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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Hause zu schicken. Warum?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich noch Papierkram zu erledigen hatte.«
    John lächelte. »Vielleicht wollen Sie das noch mal überdenken«, sagte er langsam.
    Nach einer längeren Pause schüttelte der Arzt den Kopf und nickte dann geschlagen. »Also gut, hören Sie. Wir sind beide Männer. Ich bin sicher, Sie verstehen das.«
    »Was verstehe ich?«
    Eine weitere Pause. Er schürzte die Lippen. »Ich war mit jemandem zusammen.«
    Das kam nicht völlig unerwartet, dachte John. »Kerri Franklin?«

    Wieder zögerte er und verdrehte die Augen. »Nein.«
    Damit hatte er allerdings nicht gerechnet. John schüttelte den Kopf, halb empört, halb bewundernd. Er war hergekommen, um ein bisschen im Nebel zu stochern. Er hatte nicht erwartet, tatsächlich auf etwas zu stoßen. »Liana Martin?«, fragte er, beinahe ängstlich, die Antwort des Arztes zu hören.
    »Liana Martin? Nein! Gott bewahre! Sie war doch noch ein Kind, um Himmels willen.«
    »Sie war achtzehn«, erinnerte John ihn.
    »Ich kannte Liana Martin nicht mal.«
    »Wer war es dann?« John nahm sich einen Stift aus dem Becher auf dem Schreibtisch des Doktors. »Ich brauche einen Namen.«
    »Hören Sie. Es ist ein wenig peinlich.«
    »Wenn Sie mir keinen Namen nennen, wird es mehr als nur ein wenig peinlich. Ich habe bereits einen Zeugen, der Sie am Nachmittag von Lianas Verschwinden in der Straße gesehen hat, in der sie wohnte.«
    »Was? Das ist absurd!«
    »Wirklich?«
    »Ich weiß nicht mal, wo sie gewohnt hat, Herrgott noch mal. Und ich war auf gar keinen Fall dort.«
    »Woher wissen Sie, dass Sie nicht dort waren, wenn Sie gar nicht wissen, wo sie wohnte?«
    »Weil ich hier war.« Dr. Crosbie merkte, dass er brüllte, und senkte seine Stimme. »Ich war hier.«
    »Mit wem waren Sie zusammen? Ist sie eine Patientin?«
    »Eine Patientin? Nein, natürlich nicht. Halten Sie mich für bescheuert? Glauben Sie, ich will wegen eines knackigen Arsches meine Zulassung verlieren?«
    Nun war es an John, das Gesicht zu verziehen. Er hatte unnötige Vulgarität immer gehasst, obwohl er sich dessen vermutlich genauso schuldig gemacht hatte wie jeder andere. »Wer dann?«

    »Niemand, den Sie kennen.«
    »Ich brauche den Namen einer Person, die Ihre Geschichte bestätigen kann.«
    Wieder entstand eine Pause. Ian Crosbie presste die Finger seiner rechten Hand an die Schläfe, als hätte er die schlimmsten Kopfschmerzen aller Zeiten.
    Und vielleicht war dem ja auch so, dachte John und beschloss, sich nun doch zu setzen. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte seine langen Beine aus. »Ein Name?«
    »Marcy. Marcy Grenn. Hören Sie, müssen Sie...?«
    John notierte den unbekannten Namen. »Adresse?«
    »Sie wohnt in Boca. Sie ist verheiratet«, gab Ian einfältig zu. »Ich habe nur ihre E-Mail-Adresse.«
    Das wurde ja immer besser. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sie online kennen gelernt haben?«
    »Ihr Ton gefällt mir nicht, Sheriff.«
    »Tut mir leid. Ich war mir keines bestimmten Tons bewusst.«
    »Mein Privatleben geht sie nichts an.«
    »Ich ermittle in einem Mordfall, Dr. Crosbie.«
    »Mit dem ich absolut nichts zu tun habe, egal wer behauptet, er hätte mich am Tag von Liana Martins Verschwinden in der Straße gesehen, in der sie wohnt.«
    John gab vor, sich etwas zu notieren. In Wahrheit hatte niemand sich gemeldet und behauptet, den guten Doktor an jenem Nachmittag in der Straße gesehen zu haben, in der Liana Martin wohnte. Er hatte die Beschuldigung nur benutzt, um Ian weiter zu provozieren und zu sehen, wohin das vielleicht führte. Es hatte ihn nach Boca und zu einer verheirateten Frau namens Marcy Grenn geführt. Manchmal machte dieser Job richtig Spaß, dachte er voller neuer Energie. »Ich brauche diese E-Mail-Adresse.«
    Ian Crosbie schrieb die Adresse eilig auf einen Rezeptblock und reichte das Blatt über den Tisch. »Ich verlasse mich darauf, dass Sie diese Information vertraulich behandeln.«

    »Ich glaube nicht, dass das unter die ärztliche Schweigepflicht fällt«, erklärte John ihm, steckte den Zettel und seinen Notizblock ein und den Stift wieder an seinen Platz.
    »Hören Sie, ich bitte Sie lediglich, diskret zu sein«, sagte der Arzt. »Es gibt doch keinen Grund, warum irgendjemand davon erfahren müsste, oder?«
    »Es war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten, Ian«, sagte John und stand auf. »Sie hören von mir.« Er verließ die Praxis und verabschiedete sich höflich von Becky und den Patienten

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