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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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identifizieren.«
    »Soll das heißen, sie ist es?«
    »Die Leiche, die wir gefunden haben, hat eine Tätowierung am Knöchel, die der von Ihnen beschriebenen ähnelt.«
    »Was meinen Sie mit ›ähnelt‹?«
    »Sie müssen die Leiche identifizieren«, wiederholte John.
    »Das verstehe ich nicht. Sie kennen meine Frau doch. Sie müssen doch wissen, ob sie es ist. Was wollen Sie mir sagen?« Cal wich noch weiter zurück, bis er gegen einen Sessel stieß, in den er sich sinken ließ. »Wollen Sie sagen, dass ihr Gesicht weg ist? Weggepustet von demselben Irren wie bei Liana Martin?«
    »Wenn Sie uns lieber eine Haarprobe Ihrer Frau geben wollen, vielleicht von ihrer Bürste...«

    »Nein.« Cal sprang auf und schüttelte den Kopf, wie um ihn wieder klar zu bekommen. »Ich will sie sehen. Ich will sie sehen.«
    John wartete, bis Cal ein schwarzes T-Shirt übergestreift hatte und in ein Paar schwarze Turnschuhe neben der Tür geschlüpft war. »Ich fahre Sie zu ihr«, sagte John.
     
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, als ich gestern Morgen zur Arbeit gegangen bin, war sie noch gesund und munter.« Cal saß in einem kleinen fensterlosen Raum, der für die Vernehmung von Verdächtigen benutzt wurde. Die karge Möblierung bestand lediglich aus einem rechteckigen Eichentisch mit einem kleinen Stuhl auf jeder Seite. Zwei weitere Stühle standen an der völlig schmucklosen Wand. Die Klimaanlage war auf knapp über dem Gefrierpunkt eingestellt, weil John glaubte, dass ein Verdächtiger umso eher zu reden beginnen würde, je unbehaglicher er sich fühlte. Und Cal hatte zu schwitzen begonnen, kaum dass man ihn hineingeführt hatte.
    Ein Einwegspiegel nahm die obere Hälfte der Wand über der geschlossenen Tür ein. John wusste, dass auf der anderen Seite der Scheibe Richard Stahl, der Sheriff von Broward County, stand und ihn beobachtete. Der Bürgermeister hatte ihn alarmiert, sobald er von Fiona Hamiltons Tod erfahren hatte, und ihn gebeten, nach Torrance zu kommen, um Johns Ermittlung zu beaufsichtigen.
    Noch vor einer Woche hätte John die Präventivmaßnahmen des Bürgermeisters und noch mehr das unangekündigte Erscheinen seines Aufsehers als Bedrohung empfunden, aber heute sah er einer Beurteilung seltsam zuversichtlich entgegen. Denn auch wenn er nur wenig Geduld mit dem Bürgermeister hatte, den er für ein wichtigtuerisches Arschloch mit einem Napoleonkomplex hielt, mochte und respektierte er seinen Kollegen aus Broward County. Außerdem hatte John nie viel davon gehalten, sich ins eigene Fleisch zu schneiden, und wenn Richard Stahl neue Ideen hatte, die zur Lösung des
Falles beitragen konnten, würde John sie sich bereitwillig anhören.
    Normalerweise wäre es ihm lieber gewesen, mit dem Verhör von Cal Hamilton wenigstens ein paar Stunden zu warten. Der Mann hatte schließlich gerade die Leiche seiner Frau identifiziert. Aber Cal Hamilton war nicht irgendein Mann. Er war ein Heißsporn, der bereits wegen des tätlichen Angriffs auf eine Frau festgenommen worden war und höchstwahrscheinlich auch seine eigene Frau geschlagen hatte. Und auch wenn ihn der Anblick von Fionas leblosem Körper sichtlich erschüttert hatte, hatte er die Fassung bemerkenswert schnell wiedergefunden.
    »Hat sie sonst noch jemand gesehen?«, fragte John.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Hatten Sie sich gestritten?«
    »Jeder streitet.«
    »Aber nicht jeder setzt dabei seine Fäuste ein.«
    »Wollen Sie mir irgendwas vorwerfen?«
    »Ihr ganzer Körper war mit Blutergüssen übersät, Cal. Mit alten Blutergüssen. Ich bin sicher, der Gerichtsmediziner wird jede Menge alte Verletzungen, möglicherweise sogar ein paar gebrochene Knochen, feststellen.«
    »Okay, also habe ich sie ein paar Mal geschlagen. Glauben Sie mir, sie hat genauso ausgeteilt, wie sie eingesteckt hat.«
    »Wollen Sie behaupten, Sie wären von Ihrer Frau geschlagen worden?«
    »Ich sage bloß, dass sie auch keine Heilige war. Manchmal musste ich mich wehren.«
    »Sie sind gut dreißig Kilo schwerer als sie«, bemerkte John.
    Cal stieß ein abschätziges Geräusch aus, irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Lachen. »Wenn sie wütend war, konnte sie ganz schön wild werden.«
    »Worüber war sie denn wütend, Cal?«
    »Das Übliche. Sie dachte, ich mach mit anderen rum. Untreue, Sie verstehen?«

    »Und stimmt das?«
    »Es hatte nichts zu bedeuten.« Cal blickte zu der Neonlampe an der Decke. »Was soll dieser Blick, Sheriff? Wollen Sie mir erzählen, dass Sie Ihre Frau

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