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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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auf meinem versteckten Beobachtungsposten, und ich kann Ihnen sagen, als ich merkte, dass sie tatsächlich wieder eingeschlafen war, hätte ich beinahe laut geschrien. Ich meine, wie lange sollte das dauern? Aber was konnte ich machen? Also saß ich einfach da und wartete darauf, dass sie wieder aufwachte. Nach einer Weile fing ich an, mir Sorgen zu machen. Hatte ich mich verschätzt und ihr zu viel Chloroform verpasst? War sie tot? Tot zur Unzeit?
    Und dann nach weiteren dreißig Minuten – sage und schreibe, eine halbe Stunde! – öffnete sie ihre flatternden Lider und richtete sich wieder auf. Diesmal schaffte sie es sogar aufzustehen. Sie ging zur Tür – ich wurde offen gestanden ganz aufgeregt! -, und was dann? Sie stand bloß da. Sie versuchte nicht, sie zu öffnen. Sie starrte sie bloß eine Weile an und setzte sich dann wieder auf die Pritsche. Es war wirklich merkwürdig. Ich traute meinen Augen kaum. Es fällt mir bis heute schwer, es zu glauben.
    Schließlich öffnete sie eine der Wasserflaschen, trank einen großen Schluck und benutzte den Eimer. Und das Toilettenpapier. Dann sah sie sich nach einem Behältnis um, in dem sie das Papier entsorgen konnte – Notiz an mich selbst: einen kleinen Plastikmülleimer kaufen -, bevor sie das Papier in die Ecke warf. Dann nahm sie wieder auf der Pritsche Platz und wartete. Wusste sie, worauf?
    Wie sich herausstellte, meinte sie, auf ihren lieben Gatten zu warten. Sie dachte, das Ganze wäre sein Werk, unglaublich, aber wahr. Als ob Cal Hamilton die Fantasie für so etwas hätte. Das hat sie mir jedenfalls erzählt. Sie sagte, dass sie vermutete, etwas gemacht zu haben, was ihm missfallen hätte, und dies wäre seine neue Art der Bestrafung.
    Aber ich eile meiner Geschichte voraus.
    Als quälend offensichtlich wurde, dass sie nichts unternehmen würde, um das Spiel voranzubringen, nun, da wäre ich,
wie ich gestehen muss, beinahe in Panik geraten. Ich habe einen ziemlich engen Zeitplan, und ich muss vorsichtig sein und darf keinen Verdacht erregen. In letzter Zeit habe ich das Schicksal schon mehrfach herausgefordert, bin Risiken eingegangen, die nicht unbedingt nötig gewesen wären, und ich wollte nicht überheblich werden. Ich wusste, selbst wenn Fiona alle Geduld der Welt hatte, ihr durchgeknallter Scheißkerl von einem Ehemann hatte sie nicht. Ich wusste, dass er in der Stadt herumsuchen würde, sobald er begriffen hatte, dass sie verschwunden war. Natürlich hatte ich nicht geahnt, dass er tatsächlich irgendwo reinmarschieren und auf jemanden losgehen würde. Das war eine Art Zugabe.
    Ich beschloss also, dass ich ebenso gut nach Hause gehen und Fiona ein paar Stunden Zeit lassen konnte, hungrig und hoffentlich auch verzweifelt zu werden. Ich für meinen Teil hatte jedenfalls einen Bärenhunger. Und außerdem auch noch andere Sachen zu erledigen. Also fuhr ich weg und kam später zurück. Und Überraschung! Fiona schlief. Das war wirklich nicht zu überbieten. Diese Frau fing an, mir echt unheimlich zu werden. Ich meine, was war mit ihr los?
    Ich musste also ganz offensichtlich von meinem ursprünglichen Plan abweichen. Es war zwecklos, einem Szenario zu folgen, das zum Scheitern verurteilt war. Also ließ ich den nächsten Teil aus – den Teil, in dem ich sonst wirklich glänze – und ging direkt zur letzten Phase über. Ich begab mich nach unten und schloss die Tür auf.
    Und dann ging ich hinein.
    Wenn sie mich hereinkommen hörte, ließ sie sich das nicht anmerken. Selbst als ich mich direkt neben ihre Füße auf die Pritsche gesetzt hatte, rührte sie sich nicht. Nein, sie lag bloß da und schlief. Ich sah ihr beim Atmen zu und fragte mich, ob sie träumte, und wenn ja, wovon.
    Ich träume andauernd, obwohl manche Leute einem erzählen, dass sie nie träumen. Sie irren sich. Tatsache ist, dass jeder träumt, aber viele Menschen können sich nicht an ihre Träume
erinnern. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine haben. Studien haben eindeutig bewiesen, dass es Phasen des Tiefschlafs gibt, in denen wir praktisch bewusstlos sind, und Phasen, in denen unser Unterbewusstsein das Kommando übernimmt und in einer Reihe von Symbolen zu uns spricht, die wir häufig nicht verstehen und an die wir uns noch öfter nicht erinnern. Diese »Traumzeiten« heißen REM-Schlaf. Und nur weil wir uns nicht an diese Träume erinnern, heißt das nicht, dass sie nicht wichtig wären. Abgesehen davon, dass sie den tagsüber aufgebauten Stress lösen, versuchen unsere

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