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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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anzurufen, ob sie auch einen Stromausfall gehabt habe. Ich könnte auch fragen, ob ich heute bei ihr übernachten könne. Doch ich bekam kein Freizeichen. Ungläubig schüttelte ich den Hörer, aber die Leitung war tot.
    Hektisch sah ich mich nach meinem Handy um, das ich zum Aufladen an die Steckdose angeschlossen hatte, nur wusste ich nicht mehr, in welchem Raum. Und dann flackerte das Licht erneut, flackerte und flackerte, um schließlich doch zu erlöschen. Jetzt war es stockfinster. Und ich stöhnte auf vor Angst, wie damals, als ich aus dem Fenster des Busses plötzlich das Pferd erblickt hatte. Leise rief ich Digby, denn ich hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Und tatsächlich hörte ich draußen ein Geräusch, als ob eine Autotür zuschlüge. Natürlich konnte das Geräusch auch vom Pub kommen. Vielleicht sollte ich auch dorthin gehen, denn ich brauchte Menschen um mich. Ich tastete mich an der Arbeitsplatte entlang und kam zur Schublade, in der die Taschenlampe sein sollte und auch tatsächlich war. Meine Finger waren so feucht, dass sie ständig vom Schalter abrutschten. Doch schließlich gelang es mir, sie einzuschalten, und glücklicherweise funktionierte sie auch einmal. Dann hörte ich ein Geräusch vor der Tür und spähte aus dem Küchenfenster. Was ich sah, ließ mir beinahe das Herz stillstehen.
    Im silbernen Mondlicht zeichnete sich, noch halb von den Bäumen verdeckt, eine hohe Gestalt ab, die die Einfahrt überquerte. Dann schob sich eine Wolke über den Mond, und die Gestalt verschwand in der Finsternis.
    Obwohl der Mann sich vom Haus wegbewegte, tauchte ich in die Dunkelheit der Küche ab. Ich wartete ein paar Sekunden, bis mein Atem wieder ruhiger ging, und ließ dann den schwachen Schein der Taschenlampe über die Möbel wandern. Dort war mein Telefon. Ich hatte es auf den Brotkorb gelegt. Ich nahm es an mich und griff nach den Autoschlüsseln.
    Dann öffnete ich vorsichtig die Hintertür. Draußen lag unter dem hellen Licht des Mondes über dem fernen Hügel eine Landschaft aus Schatten. Ich ging gebückt zu meinem Wagen, als Digby mir plötzlich durch die Beine schoss und wie verrückt die Sterne anbellte. Er rannte über die Wiese und war verschwunden.
    »Komm zurück! Du dummer Hund!«, fluchte ich leise. Ich würde ihn rufen, wenn ich beim Auto angekommen war. Ich sah den Wagen schon, er stand nur etwa fünf Meter entfernt. Der Türgriff blinkte im Mondlicht. Dahinter aber zeichnete sich die Silhouette eines anderen Wagens ab, der bei der Scheune parkte. Alex’ alter Landrover.
    In diesem Augenblick konnte ich nicht mehr denken. Ich wollte nur noch weg, bevor er wiederkam.
     

Kapitel 42
    Ich hörte Digby bellen und zögerte. Wahrscheinlich war er ins Unterholz am Bach verschwunden, wo er gewöhnlich nach Mäusen und Maulwürfen suchte, die dort immer noch hausten. Doch wo immer er auch war, er zeigte sich von meinen ängstlich klingenden Rufen völlig unbeeindruckt. Ich kletterte die Böschung hinunter. Jetzt konnte ich ihn hören. Plötzlich sah ich ein Polizeiauto die Einfahrt heraufkommen. Dem Himmel sei Dank! Hektisch versuchte ich, die Böschung wieder hinaufzuklettern, doch meine Strickweste verfing sich im Stacheldraht, der den Bach schützte. Jetzt hing ich im Unterholz fest.
    Das Polizeiauto war schon beim Haus angelangt. »Hallo!«, schrie ich, aber der Wind trug meine Stimme davon. Ich hielt die Taschenlampe unters Kinn geklemmt und versuchte verzweifelt, mich zu befreien.
    »Hier bin ich!«, rief ich hinauf. Ich konnte das Auto zwar nicht mehr sehen, aber ich hörte eine Tür sich öffnen und wieder zuschlagen. »Hallo, ich bin hier unten.« Ich kreischte jetzt in höchsten Tönen und hatte endlich meinen Arm frei bekommen. Die Weste hing unwiderruflich fest, doch die unbedachte Armbewegung sorgte dafür, dass ich die Taschenlampe verlor. Sie fiel ins Wasser. Als der Polizist wieder in den Wagen stieg und davonfuhr, hatte ich gerade die Böschung wieder erklommen. Das Polizeiauto rollte die Einfahrt hinunter und bog auf die Hauptstraße ein.
    »Kommen Sie zurück!« Ich lief über den Rasen, aber es war zu spät. Meine Freunde und Helfer waren weg. »Zum Teufel noch mal«, fluchte ich. Ich schwitzte, atmete schwer und raste innerlich vor Wut. Dann hörte ich Digby glücklich bellen. Gleichzeitig sprang ein Wagen an. Die Lichtkegel der Scheinwerfer schlichen die Einfahrt hinunter, streiften das Gatter an der Einfahrt und bogen schließlich um die Ecke, als der

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