Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
ich rufe später wieder an. Tschüß, Hanna.«
Als sie ins Wohnzimmer zurückgekehrt war und sich vor den Fernseher gesetzt hatte, klingelte das Telefon erneut. Was für eine verdammte Anruferei, dachte Hanna. So sagte Papa immer. Aber dieses Mal hatte sie keine Lust dranzugehen.
Dienstagabend
H amad fuhr mit der U-Bahn zum Thorildsplan, um dem Barkeeper Juha Lehto die Fotos von Sören Andersson und Göran Andersson, Joakims Vater, zu zeigen. Lehtos Freundin ließ ihn herein. Sie war eine kleine Frau um die dreißig mit einer fröhlichen und offenen Erscheinung. Irgendwie wunderte es Hamad, dass ihr Schwedisch keinen finnischen Akzent hatte, aber als er registrierte, dass sie Britt-Marie Lundholm hieß, ließ die Verwirrung nach.
»Juha telefoniert gerade, aber er hat dich erwartet. Komm schon mal rein und trink eine Tasse Kaffee. Du magst doch Kaffee?«
Hamad spürte plötzlich, wie hungrig er war, und in der Hoffnung, dass er zum Kaffee auch noch etwas Essbares bekommen würde, nahm er das Angebot an. Sie führte ihn in die Küche, und er setzte sich auf einen der beiden Stühle an den winzigen Küchentisch. Er hörte eine Männerstimme aus einem angrenzenden Zimmer, dessen Tür verschlossen war und von dem er annahm, dass es sich um das Schlafzimmer handelte.
»Ich habe ein paar Fleischklößchen im Gefrierfach. Wenn du Hunger hast, kann ich dir gerne welche warmmachen.«
»Das wäre super«, sagte Hamad dankbar. »Arbeitest du auch für die Viking Line?«, fragte er dann, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er heimlich dem Telefongespräch lauschen würde, das im Hintergrund stattfand.
»Nein, ich arbeite in einem Schuhgeschäft in der Innenstadt«, antwortete sie, während sie die Klößchen auf einem Teller in die Mikrowelle stellte.
Sie plauderten ein paar Minuten miteinander, bis die Mikrowelle ein Piepsen von sich gab und im selben Augenblick die Tür zum Schlafzimmer geöffnet wurde. Lehto begrüßte Hamad und setzte sich ihm gegenüber. Seine Freundin verließ diskret die Küche.
»Hast du noch weiter darüber nachgedacht, was passiert ist?«, fragte Hamad und nahm sich eines der Klößchen auf seinem Teller vor.
Es erschien ihm unhöflich, vor einem Menschen zu essen, der selbst nicht aß, aber er verdrängte den Gedanken und bemühte sich, nicht zu große Bissen zu nehmen.
»Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht«, antwortete Lehto in seinem singenden Tonfall. »Ich habe Schwierigkeiten, an irgendetwas anderes zu denken. Aber ich glaube, dass ich die Erinnerungsbilder kaputtgegrübelt habe, wenn du verstehst, was ich meine. Ich weiß nicht mehr so richtig, ob ich mich an die Ereignisse erinnere oder nur noch an die Erinnerungsbilder davon.«
»Das verstehe ich«, beruhigte ihn Hamad. »Das ist ein bekanntes erinnerungspsychologisches Phänomen. Aber immerhin ist es dir bewusst, und da ist der Schaden nicht so groß. Du hast deiner bisherigen Aussage also nichts hinzuzufügen?«
»Nein, leider nicht.«
Hamad holte aus seiner Aktentasche den Umschlag hervor, den er vorbereitet hatte, und entnahm ihm zehn Fotografien, auf denen verschiedene Männer mittleren Alters abgebildet waren, von denen ihm selbst nur zwei bekannt waren.
»Ich möchte gerne wissen, ob du einen dieser Männer wiedererkennst«, erklärte er und legte die Fotos in einer Reihe vor Lehto auf den Tisch.
Lehto betrachtete sie ein paar Minuten schweigend, und Hamad studierte seine Reaktionen mit gespannter Erwartung. Er konnte beobachten, wie die Augen des Barkeepers über die Fotos hin und her wanderten. Schließlich teilte ihm Lehto seine Gedanken mit.
»Einen von ihnen habe ich sofort wiedererkannt, aber ich wollte ganz sichergehen und nichts Übereiltes sagen. Das hier war der Mann an der Bar«, sagte er und deutete auf eine der Fotografien. »Kleine, gemeine Augen.«
Hamad nahm die Fotografie vom Tisch und betrachtete sie mit Genugtuung.
»Da bist du dir sicher?«, fragte er noch einmal nach.
»Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Lehto mit Überzeugung.
*
Lisas Café hatte heute ausnahmsweise auch am Abend geöffnet. Lisa war mit der Inventur beschäftigt und dachte, dass diese langweilige, aber notwendige Beschäftigung durch Gäste im Lokal nur unterhaltsamer werden konnte. Sjöberg saß allerdings in Gedanken versunken da und war keine großartige Gesellschaft.
Eine stark übergewichtige Frau, etwas älter als er selbst und möglicherweise ein bisschen betrunken, hatte das Café betreten und sich mit dem
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