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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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laut und hoffte, dass das schrille Geräusch sie endlich von dieser ermüdenden Tortur erlösen würde. Aber es prallte von den nackten Wänden ab und kullerte ihr entgegen wie ein vergessener Gummiball.
    In der Ecke standen zwei Flaschen Wasser. Waren die schon immer dort gewesen oder war das etwas Neues?
    Megan überlegte, aufzustehen und sich eine zu nehmen – sie hatte Durst -, aber das hätte bedeutet, eine aktive Rolle in diesem Albtraum zu übernehmen, den zu verlängern sie
keinerlei Bedürfnis hatte. Deshalb blieb sie, wo sie war, den Rücken an die harte Wand gepresst, und versuchte, die wachsende Gewissheit zu ignorieren, die durch ihre Adern zirkulierte, das flaue Gefühl, das sich in ihrem Magen ausbreitete, die grausame, undenkbare Einsicht, dass dies kein Traum war und sie deshalb auch nicht aufwachen würde. Denn sie war schon wach, wie ihr mit einem stechenden Atemzug bewusst wurde, als hätte ihr jemand ein Messer ins Herz gestoßen.
    Sie schlief nicht. Dies war kein Traum. Sie war hellwach und hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, außer dass sie nie zuvor hier gewesen war, so viel war sicher. »Hallo?«, rief sie. »Hallo? Ist da jemand?«
    Und dann sah sie die Tür.
    »Herrgott noch mal«, murmelte sie und stieß sich von der Pritsche ab. Wie blöd konnte man sein! Sie war ein kompletter Idiot, sich wegen gar nichts so aufzuregen. Die Tür war direkt vor ihrer Nase. Wie hatte sie sie vorhin übersehen können? Sie stand direkt davor und musste sie nur noch öffnen.
    Aber sie ließ sich nicht öffnen, nicht mal einen Zentimeter bewegen, egal wie kräftig sie drückte und drehte. Schließlich schlug sie darauf ein und trat mit ihren neuen Stiefeln dagegen, bis das empfindliche Wildleder ganz abgekratzt und angestoßen war. »Was zum Teufel geht hier vor?«, rief sie laut mit Schweißperlen auf der Stirn. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie warm und stickig es in dem fensterlosen Raum war. »Macht die Tür auf«, kreischte sie. »Irgendjemand macht sofort die Tür auf.«
    Wo war sie?
    »Wo bin ich?«, fragte sie laut und begann, in dem Raum auf und ab zu laufen. Denk nach, dachte sie. »Denk nach«, brüllte sie und schlug sich mehrfach mit den Fäusten gegen ihre Hüfte. »Was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?«
    Sie erinnerte sich daran, auf der Bühne gestanden, gesungen, getanzt und den Applaus genossen zu haben. Sie erinnerte
sich daran, wie Greg stolz ihre Hand gedrückt hatte, als sie sich gemeinsam verbeugt hatten.
    Greg, dachte sie.
    Natürlich.
    »Greg?«, rief sie. »Greg, bist du da? Greg, lass mich hier raus. Das ist nicht lustig.«
    Keine Antwort.
    »Greg! Hörst du mich? Der Witz hat jetzt lange genug gedauert. Du bist nicht Petruchio, und ich bin nicht deine dumme Kate. Und ich finde es überhaupt nicht toll, eingesperrt zu werden. Lass mich raus. Sofort .«
    Das musste Joeys Idee gewesen sein, dachte Megan, während sie ihrem Durst endlich nachgab und eine der Wasserflaschen öffnete. Joeys Vorstellung von einem lustigen Streich. Ein verdammt übler Streich. Wirklich Der Widerspenstigen Zähmung . Sie setzte die Flasche an den Mund, legte den Kopf in den Nacken und musterte beim Trinken die Decke. Sie spürte, wie das Wasser durch ihre Kehle rann und in ihrem Bauch zu einem Eisblock gefror. Wurde sie beobachtet?
    »Ist da jemand?«, flüsterte sie und wiederholte dann noch einmal lauter: »Ist da jemand?« Sie suchte die Wände nach Löchern oder versteckten Kameras ab, aber das Licht war zu schwach und die Wände zu hoch, um jede Nische zu überprüfen. Sie könnte die Pritsche als Leiter benutzen, um die Laterne zu erreichen, aber was würde ihr das nutzen? Sie würde bloß Energie verschwenden, die sie vielleicht später brauchte.
    Wofür?
    »Greg! Joey! Macht die Tür auf. Verdammt noch mal. Das ist nicht witzig.«
    Megan fuhr herum. Was war das für ein Geräusch? Hatte sie tatsächlich ein Lachen gehört oder spielte die Fantasie ihr nur einen Streich? Sie stand absolut still und spitzte die Ohren, um das Geräusch noch einmal zu hören, vernahm jedoch nur ihren eigenen abgerissenen Atem. Okay, sagte sie sich.
Du musst dich beruhigen. Du bietest ihnen genau das, was sie wollen. Es sind nur ein paar blöde Jugendliche, die ihr einen blöden Streich spielten und ihr irgendeine Lektion erteilen wollten. Wahrscheinlich waren Tanya und Ginger auch beteiligt, die so Rache dafür nahmen, dass sie ihnen die Hauptrolle unter ihrer gerümpften Nase weggeschnappt hatte.

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