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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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dreist wurde oder wollte, dass die Leiche schnell gefunden wurde. Und wenn er das wollte, warf das eine weitere Frage auf.
    Warum?
     
    Eine Stunde später brachte John Sandy ihren Wagen zurück, gefolgt von einem weiteren Beamten, der seinen Streifenwagen in der Einfahrt der Hamiltons direkt hinter Cals protziger roter Corvette parkte. Sandy begrüßte John an der Haustür. »Ich glaube, er ist zu Hause«, sagte sie zur Begrüßung und blickte zum Nachbarhaus. »Die Musik läuft seit zwanzig Minuten in voller Lautstärke.«
    John machte seinem Kollegen ein Zeichen, sich dem Haus vorsichtig zu nähern. »Bleiben Sie drinnen und von den Fenstern weg«, wies er Sandy an.
    »Glauben Sie, dass er Ärger machen wird?«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Mom?« Sandys Sohn kam in den Flur und blieb hinter seiner Mutter stehen. »Was ist denn los?«
    »Ich bringe bloß den Wagen deiner Mutter zurück«, erklärte John ihm.
    »Bist du abgeschleppt worden?«, fragte Tim ungläubig.
    »Nicht direkt«, sagte Sandy.
    »Das wird deine Mutter dir später erklären. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen...«
    John hörte, wie Sandy die Haustür schloss, als er durch ihren Vorgarten zu Cals Haus ging. Je näher er kam, desto lauter und aufdringlicher wurde die Musik. I’m sorry, Mama , jaulte Eminem, wobei Jaulen die angemessene Beschreibung war, dachte John, als er laut an Cals Tür klopfte. Gesang konnte man es jedenfalls nicht nennen, obwohl er das offensichtliche Talent des jungen Mannes widerwillig bewunderte. Der Punk hatte gelernt, seine Wut nicht nur produktiv, sondern
auch enorm profitabel einzusetzen. Wäre es nicht nett, wenn alle das machen könnten? Schade, dass Wut leichter zu mobilisieren war als Kreativität, dachte er und spürte, wie seine eigene Zornesader anschwoll, als er erneut und diesmal lauter klopfte. »Cal? Cal Hamilton, hier ist der Sheriff. Machen Sie auf.«
    »Sollen wir die Tür aufbrechen?«, fragte der Deputy.
    »Nur wenn Sie von hier bis zum Jüngsten Gericht verklagt werden wollen«, erklärte John dem übereifrigen jungen Mann mit dem kurzen dunklen Haar und dem weichen breiten Mund. »Das ist ein Höflichkeitsbesuch, schon vergessen? Wir bitten diesen Mann um Hilfe bei der Identifizierung einer Leiche, bei der es sich höchstwahrscheinlich um seine Frau handelt. Wir sind nicht hier, um ihn zu verhaften.« Noch nicht, fügte er stumm hinzu, bevor er ein drittes Mal klopfte.
    Die Musik wurde zu einem dumpfen Wummern heruntergedreht. »Immer langsam mit den jungen Pferden«, ertönte eine Stimme aus dem Haus. »Jesses, was ist denn los?«
    Noch bevor Cal nur in einer engen schwarzen Jeans und mit einem schrägen Grinsen die Tür öffnete, wusste John, dass er irgendwas genommen hatte.
    »Hallo, Sheriff Weber, wie schön, Sie so bald wiederzusehen. Was verschafft mir die Ehre?«
    »Ziehen Sie Ihre Schuhe an«, erklärte John ihm. »Und ein Hemd. Sie müssen mitkommen.«
    »Verhaften Sie mich wieder? Denn was immer es sein mag, ich war es nicht. Ich habe den ganzen Tag hier rumgesessen, Musik gehört und mich um meinen Kram gekümmert.«
    »Sie sind nicht verhaftet.«
    »Gut.« Cal knallte dem Sheriff die Tür vor der Nase zu.
    Als Eminem drinnen wieder in voller Lautstärke loslegte, hämmerte John erneut gegen die Tür. Er überlegte schon, ob er gehen und später zurückkommen sollte, als das Gejaule plötzlich abbrach und die Tür wieder geöffnet wurde.
    »Ich hab auch eine Klingel«, sagte Cal mit glasharten, ausdruckslosen
Augen. »Gleich dort.« Er zeigte darauf. »Sie müssen nur draufdrücken.« Er demonstrierte es, und melodiöser Glockenklang erfüllte die Luft. You are my sunshine . »Süß, was?«
    »Sie müssen mitkommen«, sagte John noch einmal.
    »Und warum?«
    »Wir haben eine Leiche gefunden«, sagte John gezielt grob. »Es könnte Fiona sein.«
    Cals Reaktion war ebenso heftig wie unerwartet. Er taumelte wie von einem Schlag getroffen rückwärts ins Haus. »Was?«
    »Hat Ihre Frau eine Tätowierung?«, fragte John und folgte ihm. Sofort erkannte er den schweren Duft von Haschisch. Überall standen leere Bierflaschen herum.
    »Sie hat eine kleine Tätowierung am Knöchel«, antwortete Cal nach einer langen Pause. »Warum?«
    »Können Sie sie beschreiben?«
    »Natürlich kann ich das. Ich kenne jeden Zentimeter vom Körper dieser Frau. Die Tätowierung lautet Eigentum von Cal Hamilton .«
    John senkte den Kopf und atmete tief durch. »Sie müssen mitkommen und die Leiche

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