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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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unterbrochen, der sich aus Jockes Mund drängte. Das Geräusch wurde lauter, und schließlich schlug er die Hände vors Gesicht und ließ seinen Tränen freien Lauf. Er drehte sich hastig um und lief auf die Tür zu.
    »Lasst mich hier raus!«, flehte er. »Es ist Jennifer, ich will es nicht mehr sehen! Lasst mich raus, lasst mich raus!«
    »Ich weiß nicht, was sie in der Nacht gemacht hat«, musste Jocke zugeben, als er eine Weile später von dem finnischen Kriminalkommissar in einem Raum neben dem Behandlungszimmer vernommen wurde.
    Ihm war mitgeteilt worden, dass die Fähre in Åbo angelegt hatte und kein einziger Passagier das Schiff verlassen durfte, bevor nicht alle vernommen worden waren, die sich an Bord befanden. Für ihn selbst hatte das zwar keine Bedeutung, aber es würde noch eine Weile dauern, bis sie nach Stockholm zurückkehren würden.
    »Wurde sie ermordet?«, fragte Jocke, obwohl er die Antwort bereits wusste.
    »Es sieht so aus, ja. Wahrscheinlich erwürgt. Auf einer der Toiletten.«
    »Es könnte also jeder getan haben?«, fragte Jocke.
    »Solche Dinge werden selten von jemand x-Beliebigem getan«, antwortete der Polizist mit einem freudlosen Lächeln.
    Er verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch und räusperte sich, bevor er einen neuen Anlauf nahm.
    »Und du warst oder warst nicht oder warst nur ein bisschen ihr Freund. Wie verhält es sich denn nun in dieser Angelegenheit?«
    Nieminen trat zwar korrekt und freundlich gegenüber Jocke auf, doch sein Misstrauen konnte er nur schwer verhehlen. So musste man in seinem Beruf wohl sein. Jocke fühlte sich unwohl und wand sich in seinem Stuhl, nach wie vor ganz erschüttert von seiner Begegnung mit dem ausdruckslosen Gesicht des Todes.
    »So und so«, antwortete er verunsichert.
    Er verstand ja nicht einmal selbst, wie es sich wirklich verhalten hatte, wie sollte er es dann erklären können?
    »Manchmal waren wir zusammen, könnte man sagen. Manchmal auch nicht.«
    »Du hast sie ausgenutzt, wann und wie es dir gerade gefiel? Du bist vierundzwanzig, und sie war sechzehn. Eigentlich war sie doch nichts für dich, oder?«
    »Vielleicht nicht.«
    Jocke konnte immer nur eine Frage auf einmal beantworten, und die Unterstellung, dass er Jennifer ausgenutzt habe, blieb unwidersprochen. Hatte er sie ausgenutzt? Er war doch in Jennifer verliebt gewesen. Es war doch alles echt gewesen. Bis gestern. Bis er sie dabei beobachtet hatte, wie sie sich vor diesen beiden Knackern in der Bar gespreizt hatte. Da waren die zärtlichen Gefühle und alle Hoffnungen erloschen. Danach hatte er nur noch Zorn empfunden. Und Verachtung. Zuerst war er verletzt gewesen, aber das war ihm schon viele Male vorher passiert. Man kann nicht ständig herumlaufen und bluten, sodass er seine Wunden zwang, schnell zu verheilen. Aber sie hatten immer hässliche Narben hinterlassen.
    »Erzähl uns von dem Abend. Erzähl uns von Jennifer.«
    »Wir saßen in der Kabine direkt nebenan und haben gefeiert, eine Stunde lang vielleicht. Jennifer und ich und noch ein paar andere. Sie saß auf meinem Schoß. Leute kamen und gingen. Eine Kabine weiter wurde auch gefeiert, und die Tür nach nebenan war geöffnet. Dieselbe Truppe. Ich kannte zuerst nur Jennifer, die anderen waren ihre Freunde.«
    »Warst du betrunken?«
    »Ja, das war ich wohl. Das war ja der Sinn der Übung. Alle waren besoffen.«
    »Alle waren besoffen? Das sind doch noch Kinder! Wie sind die überhaupt auf das Schiff gekommen?«
    »Die gucken nicht so genau hin. Ich musste meinen Ausweis zeigen, die Mädchen nicht. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen war.«
    Die halbe Wahrheit, aber Jocke sah keinen Grund, irgendetwas über die falschen Ausweise zu erzählen.
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«, fragte Nieminen plötzlich.
    Jocke hatte sich seit gestern nicht mehr im Spiegel betrachtet und total vergessen, wie er im Augenblick aussah. Instinktiv führte er die Hand zur Nase und betastete sie vorsichtig.
    »Hab Prügel bekommen«, murmelte er.
    Es widerstrebte ihm, aber unter dem durchdringenden Blick des Polizisten konnte er nicht lügen.
    »Mein Alter«, fügte er hinzu. »Es war mein Alter.«
    »Ist dein Vater auch auf dem Schiff?«
    »Nein, verdammt. Das ist schon am Freitag passiert. Er wird manchmal ein bisschen sauer«, versuchte Jocke die Angelegenheit herunterzuspielen.
    »Aha, und danach?«, fuhr Nieminen fort.
    »Jennifer war verschwunden. Ich dachte, sie wäre in die andere Kabine gegangen. Nach einer

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