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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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dem Fußboden und wollte ausgetrunken werden. Jennifer warf einen Blick auf die Uhr des Radios, das an der Wand befestigt war: eins – die Nacht war noch jung. Sie hatte keinesfalls die Absicht, früh ins Bett zu gehen, also kippte sie sich den schalen Drink hinter die Binde und wankte ins Badezimmer, um sich kurz zu duschen und neues Make-up aufzulegen. Der Kopfschmerz hatte bereits ein wenig nachgelassen, und sie fühlte sich schon etwas besser. Sie sammelte ihre Kleider vom Boden auf, staubte sie ab und zog sich an.
    Als sie sich hinhockte, um die Schuhe anzuziehen, fiel ihr Blick auf ein Bündel extra Bettzeug unter einem der Betten. Aber dort war auch noch etwas anderes – mitten in dem weichen Haufen aus Kissen und Bezügen entdeckte sie die schwarze Aktentasche, die sie oben in der Bar neben Henrik auf dem Sofa hatte stehen sehen. Nachdem sie ein paar Sekunden gezögert hatte, fasste sie einen Entschluss.
    Ohne einen triftigen Grund dafür zu haben, zog sie die Tasche unter dem Bett hervor und hob den Deckel ein Stückchen an. Darin lagen, neben Papieren und Stiften, ein Taschenrechner und ein Paar Handschuhe, dazu ein Terminkalender. Sie konnte es nicht lassen, ihn herauszunehmen und hastig in den dünnen Seiten herumzublättern, bis ihr Blick am Namen des Besitzers auf der Innenseite des ledergebundenen Einbands hängen blieb. Vorsichtig legte sie den Terminkalender dorthin zurück, wo sie ihn gefunden hatte, schloss die Tasche und schob sie zurück unter das Bett.
    In der kleinen Garderobe direkt hinter der Tür hingen zwei Jacken. Nachdem sie so gut wie jede der Taschen nach außen gekrempelt hatte, fand sie schließlich, wonach sie suchte: ein kleiner Stoß Visitenkarten, der sorgfältig in ein unansehnliches, blaues, aus samtweichem Material genähtes Futteral gesteckt worden war. Auf allen Karten stand dieselbe Information, und der Name war ihr nicht bekannt. Sie merkte sich die Namen Fredrik Grönroos und Gustav Helenius, steckte die Visitenkarten zurück in die Innentasche der Jacke und verließ die Kabine.
    *
    Als Hanna aufwachte, war es draußen schon dunkel. Der Fußboden unter ihr war ganz nass und das Nachthemd auch. Der Hunger war wieder da, und er war schlimmer als zuvor. Die Süßigkeiten hatten sie für den Augenblick satt gemacht, aber jetzt brauchte sie Essen – ein Essen, wie Mama und Papa es immer machten. Sie zog das nasse Nachthemd aus und wischte, so gut sie konnte, das Pipi vom Fußboden auf. Damit sie es Mama recht machte, wie sie es sich fest vorgenommen hatte, stopfte sie das feuchte Bündel anschließend in den Wäschekorb im Badezimmer.
    Auf dem Küchenboden lagen immer noch die restlichen Süßigkeiten. Es gab nur noch Salzlakritz, und das würde sie nicht mal im äußersten Notfall essen. Ein Butterbrot wäre jetzt gut, und sie wusste, wo das Brot aufbewahrt wurde, aber selbst wenn sie sich auf einen der Hochstühle stellen würde, könnte sie das Fach oberhalb des Kühlschranks nicht erreichen. Stattdessen versuchte sie die Kühlschranktür zu öffnen, aber die rührte sich nicht.
    Sie konnte es sich nicht leisten, einfach aufzugeben, das spürte sie instinktiv. Also schleppte sie einen Stuhl bis vor den Kühlschrank und kletterte hinauf, um besser an den Handgriff heranzukommen. Der Stuhl hinterließ deutlich sichtbare Kratzer auf dem Boden, was bestimmt nicht gut ankommen würde, so viel war ihr klar. Aber jetzt war es sowieso schon passiert. Hanna zog und riss an der widerspenstigen Tür, und als sie gerade schon aufgeben wollte, gab sie schließlich nach. Es stellte sich heraus, dass sie das Tiefkühlfach geöffnet hatte, aber das würde wohl auch gehen. Sie bekam Gänsehaut von der eisigen Kälte, die auf ihren nackten Körper strömte, während sie systematisch eine Schublade nach der anderen herauszog. Schließlich fand sie ein Paket, das sie wiedererkannte: Pyttipanna. Und das war das Leckerste, das sie kannte.
    Sie kniete sich auf Papas Stuhl am Küchentisch und riss die Packung auf. Der Inhalt der Tüte hatte sich zusammengeklumpt. Sie hämmerte es auf den Esstisch, erst vorsichtig, dann heftiger, bis ein paar Krümel und schließlich ein großer tiefgefrorener Block aus Kartoffeln, Zwiebeln und Fleischwürfeln auf den Tisch fielen. Die kleinen Teile konnte man gut essen. Sie schmolzen schnell im Mund und schmeckten nach einer Weile ganz vertraut. Der große, gefrorene Klumpen war allerdings schwieriger zu bewältigen. Sie biss hinein wie in einen Apfel, bekam

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