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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Ring hinterließ. »Das tut mir leid. Aber ich brauche Allie-Liebling mal kurz.« Ich lächelte sie freundlich an. »Ich möchte wissen, wieso er dauernd bei mir anruft.«
    Serena warf mir einen Blick zu, der mich an einem anderen Tag für immer erledigt hätte.
    »Mein Gott. Das tut mir aber leid«, sagte Malcolm, der alles andere als betrübt aussah. »Warst du ein böser Junge, Alexander?«
    Alex kaute an seinem Daumennagel, sein Gesicht aber wirkte unbewegt. Sein Vater hob erneut den Cocktailshaker. »Braucht jemand einen Nachschlag?«
    Nun kam Barbara auf uns zu. Sie trug ein beigefarbenes Modellkleid von Jaeger. Ihr helles Haar unterstrich noch den farblosen Eindruck, den sie machte. Ihr vornehmes Gebaren bildete wie immer einen krassen Gegensatz zu Malcolms Grobschlächtigkeit.
    »Hallo, Maggie. Schön, dich zu sehen. Geht es dir gut?« Sie schob ihre Eulenbrille auf der Nase zurecht. »Serena, komm doch mit, und sieh dir die Fotos von unserem Haus in der Provence an. Sie sind so schön geworden. Ich bin ganz stolz darauf.« Geschickt hakte sie sich bei der seidenumhüllten Serena unter und zog sie mit sich. Obwohl Serenas schmalem Rücken anzusehen war, dass sie sich lieber widersetzt hätte, vermochte sie es doch nicht, Barbaras Charme zu widerstehen.
    Alex kippte seinen Drink hinunter und sah mich fragend an. »Also?«
    »Ein schönes Glas Wodka?« Ich kannte seine Tricks.
    »Nein, es war Wasser. Gehen wir nach nebenan.«
     
    »Ich glaube dir nicht, Alex.« Ich schritt unentwegt vor ihm auf und ab. Ich konnte nicht stehen bleiben, konnte einfach nicht still stehen. Ich lief im Wintergarten auf und ab wie ein Panther, den ich einmal im Zoo gesehen hatte: Ich fühlte mich in der Falle, und das machte mich wütend. »Das ist doch Zeitverschwendung. Gib’s doch einfach zu.«
    »Du sagst es.« Alex hatte die Fäuste geballt. Einen Moment lang blieb ich stehen und sah ihn an.
    »Du lügst. Ich weiß, dass du lügst.«
    »Zum Henker noch mal, Maggie.« Er stand aufrecht vor mir, ausnahmsweise einmal nicht zusammengesunken wie sonst, und sah mir in die Augen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir so etwas zutraust. Denkst du wirklich, ich würde so tief sinken?«
    Ich lachte, obwohl zwischen uns weniger Fröhlichkeit war als in einer Leichenhalle. »Ich habe dich schon viel weiter unten gesehen, Alex. Hast du das schon vergessen?«
    Seine Augen flackerten unergründlich. »Das ist nicht fair, Maggie«, sagte er leise. »Ich war vielleicht ein bisschen von der Rolle, aber doch nicht so.«
    Er wandte sich ab und legte die Stirn ans Fenster. So stand er da und starrte in den Garten hinaus. Die schnurgeraden Blumenbeete wirkten armselig, ein paar herbstliche Maßliebchen und ganze Reihen fetter Chrysanthemenbälle, von denen einige jüngst geschnitten worden waren, jedenfalls nach den nackten Stielen zu urteilen, die sich in die kalte Luft reckten.
    »Na ja, das Leben ist nun mal nicht fair, Alex, oder? Das hast du mir doch immer gesagt, wenn ich mich recht erinnere.« Eine magere Taube machte sich über die leeren Körnerhülsen her, die unter dem Vogelhaus lagen. Wie wild pickte sie auf sie ein, als wären sie lebendig. »Wenn du es nicht bist, wer sollte es sonst sein?« Die Verzweiflung überkam mich. Ich versuchte, die Panik zurückzudrängen. »Jemand hat etwas gegen mich. Und mir fällt niemand anderer ein als du.«
    Obwohl das schon längst nicht mehr stimmte. Denn mein Verdacht schien mit einem Mal auf jeden zu passen, den ich kannte. Vielleicht hassten mich ja tatsächlich alle. Ich kramte in meiner Tasche und suchte nach Zigaretten. Wieder fiel mein Blick auf die Chrysanthemen.
    Bis ich Alex hier in Malcolms Haus angetroffen hatte, war ich zwischen Wut und Angst hin- und hergerissen gewesen. Jetzt aber hatte Verwirrung von mir Besitz ergriffen. Es war mehr als seltsam, sich nach einer so angenehm verbrachten Nacht plötzlich auf krankhafte Weise bedroht zu sehen und dann auch noch ein bizarres Gespräch mit seinem Ex zu führen. Ich starrte Alex an, er erwiderte meinen Blick, undurchdringlich wie immer.
    »Was soll ich zu dem Thema sagen? Ich kann nicht etwas zugeben, das ich nicht getan habe.« Er hatte eine kleine, pfeilförmige Narbe auf seinem Unterarm. Irgendwie war Alex immer in Streitereien verwickelt. Die meisten entstanden unter Alkoholeinfluss. »Vielleicht ist es ein Verrückter, der dich in dieser Fernsehshow gesehen hat. Weißt du, Maggie, du solltest wirklich mit dem Rauchen

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