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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Rücken zu ihm an den Nebentisch gesetzt. Sie plauderte über Gott und die Welt mit allen anderen Gästen des Lokals, außer mit Sjöberg, der das Glück hatte, sich in einer Art totem Winkel zu befinden. Er achtete nicht im Geringsten darauf, was sie sagte, aber irgendetwas an ihr hatte seine Gedanken auf den nächtlichen Spaziergang mit Margit Olofsson gelenkt. Vielleicht das hennarote Haar, vielleicht ein bekannter Ton in ihrer Stimme oder vielleicht auch nur ihre Art, die ganze Welt zu umarmen. Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass Sjöbergs Gedankengänge gar nichts mit der redseligen Frau zu tun hatten. Vielleicht war es nur die kurze Pause selbst, die es seinen Gedanken erlaubte, mit ihm durchzugehen. Denn sobald er nicht mehr anderweitig beschäftigt war, tauchte sie ständig wieder auf. Margit. Er kannte sie kaum, und trotzdem fühlte es sich an, als würde er nach Hause kommen. Nach Hause?
    Logisch betrachtet war Margit Olofsson das Gegenteil von zu Hause. Zurzeit war sie die größte Bedrohung für all das, was er mit dem Wort Zuhause verband. Sie hatte seine Existenz erschüttert, und daran war nichts Positives. Absolut gar nichts. Trotzdem saß er hier und träumte von dieser Nacht. Ein Spaziergang, ein Kuss – mehr war es nicht gewesen. Und trotzdem gab es da noch etwas anderes. Düfte, Wärme. Geborgenheit? Was soll das für eine verdammte Geborgenheit sein, die alles Vertraute in Frage stellt? Weg, aufhören.
    Vor ihm stand sein zweiter Kaffee, ein Teller mit einem fast aufgegessenen Ei- und Anschovisbrötchen sowie eine Abendzeitung, in der er wieder herumzublättern begann. Sowohl sein eigener als auch Petras Fall nahmen heute viel Platz in der Berichterstattung ein, und er musste feststellen, dass die Arbeit der Polizei nicht besonders vorteilhaft dargestellt wurde. Obwohl sie bis zur Erschöpfung arbeiteten, hatten sie der Presse nichts Konkretes anzubieten. Folgerichtig enthielten die Artikel keine neuen Fakten, sondern nur immer schärfere Kritik an ihrer Arbeit. Aber morgen würden sie Bilder von der toten Mutter und ihrem Jungen bekommen, darüber hatte er sich mit Petra geeinigt. Dann würde die Meute ein bisschen Futter bekommen. Er wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, als das Handy in seiner Tasche vibrierte.
    »Hier ist Jamal. Der Mann an der Bar ist identifiziert.«
    »Kein Zweifel?«
    »Lehto war sich hundertprozentig sicher.«
    »Wie viele Fotos hatte er zur Auswahl?«
    »Zehn.«
    »Das ist gut.«
    »Wo bist du gerade?«
    »Im Lisas .«
    »Ich sitze in der U-Bahn zwischen Thorildsplan und Fridhemsplan. Die Bahn ist liegengeblieben. Stromausfall. Sie sagen, dass es auf unbestimmte Zeit so bleiben kann. Hast du fertig gegessen?«
    »So gut wie. Na los, spuck’s schon aus!«
    »Ich schlage vor, dass du der Ölandsgatan sofort wieder einen Besuch abstattest.«
    »Natürlich«, sagte Sjöberg abschließend und drückte das Gespräch weg, während ein breites Lächeln von seinem Gesicht Besitz ergriff.
    Fünfzehn Minuten später saß er auf der Kante des grünen Sofas, ihm gegenüber saß Göran Andersson. Joakim war dieses Mal nicht dabei. Sjöberg selbst hatte ihn gebeten, eine Weile nach draußen zu gehen, damit er sich unter vier Augen mit seinem Vater unterhalten konnte.
    Der Vater sah nicht mehr so überheblich aus, sondern hatte einen nervös flackernden Blick und vermied jeglichen Augenkontakt. Sjöberg kam der Gedanke, dass Göran Andersson möglicherweise sicherer im Sattel saß, wenn er von Menschen umgeben war, als unter den prüfenden Blicken eines einsamen Gegenübers. Vielleicht hatte auch die Anwesenheit seines Sohnes Auswirkungen auf sein Benehmen. Zum Schlechteren anscheinend. Seine Aggressivität schien ihm vollständig abhandengekommen zu sein, und sein ganzes Wesen strahlte eher Unsicherheit als Wut und Arroganz aus. Vielleicht spürte er auch, wie die Daumenschrauben angezogen wurden, vielleicht begriff er den Ernst der Situation, nachdem die Polizei zwei Mal in so kurzer Zeit bei ihm aufgetaucht war.
    »Tja. Da bin ich also schon wieder«, begann Sjöberg. »Länger haben wir nicht gebraucht, um zuverlässige Zeugenaussagen herbeizuzaubern, die Sie eindeutig als diejenige Person identifizieren, die ein paar Stunden vor ihrer Ermordung zusammen mit Jennifer Johansson an der Bar gesessen hat.«
    Göran Andersson nestelte an seiner Zigarettenschachtel herum, und schließlich gelang es ihm, eine Zigarette herauszufischen, die er sich mit einem

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