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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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breites Allgemeinwissen verlangt.»
    «Ihr seid eine a nruth. Soweit ich weiß, heißt das übersetzt ‹edler Strom› und entspricht dem zweithöchsten Rang, den Gelehrte in Eurem Land erringen können. Aber was bedeutet das genau?»
    Fidelma lächelte. «Wer anruth werden will, muß mindestens acht oder neun Jahre studiert haben und ein Meister seines Faches sein, sich aber auch in der Dichtung und Literatur, in der Geschichte und vielen anderen Dingen auskennen.»
    Eadulf seufzte.
    «Leider hat die Gelehrsamkeit in unserem Land keinen so hohen Stellenwert. Erst seit der Ankunft des Christentums und der Gründung der Klöster haben wir überhaupt lesen und schreiben gelernt.»
    «Besser spät als gar nicht.»
    Eadulf lachte.
    «Ein wahres Wort, Fidelma. Deshalb habe ich wohl auch diesen unersättlichen Wissensdurst.»
    Er verstummte. Eine Weile lang saßen sie schweigend da. Aber für Fidelma war es eher freundschaftlich als unangenehm. Freundschaftlich! Plötzlich war ihr klar, was sie für Eadulf empfand: Sie waren Freunde in der Not. Sie lächelte und war mit ihrer Antwort auf das Wirrwarr ihrer Gedanken zufrieden.
    «Wir sollten uns wieder an unsere Untersuchung machen», brach sie das Schweigen. «Deusdedits Tod hat uns der Aufklärung des Mords an Étain nicht nähergebracht.»
    Eadulf schlug sich so heftig an die Stirn, daß Fidelma erschrocken zusammenfuhr.
    «Ich bin ein Narr!» knurrte er wütend. «Ich sitze hier und grüble über mich selbst nach, obwohl eine viel wichtigere Aufgabe auf mich wartet.»
    Überrascht von diesem plötzlichen Ausbruch, sah Fidelma ihn fragend an.
    «Ihr habt mich gebeten, Erkundigungen über Bruder Athelnoth einzuziehen», fuhr Eadulf fort.
    Fidelma brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln und über ihren Verdacht gegen Athelnoth nachzudenken.
    «Und habt Ihr etwas herausbekommen?»
    «Athelnoth hat uns angelogen.»
    «Das wissen wir bereits», meinte Fidelma mit einem Nicken. «Habt Ihr etwas Genaueres erfahren können?»
    «Wie besprochen, habe ich die anderen Brüder nach Athelnoth befragt. Erinnert Ihr Euch, daß er sagte, er habe Étain vor wenigen Tagen das erste Mal gesehen, als er sie auf Geheiß Bischof Colmáns an der Grenze zu Rheged abholte?»
    Fidelma nickte.
    «Ihr habt mir doch erzählt, daß Étain, eine Eoghanacht-Prinzessin, nach dem Tod ihres Mannes ins Kloster gegangen sei.»
    «Ja.»
    «Und daß sie in der Abtei der seligen Ailbe von Emly lehrte, ehe sie nach Kildare zurückberufen wurde?»
    Wieder neigte Fidelma geduldig den Kopf.
    «Und dort wurde sie zur Äbtissin gewählt …?»
    «Ja. Das ist erst zwei Monate her», bestätigte Fidelma. «Worauf wollt Ihr hinaus?»
    «Athelnoth hat letztes Jahr sechs Monate in der Abtei von Emly verbracht», sagte Eadulf. «Ich habe einen Bruder ausfindig gemacht, der mit ihm dort war.»
    Fidelmas Augen weiteten sich.
    «Athelnoth hat in Emly studiert? Dann muß er Étain gekannt haben. Und er muß Irisch können. Beides hat er abgestritten.»
    «Schwester Gwid hatte also doch recht», rief Eadulf triumphierend aus. «Athelnoth kannte Étain, und er begehrte sie. Als Étain ihn zurückwies, kränkte ihn das so, daß er sie getötet hat.»
    «Das ist keine logische Schlußfolgerung», bemerkte Fidelma, «obgleich ich zugeben muß, daß einiges dafür spricht.»
    Eadulf unterbrach sie mit einer Handbewegung.
    «Ich bin immer noch davon überzeugt, daß die Geschichte mit der Brosche erfunden war. Athelnoth hat die ganze Zeit über gelogen.»
    «Da ist noch etwas, das wir bisher übersehen haben», fiel ihm Fidelma ins Wort. «Wenn Athelnoth in Emly war, muß er dort auch Gwid getroffen haben. Sie hat bei Étain studiert.»
    Eadulf grinste.
    «Keine Sorge, daran habe ich auch schon gedacht. Aber Athelnoth war vor Gwid in Emly. Er verließ das Kloster einen Monat vor Gwids Ankunft. Ich habe Gwid gefragt, wann sie in Emly weilte, und es mit Athelnoths Aufenthalt verglichen. Der Bruder, der mit ihm dort studiert hat, hat mir bereitwillig Auskunft gegeben.»
    Fidelma konnte ihre Aufregung nicht verbergen.
    «Wir werden sofort nach Athelnoth schicken, um der Sache auf den Grund zu gehen.»
     
    Schwester Athelswith steckte den Kopf durch die Tür des officium.
    «Ich konnte Bruder Athelnoth nirgends finden. Er ist weder im domus hospitale noch im sacrarium. »
    «Aber irgendwo muß er doch sein», entgegnete Fidelma ärgerlich.
    «Ich werde eine Schwester bitten, nach ihm zu suchen», rief Schwester Athelswith und

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