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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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lebendig gewirkt hatte. »Okay, ich gebe auf«, sagte sie, nachdem sie minutenlang durch endlose Orangenhaine gefahren war. Sie hielt am Straßenrand. Weit und breit war kein anderes Fahrzeug in Sicht. »Wo zum Teufel sind wir?«
    »Ich glaube, wir müssen an der nächsten Kreuzung links abbiegen«, sagte Delilah.
    »Bist du dir sicher?«
    »Nein.«
    »Na toll.«
    »Vielleicht sollten wir warten, bis jemand vorbeikommt.«
    »Hast du in den letzten fünf Minuten irgendeinen anderen Wagen gesehen?«, fragte Sandy gereizt. »Ich dachte, du kennst den Weg.«

    »Tut mir leid, Mrs. Crosbie. Ich hab es verbockt.«
    »Nein, mir tut es leid«, entschuldigte Sandy sich rasch, als sie Delilahs zitternde Unterlippe sah. »Das ist nicht deine Schuld. Ich bin schließlich die Fahrerin.« Sie atmete tief durch. »Und du meinst, ich sollte links abbiegen.«
    »Ich weiß nicht so genau.«
    »Nun, probieren wir es halt.« Sandy fuhr wieder los, bog an der nächsten Kreuzung links ab und folgte der Straße entlang einer endlosen Folge von Orangenplantagen. Als sie gerade dachte, dass es vermutlich an der Zeit war, wieder abzubiegen, fasste Delilah unvermittelt ihren Arm und drückte fest zu.
    »Halten Sie an«, flüsterte sie.
    »Warum? Weißt du, wo wir sind?« Sandy stoppte den Wagen und wandte sich Delilah zu. »Was ist los?«, fragte sie, als sie den Gesichtsausdruck des Mädchens sah. Delilah starrte mit aschfahlem Gesicht und aufgerissenen Augen durch die Windschutzscheibe. »Was ist los, Delilah?«
    »Ich glaube, ich hab was gesehen.«
    Sandy sah sich in alle Richtungen um. »Was hast du gesehen?«
    »Es sah aus wie eine Hand.«
    »Was?«
    »Es sah aus wie eine menschliche Hand«, schrie Delilah beinahe. »Oh mein Gott. Es sah aus wie eine Hand.« Mit tränenfeuchten Augen sah sie Sandy an.
    »Okay, beruhige dich. Beruhige dich«, ermahnte Sandy sie, obwohl ihr Herz raste, als ob es vielleicht demnächst abheben wollte. »Wo, glaubst du, hast du sie gesehen?«
    »Da vorne. Etwa fünfzig Meter zurück.«
    Sandy legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam ein Stück zurück.
    »Noch ein bisschen«, sagte Delilah mit zusammengebissenen Zähnen. »Da!« Ihre Hand schnellte hoch und schlug gegen die Scheibe. Sie schrie, schloss die Augen und vergrub
ihr Gesicht in ihrem Schoß. »Ist es eine Leiche?«, fragte sie, als Sandy anhielt und die Tür öffnete. »Nein! Gehen Sie nicht da raus!«
    Sandy ging schweigend um das Heck des Wagens und ließ den Blick ängstlich über das hohe Gras schweifen. Zunächst fiel ihr nichts Außergewöhnliches auf. Wiese, Erde, ein paar weggeworfene, halb gegessene Orangen und Fliegen. Jede Menge Fliegen. Und dann blitzte etwas Glänzendes in der Sonne auf. Ein Ring, wie sie erkannte, und dann sah sie den Finger, an dem er steckte, und die dazugehörige menschliche Hand.
    Sandy schlug die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien, während sie zum Wagen zurückstolperte. »Hast du ein Handy? Bitte sag mir, dass du ein Handy hast.«
    Sofort gab Delilah Sandy ihr Mobiltelefon. »Was ist denn? Was haben Sie entdeckt?«
    Sandy tippte die Nummer des Notrufes ein. »Am Straßenrand liegt eine Frauenleiche«, berichtete sie der Telefonistin der Notrufzentrale und sah, wie sämtliche Farbe aus Delilahs Gesicht wich. »Nein. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Irgendwo jenseits des Citrus Grove.« Sie versprach, die Verbindung nicht zu unterbrechen, bis die Polizei eingetroffen war. Dann legte sie das Telefon in ihren Schoß und nahm die in Tränen aufgelöste Delilah in den Arm.
    »Ist es Mrs. Hamilton?«
    »Ich weiß es nicht.« Während sie auf das Eintreffen des Sheriffs warteten, hielt Sandy das schluchzende Mädchen und überlegte, was schlimmer wäre – wenn die von ihnen entdeckte Leiche Fiona Hamilton wäre oder wenn nicht.

26
    » W ollen Sie mir vielleicht erzählen, was Sie hier draußen gemacht haben?«, fragte John Weber, während seine Beamten begannen, den Bereich abzusperren. Er versuchte, die Tatsache zu verdauen, dass die Frau, mit der er redete, den Arm um die Tochter der Frau gelegt hatte, derentwegen ihr Mann sie verlassen hatte. Das fand er beinahe so schockierend wie die Leiche, die die beiden im hohen Gras entdeckt hatten. Eine Leiche, von der er annahm, dass es sich um Fiona Hamilton handelte, obwohl das erst hundert Prozent sicher war, wenn ihr Mann sie identifiziert hatte. Wie bei Liana Martin war vom Gesicht der Frau nicht mehr viel übrig. Aber die Haarfarbe stimmte, und der

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