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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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hatte bezahlt und dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld gegeben. Ich war ziemlich aufgeregt. Als ich das Telefon wieder in die Tasche steckte, waren meine Finger steif vor Furcht.
    »Gut. Wir haben bezahlt. Sollen wir gehen?«
    »Ja.« Schnell stand ich auf. Mein Herz raste. Meine Züge waren mit einem Mal angespannt. »Danke für das schöne Abendessen.«
    »Ich danke Ihnen für die nette Gesellschaft«, meinte Seb, als er mir in den Mantel half. Dann sah er mich an: »Fehlt Ihnen etwas, Maggie?«
    »Nein, mir geht’s gut«, antwortete ich kleinlaut.
    »So sehen Sie aber nicht aus.«
    »Doch, doch.«
    »Sind Sie sicher?«
    Ich fühlte mich, als habe mich jemand an den Rand eines Abgrunds gedrängt. Die Nachricht musste von Alex sein. Und ich würde nicht zulassen, dass er mir diesen Abend vermasselte. Er hatte mir ohnehin schon viel zu viele Abende verdorben. Aber natürlich konnte ich Seb nicht die Wahrheit sagen und ihn in eine Situation hineinziehen, die ich selbst nicht begriff. Unsere Bekanntschaft war noch zu jung für all diese Hässlichkeiten. Also nahm ich mich zusammen.
    »Nein, wirklich. Es geht mir gut, Seb. Ich brauche nur ein bisschen frische Luft.«
    Er nahm meine Hand in seine und führte mich so durch das Restaurant. Seine Berührung tat mir gut. Ich beruhigte mich wieder. Ich war froh, dass ich mit ihm zusammen war. Froh und stolz. Auf eine Weise glücklich, wie ich es schon seit langem nicht mehr erlebt hatte. Vor dem Lokal sah Seb liebevoll auf mich herab, obwohl er gar nicht so viel größer war als ich. Seine Augen senkten sich tief in meine. Dann nahm er die beiden Enden meines Schals und zog mich eng zu sich heran. Ich war schon ziemlich betrunken und fand es recht angenehm, mich gegen ihn zu lehnen. Er nahm mein Gesicht in beide Hände, und dann sagte er meinen Namen.
    »Maggie.« Er flüsterte ihn, als sei er ein Wort aus einer merkwürdigen, fremden Sprache. Dabei sah er mich an, als wolle er mich ganz in sich aufnehmen. Schließlich beugte er sich zu mir herab und küsste mich - einen Augenblick lang war ich nur unendlich verwirrt. Ich hatte seit Alex keinen anderen Mann mehr geküsst, niemanden, seit ich mich so heftig in Alex verliebt hatte. Und Seb war so anders: glatt, wo Alex verschrammt und vernarbt war. Er roch nach Aftershave und Seife, nicht nach Zement und Staub. Seine Lippen waren nicht rissig wie die von Alex. Dann fiel mein Blick auf die winzige Narbe an seiner Oberlippe, und ich verscheuchte alle Gedanken an Alex. Ich vergaß meinen Ex und verschmolz mit diesem anderen Mann.
    Die kalte Luft hüllte uns ein. Wir standen im Kegel einer Straßenlaterne wie im Scheinwerferlicht, doch ich vergaß die laute Straße um uns herum und die anzüglich pfeifenden Nachtschwärmer auf dem Gehsteig gegenüber. Mir war ganz schwindlig vor Champagner und Begehren. Ich wollte diesen Mann, wollte ihn so sehr, wollte, dass er mich mit zu sich nahm und mich alles vergessen ließ. Wollte, dass er mich ganz langsam auszog. Ich fragte mich gerade, ob es wohl von schlechter Erziehung zeugte, wenn ich ihn dazu aufforderte, als er aufhörte, mich zu küssen, und einen Schritt zurücktrat.
    »Jesus, Maggie.« Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, schien er die Beherrschung verloren zu haben. Er atmete schwer, seine dunklen Augen funkelten. Er strich sich das Haar aus den Augen. »Ich weiß nicht, was mich an dir so anzieht, aber du hast eine merkwürdige Wirkung auf mich.«
    »Merkwürdig?« Ich versuchte, meinen Atem zu bändigen. »Das hört sich ja beunruhigend an.«
    »Du hast eine merkwürdige Wirkung auf meinen Kopf, wollte ich sagen.«
    »Nur auf deinen Kopf?« Ich warf ihm unter gesenkten Wimpern einen dunklen Blick zu, und er lächelte.
    »Nein, nicht nur auf meinen Kopf. Ganz sicher nicht nur auf meinen Kopf, Maggie. Sollen wir uns davonmachen?«
    Dann zog er mich wieder an sich und küsste mich fester, drängender als zuvor. Ich spürte, wie die Lust von mir Besitz ergriff. Es war mir egal, ob gute Mädchen es beim ersten Mal taten oder nicht. Ich jedenfalls wollte es tun.
     
    Wir fuhren zu meiner Wohnung. Die lag näher, und wir wollten wohl beide keine Zeit verlieren. Seb hatte seinem Fahrer freigegeben, bevor wir ins Restaurant gingen, also nahmen wir eines der vielen schwarzen Taxis, das uns über die London Bridge in mein Viertel bringen sollte. Wir konnten gar nicht mehr aufhören, uns zu küssen. Ich fühlte mich wie ein Teenager und wartete darauf, dass, wie bei Tom

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