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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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immer noch Hoffnung, dass das der Fall sein könnte -, dann war dies offensichtlich genau die Botschaft, die er vermitteln wollte: Es war an der Zeit, Torrance zu verlassen, sie hatten das Wohlwollen der Einheimischen überstrapaziert, sie sollten ihre Verluste abschreiben und abhauen.
    »Bitte mach, dass ich aufwache«, flüsterte sie.
    Sie kehrte zu der Pritsche zurück und schloss noch einmal die Augen, obwohl sie sich nicht hinlegte. Du musst an etwas Schönes denken, sagte sie sich. Denk an den Bikini, den du in dem kleinen Laden in South Beach gesehen hast, den schwarzen mit den kleinen blauen Schleifen, den deine Mutter zu teuer fand, aber dann hat sie der Verkäuferin heimlich gesagt, sie solle ihn zurücklegen. Wahrscheinlich sollte es also eine Überraschung zu ihrem Geburtstag am 1. Juli werden. Der in Kanada ein großer Feiertag war so wie der 4. Juli in Amerika.
    Sie mochte Kanada, dachte Megan, dem wahllosen Fluss ihrer Gedanken folgend. Sie hatte zwar noch nicht viel von dem Land gesehen, eigentlich nur Toronto, aber sie liebte die Stadt, weil sie so schön war und man dort so viel anschauen konnte – den CN-Tower, das Science Centre und den Theater District -, und von Rochester musste man nur die Fähre über den See nehmen. Im letzten Jahr waren sie eines Samstagmorgens mit der Fähre nach Toronto gefahren, hatten sich am Nachmittag die Dinosaurier-Ausstellung im Royal Ontario Museum angesehen und in einem Prominenten-Lokal namens Sotto Sotto wunderbar zu Abend gegessen. Dort waren sie tatsächlich Kiefer Sutherland und Ethan Hawke über den Weg gelaufen- Kiefer war viel süßer als Ethan, der viel zu dünn war und aussah, als könnte ihm ein Bad nicht schaden. Anschließend hatte sie noch eine Vorstellung der letzten Les Misérables -Tournee besucht und waren am nächsten Tag mit der Fähre zurück nach Rochester gefahren. Sie hatten so viel
Spaß gehabt. Das war natürlich, bevor ihr Vater in einem Internet-Chatroom Kerri Franklin kennen gelernt und ihre Mutter überredet hatte, mit der ganzen Familie nach Florida zu ziehen. Wenn sie nur jetzt auf eine Fähre springen könnte, dachte Megan. Wenn sie nur hier rauskommen würde.
    Wo war sie?
    Ihr Magen knurrte, und sie fragte sich, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte. »Ich kriege langsam Hunger, Leute«, rief sie. »Ich finde, der Spaß hat jetzt lange genug gedauert, meint ihr nicht?«
    Aber niemand antwortete.
    Trotz ihrer besten Vorsätze und aller sturen Entschlossenheit ließ Megan den Kopf auf die Pritsche sinken und weinte.

33
    » H ör auf zu heulen, Herrgott noch mal«, knurrte John wütend und versuchte sich zu beherrschen. Schließlich war er und nicht seine Frau der Leidtragende bei der ganzen Sache. Er hatte sich nicht so betrunken, dass er völlig hysterisch geworden war. Er hatte sie nicht beide vor allen Leuten blamiert und ihr schmutziges kleines Geheimnis – also gut, sein schmutziges kleines Geheimnis, und war es überhaupt ein Geheimnis, wenn es schon jeder wusste? – mitten in der beliebtesten Kneipe der Stadt ausposaunt. Er hatte sich auf der Heimfahrt nicht im Wagen übergeben und dann noch einmal, sobald sie das Haus betreten hatten. Hatte er nicht alles sauber gemacht, Herrgott noch mal? Hatte er sich nicht auf die Zunge gebissen, als sie ihn als Mistkerl, Betrüger und fettes Schwein beschimpft hatte? Hatte er seinen Impuls, den Fernseher einzutreten, nicht unterdrückt, als sie ins Schlafzimmer gestolpert war und ihn auf volle Lautstärke gedreht hatte? Er war der Inbegriff der Zurückhaltung, dachte er vor dem Bett auf und ab laufend. »Weswegen heulst du, verdammt noch mal?«, brüllte er über den dröhnenden Fernseher hinweg.
    »Ich heule darüber, wie du mich behandelst«, schrie sie zurück. Sie saß auf dem Bett, den Rücken an das Kopfbrett gelehnt, ein Bein über das Überbett gestreckt, den anderen Fuß Halt suchend auf dem Boden, die Knöpfe ihrer zerknitterten Bluse offen, das sonst volle kastanienbraune Haar schlaff und strähnig und mit einer Mascara-Spur im Gesicht, die den Fluss ihrer Tränen markierte.

    »Wie ich dich behandele?«
    »Jeder weiß über deine Affäre mit Kerri Franklin Bescheid.«
    »Nun, wer es bisher nicht wusste, weiß es jetzt ganz bestimmt.« John knöpfte seinen marineblauen Blazer auf, den er nur zu besonderen Anlässen trug. Und der Abend hatte auch ganz besonders begonnen. Der spontane Beifall, mit dem er in der Schulaula empfangen worden war, der fantastische

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