Nur Der Tod Kann Dich Retten
noch ängstlich verkünden.
Und dann brach das Chaos aus.
Cal Hamilton, den Kerri immer auf eine rowdyhafte Art süß gefunden hatte, hatte Delilah, die in ihren abgeschnittenen Jeans besonders unvorteilhaft und schwerfällig aussah, heftig angefahren und ihr Anschuldigungen an den Kopf geworden, die jene vehement bestritten hatte. Irgendwann hatte ihr Streit den schlafenden Riesen Rose geweckt, die nun ihrerseits begonnen hatte, von der Tür ihres Schlafzimmers aus lautstark zu fordern, dass alle verdammt noch mal die Klappe halten sollten. Wenn es darum ging, seine Mitmenschen einzuschüchtern, dachte Kerri mit einem Hauch von Bewunderung, konnte kein Mann ihrer Mutter das Wasser reichen.
Delilah und Kerri waren nach oben gerannt, als Cal im Erdgeschoss begann, schwere Möbel aus dem Weg zu räumen, als wären sie aus Papier, bevor er durch die Küche und den Flur getobt und schließlich die Treppe hinauf in Kerris Schlafzimmer gestürmt war. Sie hatte nur ein paar ängstliche Worte in ihr Handy stammeln können, bevor Cal es ihr wütend aus der Hand geschlagen hatte. Hoffentlich war John unterwegs. Wenn sie Glück hatte, traf er ein, bevor Cal ernsthaften Schaden angerichtet hatte.
Ihre Mutter und ihre Tochter hatten sich in Roses Zimmer eingeschlossen, aber mit seinen schwarzen Lederstiefeln könnte Cal die Tür mühelos eintreten. Es sei denn, Delilah hatte es geschafft, die schwere Kommode als Barrikade vor die Tür zu schieben. Was durchaus möglich war. Ihre Tochter war alles andere als ein zartes Blümchen, und das ganze zusätzliche Gewicht musste doch für irgendwas gut sein, dachte Kerri und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Es war nicht richtig, so schlecht über sein eigen Fleisch und Blut zu reden. Andererseits verwunderte sie das auch kaum. Sie war schließlich die Tochter ihrer Mutter.
»Ich frage Sie zum letzten beschissenen Mal«, warnte Cal sie jetzt. »Wo ist sie?«
»Und ich sage zum letzten Mal, ich habe keine beschissene Ahnung, Sie Volltrottel.«
Daraufhin schlug er sie, hart mit der offenen Hand ins Gesicht, sodass sie rücklings auf ihre weiße Daunendecke fiel. Kerri rührte sich nicht. Sie dachte, dass sie es hätte kommen sehen müssen, weil sie solche Situationen kannte, aufgeladene Konfrontationen mit betrunkenen Männern, die es nicht für unter ihrer Würde hielten, zur Klärung eines Streits auch die Fäuste einzusetzen. Als sie mit Delilah schwanger war, hatte ihr erster Mann sie so heftig verprügelt, dass sie mit zwei gebrochenen Rippen und einem gebrochenen Handgelenk ins Krankenhaus musste. Und ein halbes Jahr nach Delilahs Geburt hatte er ihr mit einem Faustschlag die Nase gebrochen.
Sozusagen der erste plastische Eingriff, dachte sie und tastete vorsichtig ihr Gesicht ab, um sich zu vergewissern, dass Cal nichts kaputtgemacht hatte. Warum brauchte John so lange? Und warum eilte Delilah nicht zu ihrer Rettung? Sie musste doch hören, was los war. Sie musste doch wissen, dass ihre Mutter in Gefahr war. Wenn sie es tatsächlich geschafft hatte, die Kommode vor die Tür zu rücken, dann konnte sie sie bestimmt auch wieder wegschieben.
Und dann hörte Kerri die stockende Kleinmädchenstimme
ihrer Tochter, die Cal befahl, einen Schritt zurückzugehen, was dieser wundersamerweise auch tat. »Hey, Mädchen«, hörte sie ihn sagen. »Mach keine Dummheiten.« Und als sie den Kopf wandte, sah sie Delilah in der Tür stehen, die Arme ausgestreckt und mit zitternden Fingern eine Pistole umklammernd.
»Hände hoch«, befahl Delilah, und wieder gehorchte Cal. »Alles in Ordnung?«, fragte Delilah ihre Mutter.
Kerri nickte. »Sheriff Weber ist unterwegs.« Wo um alles in der Welt hatte Delilah die Waffe her?
»Sie weiß es«, beharrte Cal störrisch und betrachtete die Waffe in Delilahs Hand. »Sie war heute da. Meine Nachbarin hat sie gesehen.«
»Wovon reden Sie?« Kerri sah sich zu ihrer Tochter um.
»Ich war da«, bestätigte Delilah. »Gestern war ich auch da. Wie abgesprochen. Ich habe geklopft und geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht.«
»Du verlogenes Miststück.«
»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte Delilah so leise, dass man die Worte kaum verstehen konnte.
»Was habe ich mit ihr gemacht?«, wiederholte Cal ungläubig. »Ich habe gar nichts mit ihr gemacht, du dumme Kuh. Jedenfalls noch nicht.«
»Keine Bewegung«, warnte Delilah ihn. »Wenn Sie noch einen Schritt machen, erschieße ich Sie.« Mehrere Tränen kullerten über ihre Wange.
Kerri
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