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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Provinz, zu der nun einmal auch diese Abtei gehört, und das Wort eines Königs ist und bleibt Gesetz.»
     
    Im Gang vor dem Gemach der Äbtissin blieb Bruder Eadulf stehen und sah Fidelma an. In seinem Lächeln lag auch ein gewisses Maß an Bewunderung.
    «Äbtissin Hilda hat recht, Schwester. Bei unseren sächsischen Prinzen kommt Ihr nicht weit, wenn Ihr ihre überlegene Stellung nicht anerkennt. Ich weiß, in Irland ist es anders, aber Ihr seid jetzt in Northumbrien. Jedenfalls habt Ihr dem jungen Alhfrith reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben. Er scheint jedoch ein äußerst nachtragender junger Mann zu sein. Ihr tätet gut daran, Euch vorzusehen.»
    Fidelma erwiderte sein Lächeln.
    «Ihr müßt mir sagen, wenn ich etwas falsch mache, Bruder Eadulf. Aber es ist schwer, jemanden wie Alhfrith zu mögen.»
    «Könige und Prinzen kommen nicht auf den Thron, um gemocht zu werden», erwiderte Eadulf. «Welchen Schritt wollt Ihr als nächstes unternehmen?»
    «Ich würde gern mit dem Bettler sprechen», erwiderte sie prompt. «Wollt Ihr zu dem Medikus gehen, um seinen Bericht über die Autopsie entgegenzunehmen, oder möchtet Ihr mich begleiten?»
    «Ich habe das Gefühl, daß Ihr mich brauchen könntet», antwortete Eadulf ernst. «Ich traue diesem Alhfrith nicht.»
    Kurz darauf trafen sie Schwester Athelswith, die ihnen berichtete, Bruder Edgar habe die Untersuchung vorgenommen, aber nichts weiter gefunden. Die Leiche sei in die Katakomben der Abtei gebracht worden, um später dort bestattet werden zu können.
    Schwester Athelswith war es auch, die sie hinunter ins hypogeum führte, wie sie das riesige unterirdische Gewölbe des Klosters nannte. Über eine steinerne Wendeltreppe gelangten sie in einen großen Kellerraum mit einer hohen Decke. Durch dunkle Torbögen konnte man von hier aus in weitere unterirdische Räume gelangen. Eine Öllampe in der zitternden Hand, ging Athelswith ihnen durch ein Labyrinth modrig riechender Gänge voraus, bis sie zu den Katakomben kamen, wo in langen Reihen von Steinsarkophagen die Toten der Abtei bestattet lagen. Der unverwechselbare und doch schwer zu beschreibende Geruch des Todes lag in der Luft.
    Als sie plötzlich einen menschlichen Klagelaut hörten, blieb Athelswith wie angewurzelt stehen und vollführte eine hastige Kniebeuge.
    Schwester Fidelma legte der furchtsamen domina eine Hand auf den Arm. «Das ist jemand, der um die Tote weint», sagte sie mit besänftigender Stimme.
    Zögernden Schrittes führte Schwester Athelswith sie weiter voran.
    Bald darauf wurde klar, woher das Schluchzen kam. In einer kleinen Nische im hinteren Teil der Katakomben brannten zwei Kerzen. Dort hatte man den Leichnam von Äbtissin Étain aufgebahrt. In ein schlichtes Totenhemd gekleidet, lag sie auf einer Steinplatte. Zu ihren Füßen kauerte Schwester Gwid. Ein ums andere Mal erhob sich das Mädchen schluchzend, warf sich auf den Boden und schrie: «Domine miserere peccatrice!»
    Schwester Athelswith wollte zu ihr gehen, aber Fidelma hielt sie zurück.
    «Lassen wir sie ruhig noch eine Weile mit ihrer Trauer allein.»
    Die domina senkte den Kopf und führte sie weiter.
    «Die arme Schwester ist völlig verzweifelt. Sie muß wirklich sehr an der Äbtissin gehangen haben», bemerkte sie nach einer Weile.
    «Jeder von uns hat seine eigene Art zu trauern», erwiderte Fidelma.
    Jenseits der Katakomben befand sich eine Reihe von Lagerräumen mit dem Weinkeller, auch apotheca genannt, in dem große, aus Franken, Gallien und Iberia eingeführte Fässer standen. Fidelma blieb stehen und kräuselte angewidert die Nase. Außer dem Geruch nach Wein durchdrangen noch andere Dünste die unterirdischen Räume.
    «Wir befinden uns unmittelbar unter der großen Küche der Abtei, Schwester», erklärte Athelswith entschuldigend. «Die Gerüche ziehen durch die Mauern bis hier hinunter.»
    Fidelma antwortete nicht darauf, sondern bedeutete der domina weiterzugehen. Nach einer Weile kamen sie zu einer Reihe kleiner Kammern, die, wie ihnen Schwester Athelswith erklärte, der Aufbewahrung von Vorräten dienten, unter besonderen Umständen jedoch auch als Gefängniszellen zum Einsatz kamen. Pechfackeln erleuchteten die grauen, kalten Wände.
    In ihrem spärlichen Licht hockten zwei Männer und würfelten.
    Schwester Athelswith sprach sie in gebieterischem Tonfall auf sächsisch an.
    Die beiden Männer erhoben sich murrend, und einer von ihnen nahm einen Schlüssel von einem Haken.
    Schwester Athelswith, deren

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