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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Weile bin ich rübergegangen, um nach ihr zu sehen, aber dort war sie nicht. Ich zog an der Tür zu unserer eigenen Kabine, aber sie war abgeschlossen, und drinnen war es still. Wir hatten nur zwei Schlüsselkarten bekommen, und ich hatte keine von dieser Tür. Dann habe ich auf den Toiletten nachgeguckt, aber sie war weg.«
    »Und damit hast du dich zufriedengegeben?«
    »Nein, ich bin losgegangen und habe auf dem ganzen Schiff nach ihr gesucht, aber ich konnte sie nicht finden.«
    »Wie spät war es, als du festgestellt hast, dass sie verschwun den war?«
    »Neun, halb zehn vielleicht, ich weiß es nicht genau.«
    »Und dann?«
    »Ich habe den Fahrstuhl zu den oberen Decks genommen, um dort nach ihr zu suchen. Ich habe überall nachgesehen. In Bars und Restaurants, in der Disko, überall, aber sie war nirgendwo zu finden. Also habe ich mich oben an die Bar des großen Tanzsaals gesetzt und ein Bier getrunken.«
    »Was hast du geglaubt, wohin sie gegangen ist?«
    »Keine Ahnung. Manchmal macht sie solche Sachen. Einfach abhauen und so. Man weiß nie so richtig, woran man bei ihr ist. Nach einer Weile habe ich sie dann tatsächlich dort entdeckt. Sie saß am anderen Ende des Lokals, mit zwei Männern. Sie waren schon älter. Trugen Anzüge.«
    »Bist du zu ihr gegangen?«
    »Nein, bin ich nicht. Ich habe noch eine Weile dort gesessen und bin dann gegangen.«
    »Warum? Sie war doch deine Freundin.«
    Der misstrauische Blick war mittlerweile ganz unverkennbar. Ja, warum war er eigentlich nicht zu ihr gegangen? Wie sollte er dem Polizisten erklären, dass Jennifer in ihrer Beziehung immer das Sagen hatte, obwohl sie so viel jünger war? Dass er wie ein kleines Anhängsel von Jennifer war, dass er vor ihr noch nie eine Freundin gehabt hatte. Und dass sie angefangen hatte, ihn zu durchschauen.
    »Sie war mir egal«, antwortete er leichthin. »Meinetwegen sollte sie doch da sitzen und sich vor diesen alten Knackern aufspielen.«
    »Wie hast du dich da gefühlt? Warst du verletzt?«
    »Ich hatte nur das Gefühl, dass sie nicht mehr meine Freundin war. Sonst nichts«, log Jocke.
    »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich ging in einen anderen Laden und habe noch ein paar Bier getrunken«, log er weiter. »Dann bin ich schlafen gegangen.«
    »Und diese Männer – würdest du sie wiedererkennen?«
    »Weiß nicht. Vielleicht.«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Einer hatte dunkle Haare, der andere war blond, glaube ich. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Waren sie Finnen? Oder Schweden?«
    »Keine Ahnung. Ich saß zu weit weg.«
    »Wir reden später weiter«, sagte Nieminen und deutete auf die Tür.
    *
    Im selben Augenblick, als der Krankenwagen Stora Mejtens Gränd mit dem kleinen Kind verließ, tauchte die Polizei auf. Petra dankte der Frau, die Ester Jensen hieß, für ihre Hilfe und bat um Entschuldigung für die Umstände und das Durcheinander, das sie hinterlassen habe. Sie erzählte, dass sie selbst auch Polizistin sei und dass sie sie im Laufe des Tages noch einmal aufsuchen würden, um sich ausführlicher mit ihr zu unterhalten.
    Sie ging auf die Straße, um die Polizisten in Empfang zu nehmen. Petra kannte die beiden Männer flüchtig. Der eine hieß Staaf und war von der harmlosen Sorte. Der andere hieß Holgersson und war ein Tollpatsch, der seinen Schwerpunkt zwischen den Schulterblättern zu haben schien. Beim Gehen schaukelte er dermaßen herum, als drohte er jeden Augenblick nach hinten umzukippen. So aufgepumpt, wie seine Oberarme waren, konnte er sie nicht wie normale Leute an den Seiten herabbaumeln lassen, aber vielleicht wollte er auch einfach nur, dass es genau so aussah. Er hatte am Freitag ebenfalls an dem Seminar zur Körpersprache teilgenommen. Mit einer leichten Irritation erinnerte sie sich daran, dass möglicherweise er es gewesen war, der ihr den Begriff »sexy« in den Mund gelegt hatte, als davon die Rede gewesen war, wie der Polizeidirektor sich bewegte.
    Staaf erkannte sie wieder und lächelte. Holgersson hatte ebenfalls die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen, während sich seine Blicke auf ganz andere Teile ihres Körpers richteten als auf ihre Augen.
    »Hallo«, sagte sie und nickte ihnen zu. »Ich habe das Kind gefunden.«
    »Oh, verdammt«, sagte Staaf.
    »Ich zeige euch, wo er gelegen hat«, sagte Petra und begann mit den beiden Polizisten im Schlepptau in den Park hinunterzugehen bis zu dem Gebüsch, in dem sie den Jungen entdeckt hatte.
    Mit einer Geste signalisierte sie ihnen,

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