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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Spike-Jonze-Film, so eine Art postmoderner Kritik am Medienwahnsinn. Das hat Suchtpotenzial, nicht wahr? Ihre Show, meine ich.«
    »Finden Sie?«, fragte ich geknickt.
    »Jetzt schauen Sie doch nicht so traurig drein.« Er lächelte mich an. Wieder errötete ich. Er aber sah auf die Uhr. »Lieber Himmel, schon so spät? Ich gehe wohl besser. Nett, Sie wiederzusehen. « Er streckte die Hand aus, überlegte es sich dann aber anders und küsste mich auf die Wange, gerade in dem Moment, in dem Joseph Blake aus dem Lift kam.
    »Maggie!« Joseph kreischte fast. Irritiert drehte ich mich um.
    »Ist ja gut, Joseph, ich komme gleich.«
    »Also, passen Sie auf sich auf.« Seb eilte auf die Tür zu. Ich schwang mir die Tasche über die Schulter. Joseph stand neben mir und hielt etwas in der Hand.
    »Maggie …«, fing er an, aber Seb wandte sich nochmals zu mir um.
    »Maggie, ich weiß ja nicht, möchten Sie …« Sein Hemd leuchtete weiß über der gebräunten Haut und hatte genau die richtige Anzahl geöffneter Knöpfe. Seine dunklen Augen funkelten. Er sah wirklich unglaublich gut aus. »Möchten Sie vielleicht an einem der nächsten Tage mit mir zu Abend essen?«
    Scheu lächelte ich. »Oh!« Lieber Himmel, eine Verabredung. Ich musste erst einmal durchatmen, bevor mir eine Antwort einfiel. »Aber ja. Gerne. Das wäre nett.«
    Seb reichte mir eine Karte. »Hier ist meine Nummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie Zeit haben.«
    Hatte ich nicht immer Zeit, zumindest in den letzten Wochen? »Ja, das mache ich. Danke, Seb.«
    Schon war er draußen und pfiff nach einem Taxi. Ich drehte mich zu Joseph um, der noch mürrischer wirkte als sonst.
    »Gehen wir?«, sagte ich und sah auf seine Hand. Joseph hielt etwas Weißes, Längliches in der Hand: meinen Sicherheitsausweis. Den ich ganz sicher letzten Freitag in die Tasche gesteckt hatte, als ich ging.
     
    Joseph schwor, er habe den Sicherheitsausweis erst gefunden, nachdem ich ihn von unten angerufen hatte - aber irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Allerdings hatte ich bei Joseph in letzter Zeit immer ein komisches Gefühl. Seine Lage war nicht gerade rosig. Ich konnte nicht viel für ihn tun, wenn er keine gute Arbeit machte. Die Mädchen waren immer noch sehr reserviert, was ihn anging. Und er tat wenig, um sich einzufügen, obwohl man ihm durchaus entgegenkam. Am schlimmsten war allerdings, dass seine Recherchen so oberflächlich waren und sich daran auch nichts geändert hatte. Seine Leistung war also nicht einmal Durchschnitt, und das in einer Branche, in die alle hineindrängten.
    »Die Mädchen trauen Joseph immer noch nicht«, meinte Sally am Nachmittag und gab mir die Gästeliste für die morgige Show. Sie war die Wortführerin der Mädels und ungeheuer effizient. »Ich weiß nicht einmal genau, wieso eigentlich. Meine Güte, was ist das denn?«
    Sie griff nach einem Zeitungsausschnitt, auf dem Kinder des vom Bürgerkrieg zerrissenen Kongo zu sehen waren: ein kleiner Junge mit nässendem Ausschlag und ein traurig dreinblickendes Mädchen mit einer Machete.
    »Ach, die armen Kleinen.« Sally sah entsetzt aus, ihr fröhliches Gesicht war ernst geworden.
    »Lepra. Das ist eines der Themen, die ich Charlie mal vorgeschlagen hatte. Hast du vielleicht irgendwo meinen Terminkalender gesehen, Sal? Ich kann mich nicht erinnern, wo ich ihn hingelegt habe. Im Moment scheint überhaupt alles zu verschwinden.«
    »Nein, tut mir leid. Wenn man vom Teufel spricht …«
    Charlie schlenderte durch das Großraumbüro, Philip Lyons, ein Vorstandsmitglied von Double-decker, im Schlepptau. Und diese schrecklich versnobte Daisy, die ich kennengelernt hatte, als ich selbst in Renees Talkshow auftrat.
    »Die armen Winzlinge.« Sally ging meinen Stapel kurz durch. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Renee auch nur eines dieser Themen absegnen wird.« Sie zog einen weiteren Zeitungsausschnitt hervor: »Babyhandel« tönte die Schlagzeile, ein Artikel über die Adoption von Kindern aus fremden Ländern. »Viel zu bieder.«
    »Mit Renee hat das nichts zu tun. Wir wissen ja schließlich alle, dass sie am liebsten dauernd Vaterschaftstests machen und irgendeinem armen Kerl damit das Herz brechen würde, wenn man sie ließe. Gehen wir doch bitte weiter die Liste durch.«
    Aber Charlies Ankunft lenkte mich ab. Ich verbrachte den ganzen Morgen damit, mir zu überlegen, wie ich ihm mein Ultimatum am besten verkaufen könnte. Erfreut stellte ich fest, dass beide Männer - erwartungsgemäß -

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