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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Schwanz. Anna würde ihm den Mund zuhalten. Anna würde ihm nicht glauben. Der Löffel kam immer wieder.
    Anna hatte Locken.
    Der Chinese summte jetzt eine Melodie, er bewegte seinen Kopf vor und zurück, die Hand mit dem Löffel kreiste vor Bens Augen. Der Löffel schlug ein.
    Seit dreizehn Minuten. Ben dachte an den Mann im Anzug, an das blaue Bild, er dachte daran, wie er ihn gewürgt, wie er ihn nach München gefahren hatte. Ben versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Der Löffel schlug wieder ein. Er war mit dem Taxi unterwegs. Er hatte den Kerl vor dem Museum in sein Taxi genommen und ihn nach München gebracht. Er hatte mit Anna telefoniert und sich mit ihr für den Abend verabredet, er hatte sich auf den Weg zurück nach Frankfurt gemacht. Er war an der Raststation stehen geblieben, zwischen den zwei LKWs. Er wollte schlafen. Er hatte den Sitz nach hinten gekippt und die Augen zugemacht, er musste endlich schlafen. Er war an dieser Raststation, er war gar nicht in seiner Wohnung, das konnte alles nicht sein. Das war nicht möglich.
    In seinem Kopf war das Geräusch.
    Es war jetzt unendlich laut, es tat weh. Er hörte es im ganzen Körper, er spürte seine Stirn nicht mehr. Alles war taub. Die Einschläge nahm er kaum noch wahr. Aber der Ton, der zu ihm nach innen kam, war unerträglich laut. Dumpfer war jetzt der Klang, aber er füllte jeden Winkel in ihm, die zwei Sekunden, in denen der Löffel in der Luft kreiste, waren jetzt gefüllt mit dem Nachhall des Geräuschs, es verdoppelte sich, wie ein Echo schoss es durch seinen Leib, kam zurück und prallte auf das Geräusch, das der neue Einschlag machte. Er wollte sich losreißen. Es war ihm egal, was passieren würde. Alles war ihm jetzt egal.
    Lieber sterbe ich. Ich kann nicht mehr. Das soll jetzt aufhören. Das kann nicht sein. Das kann alles nicht sein. Ich war in meinem Taxi, ich habe an der Raststation die Augen zugemacht, ich will jetzt sterben. Ich kann nicht mehr. Ich reiße mich jetzt los. Ich ertrage es nicht mehr.
    Plötzlich hörte er seine Stimme nicht mehr. Sie war weg.
    Da war nur noch der Ton. Der Löffel. Der Chinese vor ihm. Er machte die Augen zu. Alles war nur noch dieser Ton. Ein durchgehender, stechender Ton. Und er hörte nicht auf. Er würde sich jetzt losreißen. Jetzt.
    Er würde jetzt sterben.
    Der LKW -Fahrer hinter ihm hupte.
    Lange schon.
    Ben wurde wach.
    Er hatte über vier Stunden geschlafen.
    Das war gestern zehn Minuten nach acht.

11.
    Herta hielt an derselben Stelle.
    Das war knapp drei Stunden, nachdem Ben vom Parkplatz gefahren war. Olivier wollte etwas essen.
    Wir haben genügend Zeit, sagte er, was wollen wir mitten in der Nacht in Frankfurt.
    Herta suchte die nächste Raststation und parkte den Wagen.
    Du hast Recht. Sie drehte sich um zu dem Bild. Wir müssen es in den Kofferraum legen, Olivier.
    Wir nehmen es mit, sagte Olivier, stell dir vor, jemand bricht das Auto auf.
    Er nahm das Bild unter den Arm und ging an Hertas Seite zum Restaurant. Kurz schauten sie sich an. In beiden Gesichtern war etwas Diebisches, eine kleine, spannende Freude über das Verborgene. Beide dachten daran, wie es sein würde, wenn das Bild echt wäre, was sie dann tun würden, beide wollten einen kleinen Augenblick lang daran glauben, dass das Bild eine Tür zu etwas Neuem war, beide hofften, dass es vielleicht schon begonnen hatte.
    Olivier hielt es fest unter seinem rechten Arm, Herta ging die Treppen hinauf und öffnete ihm die Tür. Doch Olivier stolperte. Er fiel nach vorn. Herta hörte, wie er aufschrie. Sie drehte sich um und sah Olivier auf den Stiegen liegen. Seine rechte Hand hielt das Bild nach oben, es klemmte unversehrt in Oliviers Hand. Seine Lippe war aufgeschlagen. Blut kam heraus.
    Es ist nichts, sagte er, es ist nichts passiert, es hat den Boden nicht berührt.
    Er hatte das Bild in dem Moment noch nach oben reißen können, als sein Mund leicht auf den Steinfliesen aufschlug.
    Was ist mit deinen Zähnen, sagte Herta.
    Sie kniete neben Olivier, nahm ihm das Bild aus der Hand, half ihm auf und zog seine Lippen sanft auseinander. Es ist nichts, sagte Olivier und presste die Lippen wieder aufeinander.
    Mit seinem Taschentuch wischte er das Blut und Hertas Finger weg.
    Was machst du denn, Olivier, du hättest dich ernsthaft verletzen können.
    Ich wollte nicht, dass dem Bild etwas passiert.
    Olivier flüsterte. Er war erschrocken, seine Hand zitterte.
    Wie du aussiehst, sagte Herta. Sie nahm ihm das Taschentuch aus der Hand,

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