicht mir.«
»Schlechte Erfahrung mit der Polizei?« Elmo schaute verblüfft von seinem Eis auf. »Was habt ihr denn mitder Polizei zu tun? Etwa wegen der Tasche von meinem Bruder?«, fragte er neugierig.
Aber keiner hatte Lust, Elmo zu erzählen, was sie heute schon erlebt hatten. Nicht einmal Poli-Kala, die sonst stets mehr
redete, als den Älteren lieb war. Nadeshda starrte ratlos vor sich hin. Doch plötzlich zuckte sie zusammen. Sie glaubte zu
träumen. Denn in diesem Moment erblickte sie es: Das Tandem! Ihr feuerwehrrotes Tandem! Zwei Mädchen saßen darauf. Sie fuhren
Schlangenlinien, kicherten und kreischten wie in der Geisterbahn und kamen direkt auf das Eiscafé zu. Nadeshda packte Fiede
am Arm und stotterte: »Da ... da . . .!«
»Aua! Was ist? Warum kneifst du mich?«, beschwerte Fiede sich.
»Unser Tandem!«, rief Nadeshda.
Auch Gogo und Poli-Kala schauten in die Richtung, in die Nadeshda starrte.
Gogo fasste sich als Erster. »Los, die haben wir gleich!«
Poli-Kala wollte protestieren, als Nadeshda sich schon wieder ihr Kinderfahrrad schnappte. Doch Fiede redete beruhigend auf
sie ein. Gogo und Nadeshda rasten mit den Rädern den Mädchen auf dem Tandem hinterher.
Beleidigt blieb Poli-Kala mit Fiede und Elmo im Eiscafé zurück. »Nie darf ich mit, wenn es spannend wird«, rief sie ihnen
böse hinterher. »Nie!«
Die Mädchen auf dem Tandem waren noch nicht weit gekommen. Doch noch bevor Gogo und Nadeshda sie eingeholt hatten, stellte
Nadeshda enttäuscht fest: Von den beiden konnte keine das Tandem gestohlen haben. Die Mädchen da vorn waren blond. Sie hatten
vollkommen identische Kurzhaarschnitte und sahen aus wie Zwillinge. Das Mädchen, das das Tandem geklaut hatte, hatte aber
braunes Haar und einen langen Zopf gehabt.
Nadeshda und Gogo hätten sich gar nicht so zu beeilen brauchen. Die Zwillinge auf dem Tandem schienen es kein bisschen eilig
zu haben. Sie fuhren, als wären sie betrunken, und lachten sich dabei halb schlapp.
»Ich fall gleich runter!«, schrie die, die hinten saß.
»Halt dich fest, jetzt kommt ein Hubbel!«, brüllte die andere.
Und dazu klingelten sie wie die Verrückten mit den Fahrradklingeln.
Bereits vor der nächsten Kreuzung hatten Gogo und Nadeshda sie eingeholt.
Sie überholten die beiden und blockierten dem feuerwehrroten Tandem den Weg. Die Zwillinge waren gezwungen, scharf zu bremsen.
»Ja, sagt mal, spinnt ihr? Was soll denn das?«, rief das vordere Mädchen empört. »Los, weg da! Aus dem Weg!«
Nadeshda und Gogo rührten sich nicht vom Fleck.
»Hey, was soll das hier werden?«, rief das Mädchen, das hinten saß. »Ein Überfall oder was?«
Nadeshda schaute kurz zu Gogo hin. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals. Was sollten sie jetzt tun?
Melene lügt doch nicht!
Nadeshda holte tief Luft. Sie räusperte sich. So lässig wie möglich sagte sie mit dem Blick auf das Tandem gerichtet: »Hey,
ein schickes Tandem habt ihr da!«
»Ja, das ist super! Finden wir auch«, bestätigte das eine Mädchen. Ihre Schwester fügte verwundert hinzu: »Aber deshalb habt
ihr uns doch wohl nicht angehalten, oder?«
Gogo stotterte: »Ähm, nein ... also, äh ... weil das nämlich unser Tandem ist.«
Die Zwillinge schauten Gogo und Nadeshda verdattert an. »
Euer
Tandem?« Sie schüttelten die Köpfe und lachten. »Nee, nee, das gehört uns.«
Was jetzt? Die Mädchen machten nicht den Eindruck, als würden sie lügen. Aber das war doch ganz eindeutig ihr nigelnagelneues
feuerwehrrotes Tandem!
Gogo wollte schon zur Seite gehen, um die Zwillinge vorbeizulassen, da hakte Nadeshda noch einmal nach: »Wo habt ihr das Tandem
denn her?«
»Das haben wir von Melenes Oma. Melene, die hat so eine kleine Oma. Und weil der Opa gestorben ist und die Oma sich nun auch
noch ein Bein gebrochen hat und sowieso nicht mehr damit fahren kann, hat Melene uns das Tandem verkauft.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich das gerade eben einfach so ausgedacht haben«, raunte Gogo Nadeshda leise zu.
Es sah fast so aus, als wollte er aufgeben.
Doch Nadeshda ließ sich nicht beirren. »Und wie lange ist das her?«, bohrte sie weiter. Ihr war ganz übel vor Aufregung. Wenn
die Antwort nun eine Woche oder auch nur zwei Tage sein würde,
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