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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei ihr gewesen sein.»
    «Hat jemand Euch herauskommen sehen? Schwester Athelswith vielleicht?»
    «Nicht, daß ich wüßte.»
    Mit einer stummen Frage wandte Fidelma sich an Eadulf. Er senkte den Blick und nickte.
    «Nun gut, Mutter Oberin.» Fidelma stand auf, und Abbe folgte ihrem Beispiel. «Vielleicht werden wir später noch einige Fragen an Euch haben.»
    Abbe lächelte.
    «Keine Sorge, ich stehe Euch jederzeit zur Verfügung. Wirklich, Schwester, Ihr solltet mich einmal in meiner Abtei in Coldingham besuchen und Euch selbst ein Bild davon machen, wie schön es sein kann, das Leben zu genießen. Ihr seid viel zu jung und hübsch, um Euch der römischen Doktrin vom lebenslangen Zölibat zu unterwerfen. Hat nicht Augustinus von Hippo schon in seinen Confessiones gesagt: ‹Gebt mir Keuschheit und Enthaltsamkeit – aber jetzt noch nicht›?»
    Mit einem kehligen Lachen verließ Äbtissin Abbe den Raum und ließ eine schamrote Fidelma zurück.
    Als sie sich umwandte und Eadulf lächeln sah, verwandelte sich ihre Verlegenheit in Zorn.
    «Nun?» fragte sie barsch.
    Das Grinsen verschwand aus Eadulfs Gesicht.
    «Ich glaube nicht, daß Äbtissin Abbe die Mörderin ist», sagte er rasch.
    «Warum nicht?» gab Fidelma zurück.
    «Erstens, weil sie eine Frau ist.»
    «Und weil eine Frau unfähig ist, ein solches Verbrechen zu begehen?» fragte Fidelma wütend.
    Eadulf schüttelte den Kopf.
    «Nein. Aber wie ich schon sagte, als wir Étains Leichnam untersuchten: Ich glaube nicht, daß eine Frau stark genug gewesen wäre, den Kopf der Äbtissin zurückzuhalten und ihr die Kehle durchzuschneiden.»
    Fidelma versuchte, sich zu beruhigen. Warum sollte sie verärgert sein, fragte sie sich. Schließlich hatte Abbe ihr nur Komplimente gemacht. Und hatten ihre Worte nicht den Tatsachen entsprochen? Es war nicht Abbes Haltung, die sie störte. Es war etwas anderes, etwas, das tief in ihr saß und das sie nicht beim Namen nennen konnte. Eine Weile sah sie Eadulf nachdenklich an.
    Verwirrt erwiderte der sächsische Mönch ihren Blick.
    Fidelma ertappte sich dabei, daß sie als erste die Augen senkte.
    «Was würdet Ihr dazu sagen, daß ich Bruder Taran, einen Mönch mit der Tonsur Columbans, heute abend am Seitentor der Abtei bei einem Treffen mit Wulfric von Frihop beobachtet habe?»
    Eadulf hob die Augenbrauen.
    «Ist das wahr?»
    Fidelma bestätigte es mit einem Nicken.
    «Für ein solches Treffen kann es viele Erklärungen geben.»
    «Richtig», stimmte Fidelma zu, «aber keine, die mich zufriedenstellt.»
    «Bruder Taran gehörte doch zu denen, die Äbtissin Étain am Tage ihres Todes in ihrer Zelle aufsuchten.»
    «Ja. Und zu denen, die wir noch nicht befragt haben.»
    «Wir haben ihm bisher nicht viel Beachtung geschenkt», räumte Eadulf ein. «Schwester Athelswith meinte, Taran habe Étain am frühen Morgen in ihren cubiculum besucht, und wir wissen, daß sie nach seinem Besuch noch am Leben war. Agatho ist derjenige, der sie als letzter sah.»
    Fidelma zögerte.
    «Ich glaube, wir sollten als nächstes mit Taran sprechen», sagte sie.
    «Und ich glaube, wir sollten zuerst Agatho befragen», widersprach er. «Der Verdacht gegen ihn scheint mir dringender zu sein.»
    Eadulfs Verblüffung war groß, als Fidelma ohne jeden Einwand in seinen Vorschlag einwilligte.
     

XII
     
    Agatho war ein schlanker, drahtiger Mann mit einem schmalen Gesicht. Er hatte dunkle Haut und ein Kinn voller schwarzer Bartstoppeln. Auch seine Augen und sein dichtes Haar waren tiefschwarz. Das Rot seiner schmalen Lippen wirkte dagegen so auffällig, als ob er es durch das Auftragen von Beerensaft noch betont hätte. Am meisten beeindruckten Fidelma jedoch seine schweren, wie bei einem Raubvogel halb geschlossenen Augenlider.
    Der Priester betrat den Raum mit finsterem Blick.
    «Ich bin gegen meinen Willen hier», sagte er auf lateinisch, der allgemeinen lingua franca gelehrter Christen.
    «Ich werde es zu Protokoll nehmen», erwiderte Fidelma ebenfalls auf lateinisch. «Mit wem soll ich die Angelegenheit erörtern? Mit dem König, mit Bischof Colmán oder Äbtissin Hilda?»
    Mit einer verächtlichen Geste, die wohl andeuten sollte, daß es unter seiner Würde sei, darauf zu antworten, ließ er sich auf dem angebotenen Stuhl nieder. «Ihr wollt mich befragen?»
    «Es scheint, als wärt Ihr die letzte Person gewesen, die Äbtissin Étain lebend gesehen hat.»
    Agatho lachte.
    «Nicht ganz.»
    «Ach, nein?» fragten Fidelma und Eadulf erwartungsvoll

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