Nur Der Tod Kann Dich Retten
führt.
Wie dem auch sei. Apropos die Stimmung verderben. Ich hätte es mir beinahe anders überlegt. Aber was sollte ich machen? Ich konnte sie ja schlecht laufen lassen. Also habe ich sie erschossen, aber das einzige Vergnügen, das ich daran hatte, war die Vorfreude darauf, was Cal bevorstand. Ich hatte bereits ein paar Trophäen, die ich Candy und Liana abgenommen hatte, in seinem Haus deponiert, und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Sheriff einen Durchsuchungsbefehl beantragen und sie finden würde. Anschließend entsorgte ich die Leiche.
Und nun sitzt Cal Hamilton in Bezirksgefängnis, angeklagt der Ermordung zweier Frauen und Hauptverdächtiger beim Verschwinden einer dritten. Natürlich beteuert er lautstark seine Unschuld und behauptet, nie etwas von einer Person namens Candy Abbot gehört zu haben. Irgendjemand wolle ihm den Mord an Liana Martin in die Schuhe schieben, und seine Frau habe er geliebt. Klar, dass alle Zeitungen die Geschichte bringen – ich habe sogar einen kurzen Bericht auf CNN gesehen -, obwohl niemand ihm glaubt. Man muss fast Mitleid haben mit dem Mann. Aber das hat natürlich niemand. Ich ganz bestimmt nicht.
Nein, ich bin ganz zufrieden damit, Cal Hamilton noch mindestens einen Monat im Knast schmoren zu lassen. Das gibt der Stadt Gelegenheit, zu Atem zu kommen und die Ketten der Angst abzustreifen, die sie in den vergangenen Wochen gefesselt haben. Außerdem hat es allem unsinnigen Gerede ein Ende bereitet, das FBI hinzuzuziehen. Nein, Sir, das ist jetzt nicht mehr notwendig. Ein kaltblütiger Mörder sitzt hinter Schloss und Riegel, und unser Sheriff ist ein Held.
Jedenfalls habe ich jetzt alle Zeit, die ich brauche, um meine nächsten Schritte sorgfältig zu planen. Das Schuljahr geht zu Ende. In etwa sechs Wochen ist offiziell Sommeranfang. In der Zwischenzeit gibt es vieles, worauf man sich freuen kann: wärmeres Wetter, die Ferien, die Freiheit. Das besondere Interesse gilt jedoch dem anstehen Musical-Spektakel der Torrance High. Das Ensemble ist voller eifriger, hoffnungsvoller Talente, und ich habe vor, meine nächste Hauptdarstellerin aus ihren jugendlichen Reihen zu rekrutieren. Genau genommen, hat sie die Rolle schon.
Kiss me, Kate!
28
E inen Monat später wartete Sandy zwischen einer nervösen Rita Hensen und einem schnarchenden Lenny Fromm in der dunklen Aula unruhig auf den Beginn der Aufführung. Direkt hinter ihr saß Avery Peterson, der alleine gekommen war, zwei Reihen hinter ihm Sandys Mann Ian, der dezidiert nicht alleine gekommen war. Praktisch an seiner Seite klebend und den Arm besitzergreifend untergehakt präsentierte sich Kerri Franklin in einem pinkfarbenen Overall und einer klobigen Kette mit bunten Perlen, die in dem Tal ihres tiefen Ausschnitts verschwanden. »Titten und Talmi«, hatte Rita erklärt, als Kerri mit ihrer von Kopf bis Fuß in Beerdigungsschwarz gekleideten Mutter triumphierend den Mittelgang hinunterstolziert war. Rose, die offensichtlich weniger begeistert war, hier sein zu müssen, hatte nicht aufgehört zu grummeln, bis sie ihren Platz eingenommen hatte. »Sie singt bloß im Chor«, hatte die Frau laut gemurrt. »Ich verstehe nicht, warum wir dafür extra diesen Aufwand betreiben mussten.«
»Wir sind nicht nur wegen Delilah hier«, erinnerte Kerri sie in einer Lautstärke, die mehrere Reihen weiter noch problemlos zu verstehen war. »Ians Tochter spielt die Hauptrolle, und wir dachten, es wäre eine nette Gelegenheit für dich, sie kennen zu lernen.«
Sandy fand, dass Kerri den Satz ein klein wenig zu genüsslich und mit einer unangemessenen Betonung auf dem wir vorgetragen hatte. Die Information war offenbar ebenso für sie wie für Rose bestimmt.
»Miststück«, flüsterte Rita, die den Auftritt offenbar ähnlich beurteilte wie Sandy. »Bitte sag mir, dass du endlich den Anwalt angerufen hast, den ich dir genannt habe.«
Sandy schüttelte den Kopf. »Ich bin irgendwie noch nicht dazugekommen«
»Was soll das heißen, du bist irgendwie noch nicht dazugekommen?«
»Ich wollte ihn anrufen.«
»Und warum hast du es dann nicht getan? Der Mann ist ein gedankenloses Arschloch.«
»Er ist kein...« Sandy hielt inne, unfähig das Wort laut auszusprechen. Aber warum musste er heute Abend hier sein?
Ursprünglich hatte Ian Karten für die Premiere bestellt, weshalb Sandy es für klüger – und zweifelsohne auch sicherer – gehalten hatte, eine der beiden anderen Vorstellungen zu besuchen. Deshalb wurde
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