Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
Vom Netzwerk:
eine Freundin hatte. Ich sagte, dass ich trotzdem gehen würde und dass wir am Samstag gemeinsam nach Finnland fahren würden.«
    »Und …?«
    Sjöberg deutete auf Joakims gezeichnetes Gesicht.
    »Er hat mich niedergeschlagen. Ich weiß nicht, ob ich das Bewusstsein verloren habe oder ob ich eingeschlafen bin. Als ich aufwachte, war er jedenfalls schon ins Bett gegangen. Ich stopfte ein paar Sachen in eine Tasche und ging.«
    »Misshandelt er dich öfter auf diese Weise?«, fragte Sjöberg.
    »Kommt schon vor. Er ist ziemlich leicht reizbar.«
    Sjöberg fiel auf, dass Joakim Andersson seinen Vater entschuldigte, ihm einen legitimen Grund für seine Schläge lieferte.
    »Schlägst du zurück?«
    »Nein, wozu sollte das gut sein?«
    »Und wohin bist du gegangen?«, fuhr Sjöberg fort.
    »Ich bin die ganze Nacht herumgelaufen. Habe nach Jennifer gesucht. Habe bei McDonald’s gesessen. Bin Bus gefahren.«
    »Hast du gar nicht geschlafen?«
    »Im Bus ein bisschen.«
    »Warum bist du nicht zu Jennifer nach Hause gegangen?«
    »Sie wollte nicht, dass ich sie zu Hause besuche.«
    »Warum nicht?«
    Joakim antwortete mit einem Schulterzucken. Sjöberg hatte eine starke Vermutung, was der Grund dafür sein könnte, aber er behielt seinen Verdacht für sich.
    »Dann musst du am Samstag ja ziemlich müde und reizbar gewesen sein?«
    »So habe ich es nicht in Erinnerung. Aber vielleicht habe ich mir auch keine Gedanken darüber gemacht.«
    »Wie sah der Samstag aus?«
    »Am Morgen habe ich vor Jennifers Haus gewartet, bis sie nach draußen kam. Fanny und Malin waren auch gekommen, und dann sind wir zum Hauptbahnhof und haben die Tickets gekauft.«
    »Wie gut kanntest du Jennifers Freundinnen? Malin und Fanny zum Beispiel.«
    »Ich habe noch keine von ihnen vorher getroffen.«
    »Und auch keinen anderen von denen, die auf dem Schiff waren?«
    »Nein.«
    »Was glaubst du, woran lag das? Dass sie dich von ihrem Freundeskreis ferngehalten hat?«
    »Auf der Finnlandfähre hat sie es nicht getan.«
    »Aber vorher?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht wollte sie mit mir Schluss machen.«
    »Hast du dir deswegen Sorgen gemacht?«
    »Nicht direkt Sorgen. Doch, vielleicht. Es kam mir so unwirklich vor, dass sie mit mir zusammen sein wollte. Und dann war sie am Ende so seltsam zu mir. Einmal konnte sie überglücklich sein und eine Sekunde später – ja, als würde es mich gar nicht geben.«
    »Und wie war es an diesem Tag?«
    »Ungefähr so.«
    »Es ging also hin und her?«
    »Sie war den ganzen Tag sauer auf mich, bis zu dieser kleinen Feier in der Kabine. Da drehte es sich. Und dann ging sie weg. Den Rest kennst du bestimmt schon.«
    »Ich möchte es trotzdem in deinen eigenen Worten hören«, sagte Sjöberg. »Erzähl mir alles, was passierte, nachdem ihr an Bord gegangen seid.«
    Joakim erzählte, und Sjöberg lockte und lauschte. Anderthalb Stunden später ließ er ihn gehen, ging zur Küchenecke im Korridor hinaus und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, bevor er Lotten anrief und sie bat, den Nächsten heraufzuschicken.
    *
    Jens Sandén hatte mit Petra Westman und Einar Eriksson im Büro zu Mittag gegessen. Er wäre lieber draußen essen gegangen, aber Einar Eriksson hatte sich etwas von zu Hause mitgebracht, und darauf wollte er nicht verzichten. Petra war im Stress gewesen und musste schnell wieder los. Also hatten sie und Sandén hastig ein Sandwich und eine Tasse Kaffee im Besprechungsraum hinuntergeschlungen, während Eriksson sein Wurstgulasch aß, das er in der Mikrowelle aufgewärmt hatte. Sie hatten schnell die Lage besprochen, und Eriksson hatte die aktuelle Liste mit den Adressen der Personen abgeliefert, denen sie sich zuerst zuwenden wollten.
    Nachdem sie auf die Schnelle noch Fußvolk organisiert hatten, putzte auch Sandén im Moment wieder Klinken in der Umgebung des Vitabergsparks. Er arbeitete sich zunächst die Barnängsgatan nach Norden hinauf, um danach mit der Bondegatan und ihren Querstraßen zwischen der Skånegatan und der Åsögatan bis hin zur Klippgatan weiterzumachen. Vor einem gelben Gebäude, das im selben Block lag wie das Eisenbahnmuseum und das dem alles andere als bescheidenen Schild zufolge eine Lagervermietung beherbergte, fiel sein Blick auf eine etwa fünfundsechzigjährige Frau, die sich über einen marineblauen, weiß gepunkteten Emmaljunga-Kinderwagen beugte. Sandén stellte sich neben sie und räusperte sich, bevor er sagte:
    »Aha, heute ist also die Oma für das Babysitten zuständig?«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher