Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
zu stellen.«
»Das ist nicht fair, Charlie.« Mein Gesicht brannte. Wenn ich mich nur besser erinnern könnte. Doch wie sehr ich mir auch das Hirn zermarterte, die Erinnerung kehrte nicht zurück. Ich zuckte innerlich zusammen. Zu sehen, dass mein Gedächtnis noch immer nicht wiederhergestellt war, machte alles noch schlimmer.
»Nicht fair? Ich würde sagen, das ist mehr als fair.«
»Ich kann mich nicht so recht daran erinnern.« Was nur die halbe Wahrheit war.
»Wie bequem. Aber ich helfe deiner Erinnerung gerne auf die Sprünge, wenn das nötig ist. Und denk daran, meine Liebe. Du hast es versaut und mich dann einfach hängen lassen. Du bist mir etwas schuldig.«
»Es ist nur … es ist alles ein wenig außer Kontrolle geraten. Das ist alles.«
»Ich denke, du erinnerst dich nicht.« Er lächelte böse. »Hör mal, Süße.« Er beugte sich vor und blies mir den Rauch direkt in die Augen. Dann sprach er sehr klar und deutlich: »Zunächst einmal wärst du gar nichts ohne mich. Lyons hätte dich nach dem Flop im Juni gefeuert, wenn er davon auch nur ein Wort erfahren hätte. Deine privaten Probleme sollten deine Arbeit nicht beeinträchtigen, Maggie. Und jetzt ist es an der Zeit, dass du dich erkenntlich zeigst für alles, was ich für dich getan habe.«
»Und wenn ich Nein sage?«, flüsterte ich.
»Wenn du meine Show nicht machst, dann werde ich alles, was ich weiß, ohne zu zögern, benutzen. Und das, glaub mir, Maggie, willst du nicht wirklich, oder?«
Entsetzt starrte ich ihn an. »Aber ich habe doch nichts Schlechtes getan. Dessen bin ich mir absolut sicher.«
»Bist du das?«
»Ich wurde ja nicht angeklagt oder so etwas. So viel weiß ich immerhin«, entgegnete ich trotzig. Der Zigarrenrauch in dem kleinen Raum verursachte mir Übelkeit.
»Und du glaubst, das nützt dir was? Die Branche liebt es, ihre eigenen Leute auf dem Grill zu rösten, das ist dir doch wohl klar. Und sie werden dich fertigmachen … falls sie von der Sache Wind bekommen.« Aufmerksam betrachtete er das Ende seiner Zigarre. »Wenn sie erfahren, was passiert ist, findest du nie wieder einen Job.«
Ungläubig starrte ich ihn an. »Komm, Charlie, das kann doch nicht dein Ernst sein? Worum geht es denn hier eigentlich?«
Aber ich wusste die Antwort bereits. Charlie hatte mich geschaffen - und so würde er mich auch nur zu seinen Bedingungen gehen lassen. Diese Freundschaft unter Kollegen, die uns angeblich verband, war nichts wert, sobald er mich nicht mehr brauchte. So viel war mir jetzt klar. Und falls ich tatsächlich gehen sollte, würde er mich kaputt machen, nur um sich seine Macht zu beweisen.
Unglücklich dachte ich an Gillian Router, die Serienproduzentin vor mir. Sie hatte sich mit Charlie zerstritten, und zwar in einem Ausmaß, dass von Gericht und Anwalt die Rede war, als sie Renee deckt auf verließ. Jetzt beschlichen mich Schuldgefühle, hatte ich doch die ganze Geschichte damals als allein ihr Versagen betrachtet, als ihre Schwäche - und meine Chance.
»Es geht einfach nicht ohne dich, Maggie. So einfach ist das.«
Draußen klopfte es.
»Maggie Warren?«
Ich fuhr herum, als die Tür sich öffnete und ein vertrauter Geruch in den Raum drang, der sich sogar gegen den Zigarrenrauch durchsetzte. Der Junge von der Poststelle stand im Türrahmen und hielt ein riesiges Bouquet in der Hand: prachtvolle Lilien.
»Die sind für Sie«, meinte der Junge stolz, als hätte er sie selbst gezogen.
Zweimal am selben Tag - das war neu. Widerstrebend öffnete ich den Umschlag und zog die Karte heraus.
»Voller Anteilnahme«.
Das Blut gefror mir in den Adern.
»Wie reizend.« Charlie drückte seine Zigarre aus und lächelte sein Wolfslächeln. »Begeistert siehst du allerdings nicht gerade aus. Von wem die wohl kommen, meine Liebe?«
Kapitel 15
Irgendwie brachte ich diesen Nachmittag hinter mich. Ich zeichnete die Unterlagen zur Show ab, die Sally mir gebracht hatte, und sah mir einen Zusammenschnitt von Renees besten Sendungen für die Bewerbung um den britischen Fernsehpreis an. (Allerdings war meiner Ansicht nach das Beste an Renee ihr Abgang.) Dazwischen rief ich bei der Floristin an, die die Blumen geliefert hatte. Letztlich erzählte sie die gleiche Geschichte wie alle anderen vor ihr: Ein Mann hatte den Auftrag telefonisch erteilt und mit Kreditkarte bezahlt. Die Karte war auf einen gewissen Denis I. MacTheire ausgestellt. Ich überlegte angestrengt, aber der Name sagte mir nichts.
»Können Sie seine Stimme
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