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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Wagen weiter auf mich zukam und schließlich anhielt. Er hatte mich vor dem Haus gestellt. Alex würde mich kriegen. Es war zu spät. Ich konnte nicht mehr fliehen.
    In diesem Augenblick drehte ich mich um. Ich wollte meinem Jäger ins Gesicht sehen. Ich konnte die Rolle der Gejagten nicht mehr ertragen. Die Autotür schwang auf, und wie auf ein Stichwort kam der Mond hinter den Wolken hervor. Eine ölig glänzende Scheibe, die alles erhellte.
    »Du«, lachte ich vor Erleichterung auf, obwohl mir nach Weinen zumute war. »Du bist das? Lieber Himmel, ich bin ja so froh, dich zu sehen. Ich hatte solche Angst. Ist Digby bei dir?« Ich legte die Hand aufs Herz, um sein Pochen zu beruhigen. Meine Hand zitterte heftig. Ich tat einen Schritt auf ihn zu.
    »Ich war noch nie so froh, einen anderen Menschen zu sehen«, wollte ich gerade sagen, da blickte ich ihm in die Augen, und das Lächeln erstarb mir auf den Lippen. Ich starrte ihn an - auch er lächelte. Das Lächeln eines Verräters. Dann trat er gemessenen Schrittes auf mich zu, ich zuckte zurück, als habe man mich geschlagen. In die Magengrube, dorthin, wo es am meisten schmerzt. Ich hatte einen tödlichen Schlag erlitten.
    »Warum siehst du mich nur so an?«, sagte ich. »Du kannst es einfach nicht sein.«
    »Aber ich bin es, Maggie.« Und sein Lächeln wurde noch hämischer. Es schnitt sein Gesicht in zwei Hälften. »Hast du etwa jemand anderen erwartet?«
     

Kapitel 43
    In der Rückschau war vielleicht alles mein Fehler. Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen. Ich hätte meinen Instinkten besser vertrauen sollen. Ich hätte meinem Herzen genug Zeit lassen sollen. Schlafende Hunde soll man nicht wecken und sie nicht dazu ermuntern, Lügen zu erzählen.
    Doch natürlich dachte ich in dieser Sekunde nicht an all das. Mir schlug das Herz nur bis zum Hals, als er mich in mein eigenes Haus brachte und sich seine Finger wie eiserne Klauen um meinen Oberarm legten.
    »Du tust mir weh. Was tust du denn nur? Du machst mir Angst. Lass mich los«, bat ich.
    »Halt’s Maul und geh«, befahl er, als ich über den Teppich stolperte, der die Schieferplatten im Flur bedeckte.
    »Aber ich kann nichts sehen, es ist so dunkel«, flüsterte ich ängstlich … denn ich hatte Angst, nichts als Angst. Seine einzige Reaktion war ein Stoß, sodass ich wieder stolperte, gegen die Wand taumelte und meine Stirn gegen einen Bilderrahmen stieß.
    »Aua!« Ich rieb mir den Kopf, während er mich ins Wohnzimmer führte, das immer noch dunkel war, wenn man vom Kaminfeuer absah.
    »Zünde die Kerzen an«, befahl er und zeigte auf die alten Messingleuchter über dem Kamin. Er zog die Vorhänge auf, sodass das Mondlicht hereinschien. Dann drehte er sich um und fletschte die Zähne zu einem triumphierenden Grinsen. »Es ist nämlich dunkel, weil ich den Strom abgedreht habe. War das nicht klug von mir, Kleines?«
    Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, in welch aussichtsloser Lage ich war. Er schien keineswegs zu scherzen.
    Ich atmete tief durch. Dann durchquerte ich den Raum und griff nach der Streichholzschachtel. Die ersten drei Streichhölzer erloschen mir unter den zitternden Händen, obwohl ich mir Mühe gab, meine Angst zu verbergen. Ich wusste nur, dass ich ruhig bleiben musste, weil er sonst gewinnen würde.
    »Was ist denn los, Seb?«, fragte ich ruhig, als endlich die erste Kerze brannte. »Warum bist du nur so aufgebracht?«
    »Du hast gesagt, dass du mich nicht sehen willst«, murmelte er. Sein schiefes Lächeln erstarb, das Lächeln, das ich für so charmant gehalten hatte. Seine Stimme war angespannt, und sein Gesicht schimmerte bleich im Mondlicht. Nur die hektischen roten Flecken auf den Wangen leuchteten. »Niemand sagt so etwas zu mir. Nicht, wenn ich … wenn ich diesen Menschen liebe.« Er ballte die Fäuste. »Ich sagte dir doch, dass ich dich liebe, Maggie. Das hätte dir genügen sollen.«
    Plötzlich wirbelte Sebastians Bild durch mein Gedächtnis, wie aus einem Zeitungsausschnitt. Woran erinnerte mich das Ganze nur?
    »Genügen?«, wiederholte ich langsam und zermarterte mir das Gehirn.
    »Dann hätte ich aufgehört.«
    »Aufgehört? Womit?«, fragte ich und schüttelte verwirrt den Kopf. Ich durfte mir mit ihm keinen Fehler erlauben …
    »Ich habe doch nur ein bisschen Zeit für mich gebraucht«, flehte ich ihn an und machte einen winzigen Schritt auf ihn zu. »Ich wollte dich wirklich nicht beleidigen. Es geht nur darum, dass ich im Augenblick ein wenig

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