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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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durcheinander bin. Eigentlich so richtig durcheinander. Und ich wollte es mit dir nicht vermasseln. Das ist alles. Bitte, Seb …« Ich streckte die Hand nach ihm aus.
    »Halt die Klappe«, zischte er mich an. Mein Herz begann von Neuem zu hämmern. »Halt einfach die Klappe, und lass mich nachdenken.« Er drehte mir den Rücken zu und lehnte die Stirn gegen das Fenster. Blicklos starrte er in den Garten.
    »Ich …«, zwang ich mich, das Gespräch wieder aufzunehmen. »Ich liebe dich doch auch.«
    »Aber nicht genug«, meinte er. »Es ist nie genug. Ich dachte … nach einer Weile würdest du anders werden.«
    »Anders?«
    »Schließlich habe ich dich anfangs ja nur ausgesucht, um dich zu strafen. Und weil ich dachte, du könntest mir beruflich nützen. Es ist also nicht an dir, unsere Geschichte zu beenden, nicht wahr, meine Liebe?«
    »Mich ausgesucht?« Mein Magen krampfte sich zusammen. »Um mich zu strafen? Aber wofür denn?«
    »Ja, um dich zu strafen, du dumme Kuh. Weil du dich unbedingt einmischen musstest.« Er drehte sich um und starrte mich an, als wäre ich der Eindringling.
    »Wovon redest du eigentlich?«, flüsterte ich. »Wo soll ich mich eingemischt haben?«
    »Aber dann … du hattest etwas an dir.« Nun war er vollkommen in seinen Träumen verloren. Seine dunklen Augen leuchteten dämonisch im Kerzenlicht. »Aber ihr seid ja doch alle gleich. Du hast mich ausgetrickst, Maggie.«
    »Sebastian, ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wovon du redest.« Meine Stimme hatte einen flehenden Ton angenommen, während ich gleichzeitig versuchte, meiner Angst Herr zu werden. »Ich dachte, zwischen uns läuft alles gut, ganz ehrlich. Ich wollte dich nicht … austricksen, wie du sagst. Ich schwöre es.«
    »Ach nein?«, zischte er höhnisch. »Meine Mutter hat mich vor Frauen wie dir gewarnt. Wenn zwischen uns alles so super läuft, wieso wolltest du mich dann dieses Wochenende nicht sehen?«
    Verzweifelt suchte ich nach etwas, das ihn auf den Boden der Realität zurückholen würde.
    »Digby wird sich freuen, dich zu sehen«, sagte ich dümmlich und versuchte zu lächeln. »Wir freuen uns beide. Wirklich. Ich bin froh, dass du da bist. Ich habe dich so vermisst.«
    Er starrte mich an. »Er hat sich kein bisschen gefreut. Er hat sich nicht gefreut, die dreckige kleine Töle.«
    Seine Stimme klang bösartig. Ich starrte ihn an. »Was meinst du?«, fragte ich, nur noch zu einem schwachen Wispern fähig.
    Er lächelte. Sein Lächeln wirkte tatsächlich vollkommen boshaft und durchgeknallt. Mein Telefon fing zu piepen an. Fast wäre ich einfach rangegangen, mir fiel erst in letzter Sekunde ein, dass dies vermutlich nicht der richtige Augenblick war.
    »Gib mir das«, verlangte er und streckte die Hand aus.
    Ich stellte mich doof. »Was?«
    »Das Telefon, du blöde Schlampe. Ich habe es läuten hören. Gib es mir.«
    Wie konnte ich mich nur so täuschen? Wie konnte ich auch nur ansatzweise glauben, mich in dieses Ungeheuer verliebt zu haben, das da vor mir stand? Die Kerzen flackerten, als ich in den dunklen Raum hinter uns wies.
    »Es ist dort.« Ich deutete auf den Tisch, auf dem sich Kochbücher, Fotos und alte Ordner mit Rezepten stapelten, die meine Mutter und Gar gesammelt hatten. »Es lädt gerade auf.«
    Er runzelte die Stirn und ging, um nachzusehen. Ich machte einen Satz Richtung Kamin und schnappte mir den Schürhaken. Vielleicht konnte ich ihn ja niederschlagen. Aber ich beschloss zu fliehen. Ich rannte wie besessen. Den Flur entlang, durch die Küche, deren Hintertür noch offen war, und hinaus in die Nacht. Seb war schon hinter mir. Ich spürte, wie er näher kam, obwohl ich lief, so schnell ich konnte. Aber er war größer und stärker als ich, und so stürzte er sich auf mich wie beim Rugby. Der Schürhaken flog in hohem Bogen ins Gras.
    »O Gott«, stöhnte ich. »Mein Knöchel.«
    Bevor ich mich noch rühren konnte, war er über mir. Ich sah sein grinsendes Gesicht im Mondlicht. Ich schlug nach ihm, kratzte ihn, zog meine Fingernägel über seine Wangen. Er schlug mich so hart mit der Faust, dass ich das Gefühl hatte, meine Nase bricht.
    »Du undankbare Schlampe. Hast du meine Aufmerksamkeit nicht genossen? Ich dachte, es hätte dir Spaß gemacht.« Er wischte sich das Blut von den Lippen, die ich mit meinen Nägeln aufgerissen hatte, und setzte sich rittlings auf mich. »Es hat dir doch gefallen, dass du in der Talkshow warst. Ich habe dein selbstzufriedenes kleines Gesicht doch gesehen.

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