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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ripon in Gefahr geraten. Ich jedoch stehe unverbrüchlich zu der wahren Kirche von Columban, und das wird immer so bleiben, ganz gleich, wie die Entscheidung hier in Streoneshalh ausfallen mag.»
    «Und was war der Grund für Euren Streit mit Étain von Kildare?» kam Eadulf auf seine Frage zurück.
    «Dieser schleimige Seaxwulf, dieser Mann, der in Wirklichkeit gar kein Mann ist, hat Euch wahrscheinlich erzählt, daß ich von dem Handel zwischen Étain und Wilfrid von Ripon Wind bekommen hatte. Handel! Ein Mittel ad captandum vulgus !»
    «Seaxwulf hat uns erzählt, daß er als Mittelsmann zwischen Étain und Wilfrid wirkte und daß die beiden versuchten, sich bereits vor der Debatte in einigen strittigen Punkten zu einigen.»
    Abbe stieß einen Schrei der Empörung aus.
    «Seaxwulf! Dieser Dieb, dieser Schwätzer!»
    «Dieb?» fragte Eadulf tadelnd. «Ist das nicht ein hartes Wort für einen Bruder?»
    Abbe zuckte mit den Schultern.
    «Hart, aber zutreffend. Als wir uns vor zwei Tagen alle hier versammelten, wurde Seaxwulf auf frischer Tat dabei ertappt, wie er die persönlichen Habseligkeiten einiger Brüder im dormitorium durchwühlte. Er wurde Wilfrid, seinem Abt, vorgeführt, der ihn auch zu seinem Sekretär berufen hat. Seaxwulf gab zu, das achte Gebot gebrochen zu haben, und Wilfrid ließ ihn bestrafen. Er wurde mit einer Rute geschlagen, bis seine Haut rot und blutig war. Nur die Tatsache, daß er Wilfrids Sekretär war, bewahrte ihn davor, daß man ihm auch noch die Hand abschlug. Und dennoch hat Wilfrid sich geweigert, ihn als seinen Sekretär zu entlassen.»
    Fidelma erschauderte beim Gedanken an die Grausamkeit sächsischer Strafen.
    Äbtissin Abbe sprach weiter, ohne Fidelmas angewiderten Blick zu beachten.
    «Es heißt, Seaxwulf sei schon öfter als Elster aufgefallen. Das Verlangen nach glänzenden Kostbarkeiten, die nicht ihm gehören, überfällt ihn immer wieder.»
    Fidelma und Eadulf wechselten einen kurzen Blick.
    «Ihr seid also der Meinung, daß Seaxwulf nicht vertrauenswürdig ist? Daß er möglicherweise lügt?»
    «Was seine Rolle als Mittelsmann zwischen Wilfrid und Étain angeht, sicherlich nicht. Wilfrid vertraut Seaxwulf wie keinem anderen. Ich nehme an, das liegt daran, daß Wilfrid ihn, wenn er nur wollte, jederzeit töten oder sonstwie bestrafen könnte. Angst ist die zuverlässigste Quelle des Vertrauens. Aber Étain von Kildare hatte keine Befugnis, irgendwelche Vereinbarungen mit dem Gegner zu treffen. Als ich diesen Wurm aus Étains Zelle schleichen sah, schwante mir gleich, was gespielt wurde. Ich ging hinein, um Étain zur Rede zu stellen und ihr zu sagen, daß ich sie für eine Verräterin an unserer Sache hielt.»
    «Und wie nahm Étain Eure Vorwürfe auf?»
    «Sie gab offen zu, daß sie mit Wilfrid verhandelte. Sie sagte, es sei besser, sich in unwichtigen Dingen zu einigen, um den Widersacher in Sicherheit zu wiegen, als sich vom ersten Augenblick an wie kämpfende Hirsche ineinander zu verkeilen.»
    Äbtissin Abbes Augen verengten sich.
    «Jetzt wird mir einiges klar … Ihr meint wohl, in diesem Streit ein Mordmotiv gefunden zu haben? Ihr glaubt, daß ich vielleicht …?»
    Die Äbtissin lachte herzhaft.
    «Zu einem Mord kommt es häufig, wenn jemand in einem Streit die Beherrschung verliert», erwiderte Fidelma mit ruhiger Stimme.
    Äbtissin Abbes helle Augen blitzten sie belustigt an.
    « Deus avertat! Gott bewahre! Das ist ja lächerlich. Das Leben ist mir viel zu kostbar, um es auf solche Nebensächlichkeiten zu verschwenden.»
    «Und doch wäre angesichts Eurer Worte von vorhin die Unterlegenheit der Kirche Columbans für Euch keine Nebensächlichkeit», beharrte Eadulf. «Die Vorherrschaft Ionas in Northumbrien ist Euch ein wichtiges, persönliches Anliegen. Und es waren Eure eigenen Worte, daß Ihr in Étain eine Verräterin an Eurer Sache saht.»
    Einen kurzen Augenblick blickte die Äbtissin Eadulf haßerfüllt an. Ihre Gesichtszüge erstarrten zu einer bedrohlichen Maske. Doch schon im nächsten Augenblick war der Ausdruck verflogen, und die Äbtissin zwang sich zu einem kühlen Lächeln.
    «Aber dafür hätte ich sie nicht getötet. Ihre Strafe wäre der Untergang ihrer Kirche gewesen.»
    «Um welche Zeit seid Ihr gegangen?» wollte Fidelma wissen.
    «Wie bitte?»
    «Wann habt Ihr nach Eurem Streit Étains cubiculum verlassen?»
    Äbtissin Abbe dachte nach.
    «Ich kann mich nicht genau erinnern. Insgesamt muß ich wohl etwa zehn Minuten oder ein wenig länger

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