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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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die Speckrollen, die über den Bund ihrer tief sitzenden Jeans quollen, und zupfte verlegen am Saum ihres über der Hose hängenden, weißen T-Shirts. Sie hasste den erbarmungslosen Schnitt von Jeans, die wenig schmeichelhafte Art, in der sie sich in die Taille eingruben, den ohnehin reichlich vorhandenen Fettpolstern neue hinzufügten und das Überflüssige noch betonten. Warum konnte nicht jemand Kleidung entwerfen, die den meisten Menschen passte – nach neuesten Studien waren mehr als fünfzig Prozent der Amerikaner signifikant übergewichtig -, und die nicht nur für die Amber Webers und Megan Crosbies dieser Welt geschaffen war? Wann war die Mehrheit der Konsumenten zu einer unerwünschten demographischen Größe geworden? Welchen Sinn hatte das?
    Nicht, dass dieser Tage irgendetwas viel Sinn ergeben hätte.
    »Ziemlich grausiger Anblick«, sagte Cal und führte Delilah in die Küche auf der Rückseite des unordentlichen kleinen Hauses.

    Delilah blickte verstohlen ins Wohnzimmer, wo die Möbel wie ängstliche Wächter auf Posten standen. Sie fragte sich, ob je irgendjemand auf dem unbequem aussehenden Sofa mit der geraden Rückenlehne und den Sesseln mit den hohen Lehnen saß, und es hatte sie auch nicht überrascht, bei einem ihrer vorherigen Besuche festzustellen, dass die Lampenschirme noch in Plastik verpackt waren. Zunächst hatte sie sich Sorgen gemacht, das Plastik könnte sich in der Nähe der Glühbirnen erhitzen, war jedoch rasch zu dem Schluss gekommen, dass die Lampen wahrscheinlich nie angemacht wurden, und deshalb war es egal. Ihre Mutter meinte, dass der Plastikbezug den Lampenschirm auf Dauer verformen würde, aber Delilah bezweifelte, dass Cal Hamilton es bemerken würde.
    Wie in jedem anderen Zimmer des Hauses waren auch in der Küche die Jalousien heruntergelassen und dicht geschlossen, obwohl zwischen zwei verbogenen Lamellen trotzdem ein wenig Sonnenlicht eindrang und wie Laserstrahlen auf die senffarbenen Keramikfliesen am Boden fiel.
    »Wie ist es passiert? Sind Sie sozusagen auf sie getreten?« Delilah stieg über einen Streifen Licht und erstarrte zwischen einem zweiten und einem dritten, als Cal plötzlich stehen blieb und sich umdrehte.
    Cal Hamilton schüttelte seine blonde Mähne und stieß einen verächtlichen Laut aus. Seine Lippen waren wie immer zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Er fand die Frage ganz offensichtlich bescheuert. »Ein paar von den Jungs haben einen verdächtig aussehenden Hügel entdeckt, und wir haben beschlossen, mal nachzusehen.«
    »Und dann haben Sie Liana gefunden?«
    »Nein. Den McDonald’s-Clown«, gab er mit triefendem Sarkasmus und hörbarer Ungeduld zurück.
    Tränen schossen in Delilahs Augen. Sie stellte ihren Segeltuchbeutel auf den runden Küchentisch und schlug den Blick nieder, unvermittelt dankbar für die bedrückende Dunkelheit. So sehr sie sich an den hasserfüllten Spott ihrer Mitschüler
gewöhnt hatte, so wenig konnte sie mit Sarkasmus umgehen. Wie eine spitze Klinge stieß er mühelos durch die Fettfalten zwischen ihren Rippen direkt in ihr Herz, vor allem wenn er von einem Erwachsenen kam. Und auch wenn Delilah nicht viel von Cal Hamilton hielt – sie fand ihn grob und egoistisch -, wollte sie trotzdem, dass er sie mochte. Noch etwas, was nicht besonders viel Sinn ergab.
    »Natürlich war es Liana«, sagte Cal sanfter. »Obwohl sie schon bessere Tage gesehen hatte.« Er machte eine Pause und legte den Kopf zur Seite. Eine Strähne seines blonden Haars fiel verführerisch in seine Stirn. »Willst du mich nicht fragen, wie sie aussah?«
    Delilah schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Gut. Denn sie sah schrecklich aus.«
    Delilah schluckte und spürte, wie ihre Kehle trocken und rau wurde, sodass sie die nächsten Worte nur krächzend herausbrachte. »Jemand hat gesagt, ihr Kopf wäre weg gewesen.«
    »Da hat jemand übertrieben. Wie üblich.« Cal lächelte. »Nur ihr halber Kopf.« Er klopfte sich mit der Hand auf die Schenkel. »Aber wie dem auch sei und so gerne ich diese Unterhaltung fortsetzen würde, ich muss los.«
    »Ja, sicher. Ich wollte Sie nicht aufhalten.«
    »Im Kühlschrank steht Bier, der Schnaps ist im Wohnzimmerschrank.« Zwinkernd gab er ihr zu verstehen, dass er einen Scherz gemacht hatte. »Und wenn das Telefon klingelt, geh nicht dran. Der Anrufbeantworter ist eingeschaltet.« Er ging zu der Hintertür am Ende des Küchentresens, die zum Carport neben dem Haus führte.
    »Ist Mrs. Hamilton zu Hause?«, fragte sie

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