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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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bitten.
    »Danke.«
    »Es tut mir sehr leid, aber ich muss wirklich weg.« Er knöpfte sein Hemd zu. »Ich habe um zehn einen Termin, bei dem es um die Promotion für das Shakespeare-Stück geht, und zwar am anderen Ende der Stadt. Ich sollte mich wirklich vorher umziehen.« Er schlüpfte in sein Jackett und beugte sich hinunter, um sich die Schuhe zu schnüren. »Wenn ich dort im Armani-Anzug aufkreuze, mache ich mir nur Feinde, meinst du nicht?« Wieder schenkte er mir sein schiefes Lächeln. »Danke für eine wunderschöne Nacht.« Er küsste mich auf den Nacken. Ich wand mich, wie ich es bereits letzte Nacht getan hatte. »Ich rufe dich an, okay?«
    »Okay.« Das ging alles viel zu schnell für mich und mein verwirrtes Gehirn. Ich war ja noch gar nicht richtig wach. Außerdem fühlte ich mich ein wenig seltsam, was natürlich an meinem Kater liegen konnte. Seb zwinkerte mir von der Metalltreppe aus zu, die ich so sehr hasste. Alex hatte sie in einer zeitgeistigen Anwandlung entworfen und sich nicht davon abbringen lassen. Nun war er weg.
    Ein Stechen in der Brust machte mir deutlich, dass es mir nicht egal war, ob ich von Seb je wieder etwas hörte. Ich schlang meine Arme um Digby und wartete darauf, dass ich die Tür zufallen hörte. Es würde mir tatsächlich etwas ausmachen. Andererseits fühlte ich mich auch ein wenig beschmutzt: als hätte ich mich gerade unter Wert verkauft. Ich war dafür einfach noch nicht bereit, nicht für diese Gefühle, nicht für diesen Mann. Ich vergrub mein Gesicht in Digbys weichem Fell. »Lieber Himmel, Dig. Was habe ich da nur wieder angestellt?«
    Die Gegensprechanlage summte: einmal lang, zweimal kurz. Dann rief eine Stimme meinen Namen: »Maggie.«
    Vielleicht konnte Seb es ja nicht ertragen, von mir getrennt zu sein. Ich stand vom Sofa auf und humpelte zur Sprechanlage hinüber. Trotz der Schmerzen im Bein, das am Morgen immer noch ein wenig steif war, musste ich lächeln. »Was hast du denn vergessen, du Dummerchen?«
    »Komm lieber mal hier runter. Schnell.« Sein Ton war so scharf, dass ich mich sofort in die Jeans zwängte. Ich eilte die Treppe hinunter, während Digby hinter mir herbellte. Ich riss die Tür auf. Seb stand auf dem Bürgersteig und deutete verwirrt auf mich. »Maggie.«
    Gegenüber holte ein Mann große Kisten voll leuchtender Klementinen aus einem Lieferwagen. Fragend sah er zu uns herüber. Dann trat ich aus der Tür und drehte mich um. Das blasse Grün der Tür wurde von schreiend roten Lettern entstellt. Die Farbe rann in einzelnen Spuren wie getrocknetes Blut auf den Boden. Ich musste einen Schritt zurücktreten, um lesen zu können, was da stand: Misch dich nicht ein, Nutte.
    Entsetzt trat ich einen Schritt zurück, wobei mein Fuß etwas Weiches streifte. Ich sah hinunter. Da lehnte ein Kranz aus weißen Chrysanthemen, umwunden von einer Trauerschleife, auf der stand: Tochter.
     

Kapitel 16
    »Hier können Sie mich rauslassen.« Ich stieg aus dem Taxi und zwängte mich durch die schmale Lücke zwischen einem silbernen Mercedes und dem monströsen braunen Bentley, der vor dem Belgravia House stand. Einen Augenblick lang hielt ich inne und sah zu den strahlend weißen Säulen hinauf. Die große schwarze Hausnummer leuchtete über der massiven Eichentür. Die schönen Flügelfenster umwucherte wilder Wein, dessen lange Ranken jetzt aber kahl herabhingen. Das ganze Haus sah nach »altem Geld« aus, doch das war eine Lüge. Das Haus schien ebenso hochnäsig, wie sein Bewohner es war. Ich hatte gehofft, nie mehr wieder einen Fuß in diese Burg setzen zu müssen.
    Wie zum Schutz stellte ich den Kragen meines Mantels hoch und erklomm die Treppen, bevor ich vollständig die Nerven verlor. Ein Fratzengesicht aus Gusseisen saß in der Tür und bleckte mich an.
    »Du kannst mich mal«, murmelte ich, bevor ich den Klopfer ergriff und auf die Tür einhämmerte.
    Etwa eine Stunde war es her, dass ich vor meiner Wohnungstür gestanden und die Schrift angestarrt hatte. Und den schrecklichen Kranz, der neben dem magischen Tortenshop mit seinen sahneüberladenen bunten Kuchenschöpfungen mehr als fehl am Platz wirkte. In diesem Laden hatte Alex einmal eine Torte mit der Aufschrift »Von dir kann ich gar nicht genug kriegen« für mich bestellt. An diesem Wochenende waren wir nicht aus dem Bett gekommen. Heute Morgen aber hatte ich vor der Tür gestanden und entsetzt diesen Kranz angestarrt, bis Seb mich sanft an der Hand nahm und seinen Arm um mich legte.
    »Alles

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