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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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als ihnen die unbeschreibliche Mischung unterschiedlicher Dünste entgegenschlug. Der Gestank nach ranzigem Fett und fauligem Kohl verursachte ihr Brechreiz. Mit der Bitte um einen Kessel mit heißem Wasser wandte sich Eadulf an die mürrische Oberköchin, die sagte, sie würde ihnen eine Hilfskraft schicken.
    Zu ihrem Erstaunen kam kurz darauf Schwester Gwid mit einem Kessel auf sie zu.
    «Was macht Ihr denn hier, Gwid?» fragte Fidelma.
    Die grobknochige piktische Schwester lächelte traurig.
    «Da meine Griechischkenntnisse nicht mehr gefragt sind, habe ich meine Hilfe in der Küche angeboten, bis ich mir darüber klargeworden bin, wie es mit mir weitergeht. Wahrscheinlich schließe ich mich, wenn die Synode vorüber ist, der nächstbesten Gruppe an, die nach Dál Riada reist, und kehre nach Iona zurück.» Sie reichte Eadulf den Kessel. «Braucht Ihr sonst noch etwas?»
    Eadulf verneinte.
    Gwid verabschiedete sich und wandte sich wieder ihrer Arbeit am anderen Ende der Küche zu.
    «Armes Mädchen», sagte Fidelma leise. «Sie tut mir leid. Étains Tod hat sie schrecklich mitgenommen.»
    «Spart Euch Euer Mitgefühl für später auf», entgegnete Eadulf. «Im Augenblick müssen wir alles daran setzen, die Gefahr der Ansteckung so niedrig wie möglich zu halten.» Er machte sich am Feuer zu schaffen, um das Wasser zum Kochen zu bringen und seinen Kräutertrank zuzubereiten, während Fidelma ihm aufmerksam zusah.
    «Und Ihr meint wirklich, daß Ihr uns mit diesen Kräutern vor der Gelben Pest schützen könnt?» fragte sie, als er seine Kräuterzubereitung mit dem kochenden Wasser mischte.
    Ihre Frage verärgerte ihn.
    «Diese Mixtur hat sich schon vielfach bewährt.»
    Sie wartete schweigend, während Eadulf das Gebräu in einen großen irdenen Krug goß. Anschließend füllte er zwei Tonbecher, reichte einen davon Fidelma und erhob den anderen zu einem stummen Trinkspruch.
    Fidelma lächelte und nahm den ersten Schluck. Es schmeckte abscheulich, und sie verzog angewidert das Gesicht.
    «Das ist ein uraltes Heilmittel.» Eadulf grinste entwaffnend.
    Fidelma lächelte schuldbewußt.
    «Wenn es wirkt, soll es mir recht sein», sagte sie.
    «Und jetzt laßt uns irgendwo hingehen, wo die Luft besser ist. Von den Küchendünsten bekomme ich Kopfschmerzen.»
    «Gut. Aber als erstes bringen wir den Krug mit der Mischung in Euer cubiculum. »
    Nickend erklärte Fidelma ihr Einverständnis.
    «Ihr müßt jeden Abend vor dem Schlafengehen einen Becher trinken», erklärte ihr Eadulf ernst, nachdem sie den Tonkrug in ihrem cubiculum abgestellt und einen der stillen Kreuzgänge aufgesucht hatten. «Der Inhalt müßte mindestens für eine Woche reichen.»
    «Gehört das zu den Dingen, die Ihr in Tuaim Brecain gelernt habt?» erkundigte sich Fidelma.
    Eadulf neigte den Kopf.
    «Ich habe in Eurem Land sehr vieles gelernt, Fidelma. In Tuaim Brecain sah ich Dinge, die ich bis dahin für unmöglich gehalten hätte. Ich sah Chirurgen, die kranken Männern und Frauen die Schädel aufschnitten und große Geschwülste entfernten, und die Kranken haben die Eingriffe überlebt.»
    Fidelma nickte stolz.
    «Die Schule von Tuaim Brecain kennt man auf der ganzen Welt, und von dem großen Bracan Mac Findloga, der sie vor zweihundert Jahren gegründet hat, wird noch heute mit großer Ehrfurcht gesprochen. Hattet Ihr nicht den Wunsch, selbst Medikus zu werden?»
    «Nein.» Eadulf schüttelte den Kopf. «Ich wollte mein Wissen vermehren. In meinem Heimatland wäre ich durch Erbfolge gerefa geworden, ein örtlicher Verwalter des Gesetzes, aber die damit verbundenen Kenntnisse genügten mir nicht. Ich sehnte mich danach, alles zu begreifen, was es auf der Welt zu begreifen gibt. Ich versuchte, Wissen in mich aufzusaugen, wie eine Biene Nektar trinkt, indem sie von einer Blume zur nächsten flattert, ohne allzulange bei einer zu verweilen. Ich habe mich auf keinem Gebiet durch besondere Kenntnisse hervorgetan, aber ich weiß über viele Dinge Bescheid. Das kann gelegentlich sehr nützlich sein.»
    «Da habt Ihr recht», stimmte Fidelma zu. «Auf der Suche nach der Wahrheit kann es eher hinderlich sein, sich nur in einem Wissensgebiet auszukennen.»
    Eadulfs Gesicht verzog sich zu einem jungenhaften Grinsen. «Ihr besitzt hervorragende Kenntnisse in Gesetzesdingen, Schwester Fidelma. Das Gesetz Eures Heimatlandes ist Euer Wissensgebiet.»
    «Aber in unseren Klerikerschulen wird von allen, die sich für ein Gebiet entscheiden wollen, zuvor ein

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