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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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antwortete ohne spürbares Zögern.
    »Sie hat ausgesehen wie diese Jennifer. Ich habe gedacht, dass sie es war.«
    »Aber das können Sie doch nicht wirklich angenommen haben, wo Sie doch wussten, dass sie tot war?«
    »Umso größer das Erstaunen«, konstatierte Göran Andersson trocken.
    »Es war also nur die Überraschung, die Sie zu dieser Aussage getrieben hat?«
    »Ja, so kann man es ausdrücken.«
    »Mit wem haben Sie sie verglichen?«
    »Wie, verglichen?«
    »Mit wem haben Sie Elise verglichen?«
    »Mit Jennifer natürlich. Was sind denn das für blöde Fragen?«
    »Sie haben doch gesagt, dass Sie sie nie zuvor gesehen hätten«, hakte Sjöberg nach.
    »Ich habe sie doch auf diesem verdammten Foto gesehen, das Sie mir gezeigt haben.«
    »Und das hat ausgereicht, um die eine Schwester für die andere zu halten? Eine Fotografie?«
    »Ganz offensichtlich«, antwortete Joakims Vater kühl.
    »Das glaube ich nicht«, fuhr Sjöberg unbeirrt fort. »Sie haben mit Jennifer an der Bar gesessen, und das war das Bild, mit dem Sie Elise verglichen haben.«
    »Glauben Sie doch, was Sie wollen.«
    »Aber warum haben Sie sie eine Hure genannt?«, fragte Hamad.
    »Ich fand wohl, dass sie wie eine Hure aussah«, antwortete Göran Andersson mit einem schiefen Lächeln.
    »Sie würden also jede beliebige Frau auch so nennen, nur weil sie Ihrer Meinung nach ein bisschen schlampig aussieht?«
    »Also jede beliebige, das weiß ich nicht …«
    Sjöberg hatte nicht vor, ihn so ohne Weiteres vom Haken zu lassen. Nur weil er unverschämt war, sollte er sich nicht jeglicher Logik entziehen dürfen.
    »Sie begegnen hier vor ihrer Tür einem Mädchen im Treppenhaus. Sie behaupten, dass Sie sie nie zuvor gesehen haben, und trotzdem sagen Sie zu ihr: ›Bist du gar nicht tot, du verdammte kleine Hure?‹ Jetzt möchte ich, dass Sie mir genau erklären, was in Ihrem Kopf vor sich ging, als Sie das sagten. Ansonsten nehmen wir Sie mit zur Wache und verhören Sie dort.«
    Göran Andersson ließ ein tiefes Seufzen vernehmen und antwortete schließlich widerwillig:
    »Es gab ein Mädchen in Jockes Leben. Und das Mädchen war diese Jennifer. Ich habe sie auf dem Foto gesehen, das die Polizei mir gezeigt hat. Ich war nicht damit einverstanden, dass Jocke Umgang mit ihr hatte. Er ist mit ihr nach Finnland gefahren, obwohl ich es ihm verboten hatte. Als ich also hier die Treppe heraufkomme und Jocke mit einem Mädchen sehe, das, soweit ich es beurteilen kann, genau wie diese Jennifer auf dem Foto aussieht, gibt es wohl irgendwie einen Kurzschluss in meinem Kopf. Ich verstand nicht so richtig, was ich sah. Ich konnte nur glauben, dass sie es war, aber sie war ja tot, soweit ich verstanden hatte, und dann passierte es eben. Da habe ich das gesagt.«
    Göran Andersson gab ihrem Druck nicht nach. Am Ende der ergebnislosen Vernehmung schaute sich Hamad noch einmal in der Wohnung um und bekam zu sehen, was Sjöberg ihm beschrieben hatte. Joakims grotesk übergewichtige Mutter und das Bett, das er offensichtlich mit seinem Vater teilte. Es gab nichts mehr, was die beiden Polizisten bei der Familie Andersson ausrichten konnten. Sie wollten gerade aufbrechen, als Hamad sich noch einmal genötigt sah, das anzusprechen, was ihn am meisten irritiert hatte.
    »Warum teilen sich zwei erwachsene Leute ein Bett? Können Sie mir das erklären?«
    Er hatte sich an den Vater gewandt, nicht an Joakim, aber Göran Andersson fertigte ihn einfach mit einem kalten Lachen ab.
    »Sie haben ja gesehen, was sich im Doppelbett breitgemacht hat. Am Ende ist man ständig aus dem Bett gefallen, und da musste ich eben in das Bett umziehen, in dem noch ein bisschen Platz war.«
    »Vielleicht könnte man sich noch ein weiteres Bett leisten«, schlug Hamad vor.
    »Glauben Sie, dass ich Geld scheißen kann? Das verdammte Balg kann ja ausziehen, wenn er es hier zu eng findet«, antwortete Göran Andersson und rollte seine Abendzeitung auseinander, die er während der ganzen Vernehmung in der Hand gehalten hatte.
    Hamad versuchte Blickkontakt zu Joakim aufzunehmen, aber der war intensiv mit etwas beschäftigt, das unter seinem Daumennagel hängen geblieben war. Mit der geringen Hoffnung, dass sich der Vater sogleich seiner Lektüre zuwenden würde, verließen die beiden Polizisten die Wohnung.
    »Irgendetwas an diesem Ausdruck ›Hure‹ lässt mir keine Ruhe«, sagte Sjöberg, als sie wieder unten auf der Straße waren.
    »Das ist heutzutage doch nicht mehr als ein anderes Wort für

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