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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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anzusehen.
    «Aber gewiß doch. Es ist ein Bettler aus Irland. Er nennt sich Canna, Sohn Cannas.»
    Fidelma hob fragend die Augenbrauen.
    «Und wie habt Ihr ihn entdeckt?»
    Bruder Eadulf fühlte sich bei ihrem herausfordernden Tonfall sichtlich unwohl. Zwar hatte er in ihrem Heimatland mit der selbstbewußten Art der irischen Frauen Bekanntschaft geschlossen, doch wenn er ihr in seinem eigenen Land begegnete, löste sie bei ihm stets Unbehagen aus.
    «Das war ganz einfach», erwiderte Alhfrith kühl. «Der Mann ist überall herumgelaufen und hat den Leuten erzählt, wann und auf welche Weise Äbtissin Étain ermordet werden würde. Entweder ist er ein großer Hexenmeister, oder er muß der Mörder sein. Als christlicher König, der sich zur Kirche Roms bekennt, glaube ich nicht an Hexerei», sagte er mit Nachdruck. «Den genauen Zeitpunkt des Todes konnte nur der voraussagen, der auch vorhatte, das Verbrechen zu begehen.»
    Eadulf nickte zögernd, doch Fidelma sah den sächsischen Prinzen zweifelnd an.
    «Gibt es Zeugen dafür, daß er die genaue Stunde des Mordes an Äbtissin Étain vorausgesagt hat?»
    Mit großer Geste zeigte Alhfrith auf Äbtissin Hilda.
    «Da habt ihr eine Zeugin, die über jeden Zweifel erhaben ist.»
    Schwester Fidelma musterte die Äbtissin fragend.
    Hilda wirkte überrascht und errötete leicht.
    «Es stimmt, daß dieser Bettler mich gestern morgen aufsuchte und voraussagte, daß heute in der Abtei Blut fließen würde.»
    «Genauere Angaben hat er nicht gemacht?»
    Alhfrith schnaubte ärgerlich, als Hilda verneinen mußte.
    «Er sagte nur, daß an dem Tag, an dem sich die Sonne am Himmel verfinsterte, Blut die Steine der Abtei beflecken würde. Ein gelehrter Bruder aus Iona hat mir erklärt, daß es heute nachmittag zu einer Sonnenfinsternis kam, weil der Mond zwischen uns und die Sonne trat.»
    «Hat er vorausgesagt, daß es Äbtissin Étains Blut sein würde, und hat er den genauen Zeitpunkt ihres Todes prophezeit?» hakte Fidelma nach.
    «Nicht in meiner Gegenwart …», begann Äbtissin Hilda.
    «Aber es gibt andere Zeugen, die genau das beschwören werden», fiel Alhfrith ihr ins Wort. «Wollt Ihr mein Wort in Frage stellen?»
    Mit einem entwaffnenden Lächeln wandte sich Schwester Fidelma an den sächsischen König. Nur bei genauer Betrachtung hätte man bemerkt, wie falsch dieses Lächeln war.
    «Euer Wort ist kein Beweis im rechtlichen Sinne, Alhfrith von Deira. Selbst unter sächsischem Gesetz muß es für eine Missetat unmittelbare Beweise geben, die nicht bloß auf Hörensagen oder Mutmaßungen beruhen. Wenn ich Euch richtig verstehe, berichtet Ihr uns nur, was andere Euch gesagt haben. Ihr habt diesen Zeugen nicht selbst vernommen.»
    Alhfrith errötete. Offenbar wußte er nicht, was er darauf erwidern sollte.
    In diesem Augenblick ergriff Bruder Eadulf zum erstenmal das Wort.
    «Schwester Fidelma hat recht. Niemand hat Euer Wort in Frage gestellt, weil Ihr kein Zeuge seid und daher auch nicht bestätigen könnt, was dieser Mann gesagt hat.»
    Fidelma verbarg ihr freudiges Erstaunen darüber, daß der sächsische Mönch für sie in die Bresche sprang. Sie wandte sich zu Äbtissin Hilda um.
    «An unserem Auftrag, in dieser Angelegenheit zu ermitteln, hat sich nichts geändert, Mutter Oberin, außer daß wir jetzt einen Verdächtigen haben. Seht Ihr das nicht auch so?»
    Äbtissin Hilda stimmte zu, auch wenn es ihr sichtlich unangenehm war, sich gegen ihren jungen Verwandten stellen zu müssen.
    Alhfrith stöhnte verärgert auf. «Das ist die reinste Zeitverschwendung. Die Irin wurde von einem ihrer Landsleute getötet. Je eher diese Nachricht verkündet wird, desto besser. Zumindest wird es den Gerüchten und ungerechtfertigten Anschuldigungen ein Ende setzen, daß sie von einem Anhänger Roms getötet wurde, damit sie bei der Eröffnung der Synode nicht das Wort ergreifen kann.»
    «Wenn diese Nachricht der Wahrheit entspricht, wird sie auch verkündet werden», versicherte ihm Fidelma. «Erst einmal müssen wir jedoch klären, ob es sich überhaupt um die Wahrheit handelt.»
    «Vielleicht», beeilte sich Bruder Eadulf hinzuzufügen, als der sächsische Prinz drohend die Stirn runzelte, «könnt Ihr uns sagen, wer die Zeugen sind und unter welchen Umständen der Verdächtige verhaftet wurde?»
    Alhfrith zögerte.
    «Wulfric, einer meiner Thane, hörte, wie der Mann auf dem Markt damit prahlte, er habe Étains Tod vorausgesagt. Er fand drei Leute, die bereit sind, unter Eid

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