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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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also nicht gemeinsam verreist? Da bin ich ja neugierig, was Sie dann auf diesem Schiff wollten?«
    »Ich wollte sehen, was Jocke vorhatte. Er hatte keine Erlaubnis mitzufahren.«
    »Keine Erlaubnis?«, warf Hamad ein. »Soweit ich weiß, braucht man als Vierundzwanzigjähriger nicht die Erlaubnis seines Vaters, um irgendetwas zu tun.«
    »Wie Sie schon sagten, ist seine Mutter pflegebedürftig.«
    »Und …?«, sagte Sjöberg mit gespielter Verwunderung. »Ist es Joakims Job? Sich um Ihre Frau zu kümmern?«
    »Oder sich um seine Mutter zu kümmern, wenn man es aus anderer Perspektive betrachtet. Ja, das ist die Aufgabenteilung, die wir vereinbart haben. Der Junge bekommt es schließlich bezahlt.«
    »Und wenn Joakim irgendwann trotzdem verreist, dann sorgen Sie dafür, dass Sie gleichzeitig verreisen? Damit sie ganz bestimmt keine Pflege bekommt? Frau Andersson hätte schon vor langer Zeit professionelle Hilfe bekommen müssen. Wir werden das Sozialamt über diese Situation informieren.«
    Göran Andersson sah zum ersten Mal verlegen aus. Er antwortete nicht, sondern zog stattdessen tief an seiner Zigarette, bevor er sie im Aschenbecher auf dem Tisch ausdrückte.
    »Hast du gewusst, dass dein Vater mit auf dem Boot war?«, fragte Hamad Joakim.
    »Nein«, antwortete Joakim still. »Erst am folgenden Morgen. Da tauchte er im Frühstückssaal auf.«
    Er wagte seinen Vater nicht anzusehen, während er antwortete. Nicht einmal die Blicke der Polizisten konnte er ertragen. Er stand mit hängenden Armen da und starrte zu Boden.
    »Warum hast du uns das nicht vorher schon erzählt?«
    »Warum hätte ich es erzählen sollen? Niemand hat mich gefragt. Wir sind nicht gemeinsam gereist.«
    »Aber trotzdem«, hakte Sjöberg nach. »Du musst doch unheimlich überrascht gewesen sein, als dein Vater so plötzlich aus dem Nichts auftauchte?«
    »Doch … das stimmt schon«, gab Joakim zu.
    »Vielleicht auch ängstlich?«
    Joakim antwortete nicht.
    »Worüber haben Sie bei diesem Frühstück gesprochen?«
    Sjöberg hatte sich wieder an den Vater gewandt.
    »Über den Mord natürlich«, antwortete der. »Darüber haben an diesem Morgen doch alle gesprochen.«
    »Wussten Sie, dass die Ermordete Joakims Freundin war?«
    Göran Andersson zögerte ein paar Sekunden, bevor er antwortete.
    »Ich hatte so eine Ahnung.«
    »Warum? Haben Sie sie mal getroffen?«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber ich wusste ja, wie sie hieß.«
    »War es nicht so«, fragte Sjöberg mit aller Schärfe, »dass Sie am Samstagabend eine Weile an der Bar mit Jennifer Johansson zusammengesessen haben?«
    Während des Bruchteils einer Sekunde meinte Sjöberg einen Schatten durch Göran Anderssons Gesicht ziehen zu sehen, bevor er mit einem erstaunten Lachen antwortete.
    »Wo um Himmels willen haben Sie das denn her? Ich habe diesen Menschen nie gesehen! Bis Sie mir an dem Morgen dieses Foto gezeigt haben.«
    »Und wenn jemand behaupten würde, dass er Sie mit ihr in der Bar gesehen hat? Was sagen Sie dann?«
    Joakim sah zum ersten Mal während des Gesprächs zu seinem Vater hinüber. Sjöberg ahnte ebenso viel Erstaunen wie Angst in seinem Blick. Wenn ich nur einmal deine Gedanken lesen könnte, Joakim, dachte Sjöberg, bevor der Vater antwortete.
    »Dass jemand kein glaubwürdiger Zeuge sein kann.«
    »Ich kann Ihnen das eine oder andere über Glaubwürdigkeit erzählen«, warf Hamad ein. »Eine glaubwürdige Person misshandelt nicht den eigenen Sohn. Eine glaubwürdige Person lebt kein abgeschottetes Leben und sperrt seine kranke Frau nicht ohne Pflege in ein Zimmer ein. Eine glaubwürdige Person schläft nicht mit seinem erwachsenen Sohn im selben Bett.«
    Während der Stille, die Hamads unerwartetem Ausbruch folgte, beobachtete Sjöberg Vater und Sohn und bemerkte, wie Joakim errötete und seinen Blick senkte, während der Vater keine Miene verzog. Es verging viel Zeit, bevor wieder jemand etwas sagte.
    »Woher kennen Sie Elise Johansson?«, brach Sjöberg das Schweigen.
    »Wer zum Teufel soll das sein?«
    »Elise ist Jennifers Schwester, und wir wissen, dass Sie ihr vor ein paar Stunden begegnet sind.«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Anscheinend kennen Sie sie gut genug, um sie mit jeder Menge unflätiger Ausdrücke zu bewerfen. ›Bist du gar nicht tot, du verdammte kleine Hure?‹, zum Beispiel. Warum sagen Sie so etwas zu einer Vierzehnjährigen, die gerade ihre Schwester verloren hat?«
    Göran Andersson schien sich schnell wieder gefasst zu haben und

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