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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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dass sie stehen bleiben sollten, und näherte sich so vorsichtig wie möglich über das immer noch taunasse Gras dem Gebüsch. Instinktiv spürte sie Holgerssons Blicke in ihrem Rücken oder eher ein Stück tiefer. Jedenfalls war sie sicher, dass er guckte. Enge Laufhosen waren bestimmt nicht die Klamotten, die sie in Holgerssons Gesellschaft am liebsten trug.
    »Hier drin hat er gelegen«, sagte Petra, und es gelang ihr, den Kinderwagenaufsatz mit einem Ruck aus den Büschen zu reißen.
    Schließlich kehrten sie zum Wendehammer zurück, auf dem der Kinderwagen stand. Jetzt entdeckte sie, dass er beschädigt war. Eines der Räder saß vollkommen schief, und das Gestell war auf einer Seite ziemlich verbogen. Sie stellte den Aufsatz auf den Kinderwagen und ließ die beiden Tragriemen auf das kleine Bett fallen.
    »Die beiden müssen zusammengehören«, sagte Petra. »Sie passen zueinander, auch wenn der Wagen ein bisschen mitgenommen aussieht. Wir werden ein ziemlich großes Gebiet absperren müssen«, fügte sie hinzu und deutete mit der Hand zu dem Gebüsch hinüber, das etwa dreißig Meter entfernt lag.
    Ein weiterer Streifenwagen tauchte auf, und zwei Beamte stiegen aus. Holgersson forderte sie auf, die Absperrausrüstung mitzubringen. Petra berichtete von ihrer makabren Entdeckung und unternahm anschließend auf eigene Faust einen größeren Rundgang um den Fundort, während sie versuchte, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Erst jetzt spürte sie die Schmerzen, die von den Schrammen auf ihren Beinen herrührten. Sie schaute nach unten und musste feststellen, dass sie die teuren Nike-Hosen wegwerfen konnte.
    Irgendjemand musste das Kind vermissen, dachte sie. Irgendjemand musste in diesem Augenblick vollkommen verzweifelt sein und nach einem blauen Kinderwagen mit weißen Punkten suchen. Wir müssen die Eltern des Jungen ausfindig machen. Aber das ist nicht meine Aufgabe, fiel ihr plötzlich ein. Ich bin nur eine Zeugin, ich muss es den anderen überlassen und nach Hause gehen.
    Sie kehrte zu dem Wendehammer zurück. Die Absperrungen waren mittlerweile fast fertig aufgestellt. Aus reiner Routine warf sie einen Blick in den Mülleimer, den sie passierte, als sie sich wieder auf dem Weg befand. Nichts Besonderes. Es war nicht ihre Aufgabe, in Mülleimern zu wühlen und im Gras nach Spuren zu suchen. Darum sollten sich Staaf und Holgersson und ihre Kollegen kümmern.
    »Ich bin jetzt weg!«, rief sie Staaf zu, der etwas weiter unten am Hang stand. »Ihr wisst, wie ihr mich erreichen könnt. Die alte Dame in der Nummer zehn da hinten weiß, dass ihr noch vorbeikommt. Viel Glück.«
    »Danke. Wir melden uns«, antwortete Staaf und hob eine Hand zum Abschied.
    Etwas weiter hinten stand Holgersson auf dem Rasen und sah ihr mit einem vieldeutigen Lächeln nach. Mit einem leichten Schaudern drehte sie sich um und ging in Richtung Kleingartenkolonie. Ohne direkten Grund blieb sie vor einer der umzäunten Sandkisten des Straßenbauamtes stehen, an der sie vorüberkam. Sie ging zu der Kiste hinüber und zog sich instinktiv den Ärmel der Kapuzenjacke über ihre Finger, bevor sie den schweren Deckel einen Spaltbreit anhob. Sie blieb einige Sekunden stehen, dann ließ sie den Deckel mit einem lauten Knall zufallen.
    »Holgersson! Staaf!«, rief Petra Westman. »Ihr müsst die Absperrungen erweitern. Ich glaube, ich habe die Mutter gefunden.«

Sonntagvormittag
    U m Viertel vor sechs wachte Sjöberg auf, obwohl er heute ausschlafen konnte. Man wird langsam alt, dachte er, dann überfielen ihn die Erinnerungen an den vergangenen Abend. Seltsamerweise erfüllten die Erinnerungen ihn mit Wohlbehagen. Die gedämpfte Beleuchtung und der festliche Glanz des Samstagabends legten sich wie ein Filter über seine Gedanken. Er musste lächeln bei der Erinnerung an Margits warme Umarmung und den Duft ihrer Haare. Dieser ehrliche, offene, verständnisvolle Blick, mit dem sie ihn betrachtet hatte, betörte ihn. Es fühlte sich an, als würde er nach Hause kommen.
    »Nach Hause?«, murmelte er.
    Wie konnte er so etwas denken – nach Hause? Sein Zuhause war schließlich hier, bei Åsa. Und dann überkam ihn das schlechte Gewissen. Aber nicht mit voller Kraft. Nicht so mächtig, wie er es verdient hätte. Es hätte ihn wie ein Pferdehuf im Bauch treffen müssen, doch stattdessen schlich es heran wie eine Katze und legte sich still und ruhig in einer entlegenen Ecke seines Bewusstseins nieder.
    Der wirkliche Katzenjammer,

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